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AB ZWEI JAHREN<br />
IN DIE WAND<br />
Sogar zwei- bis fünfjährige Kinder profitieren schon vom Bouldersport<br />
– beweist ein Projekt der Naturfreunde St. Veit an der Glan<br />
(Kärnten). Denn wie Laufen, Springen oder Balancieren gehört<br />
auch das Klettern zu den Grundformen der<br />
menschlichen Bewegung, erklärt Anja Puggl<br />
(Bild). Die Sportwissenschafterin hat ein spezielles<br />
Boulder-Konzept für Kleinkinder entwickelt,<br />
von dem auch Zweijährige schon<br />
profitieren, das daraus hervorgegangene<br />
Projekt „Spiel und Spaß in der Boulderhalle“<br />
wird für zwei- bis fünfjährige Kinder seit<br />
mehreren Jahren in der Kletterhalle in St.<br />
Veit angeboten. Diese angeleiteten Spielund<br />
Kletterstunden für die Jüngsten helfen<br />
bei der Entwicklung motorischer Grundfertigkeiten<br />
genauso wie bei der Entwicklung<br />
sozial-emotionaler Fähigkeiten, sagt Puggl.<br />
Bouldereinheiten müssten in diesem jungen Alter jedoch unbedingt<br />
pädagogisch fundiert sein und einen absolut spielerischen<br />
Zugang bieten: „Entscheidend ist die Mischung aus freier Spielzeit<br />
und gezielten Bewegungsangeboten“, sagt Anja Puggl.<br />
beim unkontrollierten Abgang in der<br />
Regel nichts passiert, dafür sorgen ein<br />
mattenartiger Boden sowie ein bisschen<br />
Absprungtraining, das in Kursen gelehrt<br />
wird. Die Höhe ist gerade für Kinder<br />
durchaus auch eine Herausforderung, an<br />
die man sich herantasten kann, wobei<br />
wieder gilt: Jeder wählt die Höhe danach,<br />
wie man sich fühlt.<br />
Wie in jeder Sportart ist ein angeleiteter<br />
Start mit Trainer von Vorteil: „Man<br />
lernt zum Beispiel, wie man unterschiedliche<br />
Griffe greift, wie man richtig<br />
steigt, was es benötigt, um unterschiedliche<br />
Züge zu schaffen. In Einsteigerkursen<br />
wird zunächst ein Grundverständnis<br />
für die Bewegungen vermittelt“, erklärt<br />
Thomas Kohlbacher.<br />
Wer regelmäßig klettert, profitiert<br />
vielfach. Auf der körperlichen Ebene:<br />
„Die Koordinationsfähigkeit steigt immens,<br />
man wird ganzkörperlich stabiler,<br />
kräftiger. Bewegungsgefühl und Körperwahrnehmung<br />
werden besser“, sagt der<br />
Klettertrainer. Gerade im Kinder- und<br />
Jugendalter sind die psychischen Benefits<br />
mindestens genauso wertvoll: Die<br />
Konzentrationsfähigkeit steigt ebenso<br />
wie die Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe<br />
zu fokussieren – beim Überwinden der<br />
Schwerkraft in der Wand geschieht dies<br />
alles ganz automatisch. Nicht ganz unwichtig<br />
in Zeiten, wo schon kleine Kinder<br />
immer mehr Zeit mit iPad oder<br />
Smartphone verbringen, was die Konzentrationsfähigkeit<br />
bekanntlich ganz<br />
und gar nicht unterstützt. „Umgang mit<br />
Frustration ist ebenfalls ein großes Thema,<br />
das beim Bouldern gelernt werden<br />
kann“, erklärt Kohlbacher weiter. Und<br />
man lernt „Selbstwirksamkeit“, also seine<br />
Fähigkeiten und Grenzen viel besser,<br />
realistischer einzuschätzen.<br />
Fotos: Bloc House Graz, Eveline Thoner<br />
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