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DIE WICHTIGSTEN<br />
CURLING-REGELN<br />
Ein Team besteht aus vier Spielern, von denen jeder zwei Steine<br />
ins Spiel bringen muss. Kapitän des Teams ist der sogenannte<br />
Skip, er bestimmt die Taktik und zeigt mit dem Besen im Haus<br />
an, wohin gezielt werden soll. Ein Match besteht bei großen<br />
Meisterschaften aus zehn Ends, in denen es für jeden Stein, der<br />
dem Zentrum im Haus am nächsten ist, einen Punkt gibt (ähnlich<br />
wie beim Boccia). Am Anfang wird gelost, wer im ersten<br />
End den Hammer bekommt (=Recht auf den letzten Stein).<br />
Punktet ein Team, geht der Hammer automatisch zum Gegner<br />
über. Steine, die als Guards in der sogenannten und meist gelb<br />
markierten „Free Guard Zone“ vor dem Haus platziert werden,<br />
dürfen in den ersten fünf Runden eines Ends nicht weggeschossen<br />
werden – das führt zu vielen taktischen Variationsmöglichkeiten<br />
beim Curling.<br />
erstmals, aber leider nicht letztmals<br />
Bekanntschaft mit dem Eis.<br />
„Das ist ganz einfach“, sieht Sebastian<br />
gleich, woran es hapert. „Du<br />
musst so viel Gewicht wie möglich<br />
auf den linken Fuß und so wenig wie<br />
möglich auf den Stein geben. So<br />
kannst du dich auch voll darauf konzentrieren,<br />
welchen Drall du ihm mitgibst.“<br />
Womit wir beim nächsten<br />
spannenden Punkt dieser irrsinnig<br />
komplexen Sportart angelangt sind.<br />
Denn wer glaubt, dass man einen<br />
Stein einfach so gerade über die Bahn<br />
schieben kann, hat die Rechnung<br />
ohne die Tücken des Eises gemacht.<br />
„Zwei Möglichkeiten: Entweder du<br />
drehst den Stein am Anfang auf 14<br />
Uhr und zurück auf 12, wenn du ihn<br />
loslässt. Oder du drehst von 10 Uhr<br />
auf 12. Das Erste ergibt einen Linksdrall,<br />
beim Zweiten sorgt die Rotation<br />
dafür, dass er nach rechts geht.“<br />
Bedeutet: Wenn man versucht, den<br />
Stein in die Mitte des Hauses (Button<br />
oder Dolly) zu platzieren, zielt man in<br />
Wahrheit gut einen Meter daneben,<br />
was wiederum durch die Rotation<br />
ausgeglichen wird. Warum einfach,<br />
wenn es auch kompliziert geht?<br />
Zu Übungszwecken stellt Sebastian<br />
einen Stein in die Mitte, den ich einfach<br />
nur aus dem Haus schießen soll.<br />
„Take out“ nennen das die Profis.<br />
Wobei einfach natürlich in Anführungsstriche<br />
gehört, da mein Stein<br />
wahlweise rechts oder links vorbeirauscht<br />
oder schlicht und ergreifend<br />
zu wenig Power hat und somit zu<br />
kurz ist. Eine gute Gelegenheit, den<br />
Besen ins Spiel zu bringen, mit dem<br />
man die Richtung, vor allem aber die<br />
Länge des gespielten Steines beeinflussen<br />
kann. Drei bis vier Meter, sagt<br />
man, kann der Weg bei optimalem<br />
Wischen verlängert werden, weswegen<br />
es ratsam ist, dem Stein im Zweifel<br />
lieber ein bisschen zu wenig als zu<br />
viel Schwung mitzugeben. Detail am<br />
Rande: Will man gegnerische Steine<br />
aus dem Zielbereich schießen, ist es<br />
ab der Mitte des Hauses erlaubt, auch<br />
bei denen mit dem Wischer nachzuhelfen.<br />
Nun drückt mir Sebastian also einen<br />
Besen in die Hand und ich ahne<br />
schon, dass der Stein, den er als<br />
Nächstes auf den Weg bringt, viel<br />
Wischeinsatz benötigt. Also wird das<br />
Eis geschrubbt, was das Zeug hält,<br />
ohne Rücksicht auf Verluste. Und<br />
ohne Rücksicht auf mein Gleichgewicht,<br />
weswegen spätestens jetzt das<br />
Gefühl tiefer Dankbarkeit in mir aufkommt,<br />
dass ich einen Kopfschutz<br />
trage. Was meinem schmerzenden Ellbogen<br />
freilich auch nicht hilft.<br />
Wurscht. Jedenfalls kommt hier der<br />
wirklich sportliche Teil des Spiels zum<br />
Tragen, denn wenn man die 45 Meter<br />
lange Eisbahn ein paar Mal in gebückter<br />
Haltung rauf und runter hirscht<br />
und dabei Wasserfilme auf dem Eis<br />
produziert, bleibt der Curlingdress<br />
nicht lange trocken.<br />
„Die Basics kannst du ja jetzt, spielen<br />
wir ein End“, sagt Sebastian. Normalerweise<br />
besteht eine Mannschaft<br />
zwar aus vier Spielern, von denen jeder<br />
zwei Steine ins Spiel bringen<br />
muss, aber da ich ja ohnehin viel<br />
Fotos: GEPA pictures<br />
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