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SPORTaktiv Februar 2020

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zog sagte zu und galoppierte unvorbereitet<br />

in München mit seinem Bekannten<br />

in 3:24 über die Ziellinie. „Mir hat alles<br />

wehgetan, aber das Laufen durch die<br />

Stadt und die Emotionen im Feld und<br />

im Publikum haben echt Spaß gemacht.“<br />

Das Feuer hatte ihn wieder gepackt.<br />

Als er krank den Silversterlauf in<br />

Innsbruck als Zweiter finishte, zog er sich<br />

eine schwere Herzbeutelentzündung zu<br />

und musste abermals aufhören. „Ich<br />

konnte keine 30 Minuten laufen“, erinnert<br />

er sich. Herzog rappelte sich hoch,<br />

wurde gesund und startete in München<br />

mit den 2:39 nun endgültig seine rasante<br />

Reise durch die österreichische Laufszene.<br />

PETER HERZOG<br />

geboren am 1. August 1987,<br />

aus Leogang bzw. Saalfelden<br />

Verein: Union Salzburg LA<br />

Marathon-Bestzeit: 2:10:57 Stunden<br />

Halbmarathon-Bestzeit: 1:03:22 Stunden<br />

Größte Erfolge: 10. Platz bei der EM 2018<br />

und Bronze in der Nationenwertung,<br />

Startplatz für Olympia <strong>2020</strong> in Tokio<br />

(Marathon am 9. August in Sapporo).<br />

Das Potenzial optimiert<br />

2018 beim Vienna City Marathon<br />

(2:16) holte er sich das Ticket für die<br />

Europameisterschaft und einen Platz im<br />

Nationalteam. Die EM wurde zur Sternstunde:<br />

Der Pinzgauer lief in 2:15 Stunden<br />

neuen Salzburger Landesrekord und<br />

auf Rang zehn. Mit Lemawork Ketema<br />

(2:13) und Christian Steinhammer<br />

(2:20) holte Österreich überraschend<br />

EM-Bronze in der Teamwertung. Herzog<br />

war bis dahin berufstätig, beendete<br />

nun aber seine Arbeit im Gymnasium,<br />

wurde Profi als Heeressportler in Hochfilzen<br />

und bekam wertvolle Partner und<br />

Sponsoren. „Diese Chance kriegst du<br />

nur einmal“, wusste er. Ab 2019 wurde<br />

noch einmal alles optimiert, „denn ich<br />

hatte mein Potenzial noch lange nicht<br />

abgerufen.“ Ernährung, Höhentraining,<br />

Gewichtsoptimierung, vor allem die Regeneration<br />

wurden wichtiger und damit<br />

hat man eine weitere Leistungsexplosion<br />

eingeleitet, „die selbst für mich nicht<br />

vorstellbar war“. Er trommelte 2019 in<br />

Berlin die 42 km in 2:10:57 herunter –<br />

Rang drei in der ewigen Bestenliste Österreichs<br />

und das Ticket für Olympia<br />

<strong>2020</strong>. Fast wie ein Traum, aber Herzogs<br />

Reise ist noch nicht zu Ende. „Ich werde<br />

immer mehr und mehr zum Marathonläufer<br />

und bin gemessen an Laufjahren<br />

noch jung und unverbraucht. Ich kann<br />

noch was drauflegen“, sagt der 32-Jährige.<br />

Wohl nicht bei Olympia, da gibt es<br />

keine Pacemaker und zu viel Trödeltaktik<br />

am Beginn, aber 2021 will er seine<br />

Bestzeit noch einmal verbessern.<br />

Unverbraucht scheint auch sein Zugang<br />

zum Laufsport. Der Hobbyläufer<br />

steckt noch in ihm. „Klar macht es nicht<br />

immer Spaß, wenn du 200 km in der<br />

Woche trainierst, aber ich laufe, weil es<br />

mich wie früher befreit und mir Freude<br />

bereitet. Dieses Gefühl, wenn du richtig<br />

schnell läufst, das ist wie Fliegen. Das ist<br />

mega.“ Dass seine Leistungsexplosion<br />

(und sein nordischer Background) einigen<br />

verdächtig vorkommt, wischt er weg<br />

und geht in die Offensive. „Ja, eigentlich<br />

ist das eine klassische Dopingkarriere.<br />

Aber ich bin halt als Spätzünder eingestiegen<br />

und kann erst nach und nach<br />

mein Potenzial abrufen. Ein untypischer,<br />

verrückter Weg.“<br />

Dabei kämpft er als ungelernter Läufer<br />

ohne Grundlaufschule auch mit der<br />

Technik. Hauptaugenmerk ist eine Ökonomisierung<br />

seines Laufstils. „Noch brauche<br />

ich zu viel Energie, weil ich zu kraftvoll<br />

laufe. Ich muss sehr bewusst laufen,<br />

damit es sich rund anfühlt. Die Schrittfrequenz<br />

haben wir schon um fünf, sechs<br />

Schritte pro Minuten steigern können.<br />

Klingt wenig, ist bei einem Marathon<br />

aber sehr viel.“ Seine frühere Anfälligkeit<br />

für Krankheiten nach Wettbewerben hat<br />

man nun gut im Griff. Auch, weil Herzog<br />

nicht mehr zwischen Schneehaufen auf<br />

der selbst freigeräumten Laufbahn in<br />

Saalfelden trainieren muss, sondern sich<br />

in Trainingslagern in Portugal auf Olympia<br />

vorbereitet. „Schnee und Eis machen<br />

starke Beine“, grinst der Überflieger,<br />

„aber für die Schnelligkeit brauchst du<br />

andere Einheiten.“<br />

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