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SPORTaktiv Februar 2020

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Fotos: GEPA pictures<br />

igentlich hätte ich<br />

spätestens hellhörig<br />

werden müssen,<br />

als mir Eismeister<br />

Chris –<br />

ein waschechter<br />

Schotte – wärmstens<br />

empfiehlt, einen als Stirnband<br />

getarnten Helm aufzusetzen. „Believe<br />

me – it’s better“, sagt er in breitestem<br />

Glasgower Dialekt. Dass er mich mit<br />

dem Hinweis nicht aufs Glatteis führen<br />

wollte, merke ich, als er mich<br />

wirklich aufs Glatteis führt. Und zwar<br />

in der Kitzbüheler Curlinghalle, der<br />

einzigen (!) ihrer Art in ganz Österreich<br />

und Heimat von Sebastian<br />

Wunderer, der mit seinem Team so<br />

etwas wie der FC Red Bull Salzburg<br />

des Stein- und Besengewerbes ist, da<br />

die vergangenen sechs Staatsmeistertitel<br />

alle an ihn und sein Tiroler Team<br />

gegangen sind. Er soll mich in die<br />

Geheimnisse des Sports einweihen,<br />

der wahlweise respektvoll als „Schach<br />

auf dem Eis“ oder weniger respektvoll<br />

als Hausfrauen-Bewegungstherapie tituliert<br />

wird. Letzteres kann allerdings<br />

nur jemand behaupten, der sich noch<br />

nie aus einem sogenannten Hack katapultiert<br />

und versucht hat, einen 20<br />

Kilogramm schweren Stein ins gegenüberliegende<br />

Haus zu befördern.<br />

Doch zurück zu meinen ersten<br />

Gehversuchen, bei denen ich mit<br />

Curlingschuhen auf der Eisbahn so sicher<br />

stehe wie eine Kuh auf dem<br />

Drahtseil. Am linken Schuh eine Slider-Sohle,<br />

rechts einen Anti-Slider-Aufsatz,<br />

sodass ich mich elegant<br />

bewege wie Paulchen Panther zu seinen<br />

besten Zeiten. „Am besten du<br />

Beim Wischen auf der 45 Meter langen Bahn merkt unser Reporter, dass Curling<br />

nicht nur ziemlich anstrengend, sondern auch schmerzhaft sein kann.<br />

gehst die Bahn ein paarmal auf und<br />

ab, damit du dich daran gewöhnst“,<br />

schlägt Chris vor. In der Zwischenzeit<br />

schafft Sebastian die Steine heran,<br />

denn zunächst soll es darum gehen,<br />

wie man das Spielgerät fehler- und<br />

unfallfrei auf die Reise schickt.<br />

Sprich: Als Rechtshänder kommt der<br />

rechte Fuß in den Hack, der an einen<br />

Startblock aus der Leichtathletik erinnert,<br />

linker Fuß daneben. Curlingstein<br />

in die rechte Hand, links ein<br />

„Krücke“ genanntes Hilfsgerät, damit<br />

man beim Sliden nicht umfällt (echte<br />

Curler nehmen dafür ihren Besen).<br />

„Hüften hoch, Schwung holen und<br />

abstoßen“, erklärt Sebastian. Was er<br />

nicht erklärt, ist, wie man das Gleichgewicht<br />

halten soll, wenn man den<br />

Stein irgendwann loslässt. Dementsprechend<br />

unbeholfen mache ich<br />

(und vor allem mein rechtes Knie)<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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