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Down-Syndrom und Homosexualität - Deutsches Down-Syndrom ...

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ferenziert werden. Jedoch die Letzteren<br />

konnten sich bis jetzt wenig Gehör verschaffen,<br />

da sie sich nicht auf umfangreiche<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Studien stützen<br />

können.<br />

Pritchard hebt die Rolle der Thymusdrüse<br />

für das Immunsystem hervor. Sie<br />

weist auf öfter vorkommende, organische<br />

Abnormalitäten sowie verminderte<br />

T-Zell-Funktionen hin. In der Praxis<br />

bedeutet das die Anwendung einer konservativen<br />

Therapie mit Antibiotika <strong>und</strong><br />

Zink. Zink scheint wirksam die Enzymaktivitäten<br />

zu fördern.<br />

Auf die extreme Wichtigkeit der<br />

Schilddrüse wird weiterhin deutlich hingewiesen.<br />

Regelmäßige Kontrollen sind<br />

ein absolutes Muss, um eine korrekte<br />

Einstellung zu gewährleisten. Die Schilddrüsenhormone<br />

beeinflussen u.a. das<br />

Wachstum <strong>und</strong> den Intellekt. Zu hohe<br />

TSH-Werte vermindern das Entwicklungspotenzial<br />

der Kinder.<br />

Zöliakie <strong>und</strong> „versteckte” Zöliakie<br />

Prof. Rasore aus Genua betonte die noch<br />

ziemlich unbekannte Problematik der<br />

Zöliakie bei Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Eine mögliche Gluten-Intoleranz<br />

sollte sehr früh bei einer gründlichen<br />

Diagnostik untersucht werden.<br />

Nicht zu vergessen ist eine häufig<br />

jahrelang unentdeckte so genannte<br />

„versteckte“ Allergie, messbar durch die<br />

IgG-Werte im Blut. Die Anzahl der Kinder<br />

mit einer ges<strong>und</strong>heitlichen bzw.<br />

deutlichen Entwicklungsverzögerung<br />

oder gar mit depressiven Verstimmungen<br />

wegen Gluten-Allergie liegt noch im<br />

Dunkel. Sobald genaue Untersuchungen<br />

vorliegen, werden einige wohl überrascht<br />

sein von der hohen Anzahl der<br />

Betroffenen.<br />

Homocystein <strong>und</strong> Folsäure<br />

Die Forscher interessierten sich für die<br />

statistischen Aussagen von Dr. Romano<br />

über Untersuchungen von Müttern mit<br />

einem Kind mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Dort<br />

heißt es, dass Mütter, die einen höheren<br />

Homocystein-Wert hatten <strong>und</strong> zu wenig<br />

Folsäure während der Schwangerschaft<br />

zu sich nahmen, eine deutlich höhere<br />

Anzahl von Babys mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

hatten als andere Mütter. Der tatsächliche<br />

Nutzen solcher Recherchen ist aber<br />

fraglich.<br />

Italienische Eindrücke<br />

Folgende italienische Eindrücke sind<br />

noch erwähnenswert, wobei man beachten<br />

sollte, dass die Statements der<br />

verschiedenen Referenten nur für ihre<br />

eigene Arbeit oder für einzelne untersuchte<br />

Regionen Gültigkeit haben. Keinesfalls<br />

sollte man davon ausgehen,<br />

dass die Verhältnisse in Italien überall<br />

gleich sind.<br />

Früher Therapiestart ist wichtig<br />

Die beiden Therapeutinnen Felicioli <strong>und</strong><br />

Sanna von der Organisation CEPIM in<br />

Genua beginnen sehr früh mit orofazialen<br />

Untersuchungen der Kinder. Das<br />

heißt, sie bekommen die Babys schon<br />

im Alter von zehn bis 15 Tagen zu sehen<br />

<strong>und</strong> beziehen die Familie sehr eng bei<br />

der Erstellung der Anamnese <strong>und</strong> in die<br />

Durchführung der Therapien ein. Sie<br />

betonen die großen Vorteile <strong>und</strong> die<br />

Dringlichkeit solch früher Behandlung.<br />

Dies sind ideale Bedingungen, die sich<br />

viele Eltern wünschen würden, jedoch<br />

selten in Wohnortnähe erhalten können.<br />

Wichtiger Bestandteil der Arbeit der<br />

CEPIM-Therapeutinnen ist der unermüdliche<br />

Versuch, Logopäden durch<br />

Gespräche <strong>und</strong> Publikationen in Fachzeitschriften<br />

aufzuklären.<br />

Eingeschlossen in der Familienzelle!<br />

Herr Moretti, wissenschaftlicher Direktor<br />

des Centro Italiano <strong>Down</strong> in Genua,<br />

skizzierte die Situation der erwachsenen<br />

Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Dies<br />

ist ein sich langsam entwickelndes Recherchefeld,<br />

aber eines von höchster<br />

Dringlichkeit.<br />

Seine Kernaussage basiert auf einer<br />

langen Erfahrung <strong>und</strong> sollte Eltern<br />

wirklich zum Nachdenken anregen.<br />

Junge Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

werden viel zu lang überbehütet<br />

(overprotected), sie leben fast schon wie<br />

eingeschlossen in der Familienzelle. Er<br />

appellierte dringend daran, dass Eltern<br />

ihren Kindern die Chance geben müssen,<br />

sich offen in der Gesellschaft zu bewegen<br />

– natürlich nach einem adäquaten<br />

Training. Zum Erwachsenwerden<br />

gehört ein Reifungsprozess, der manchmal<br />

Personen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> fehlt,<br />

weil ihnen kein Raum dazu gegeben<br />

wurde. Idealerweise sollte nach dem<br />

Abschluss der Schulausbildung ein Zeitraum<br />

von einem bis zwei Jahren für diesen<br />

Prozess einkalkuliert werden, bevor<br />

eine reguläre Arbeit aufgenommen wird.<br />

KONGRESS<br />

Lebenslanges Lernen ist Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

für eine bessere<br />

Lebensqualität<br />

Weiter fordert Moretti „Hilfe für alle“. Es<br />

gibt kein endgültiges Entwicklungsplateau.<br />

Mit passenden Strategien können<br />

kontinuierliche Verbesserungen in den<br />

verschiedensten Entwicklungsbereichen<br />

erreicht werden, bei jedem Menschen<br />

unabhängig von seinen Handicaps<br />

<strong>und</strong> seinem Alter.<br />

Das bedeutet Training, immer wieder<br />

<strong>und</strong> immer weiter arbeiten an den<br />

sozialen Fähigkeiten, an der Selbstständigkeit<br />

im Straßenverkehr, an der Sprache,<br />

an persönlichen Interessen, an<br />

Hobbys etc.<br />

Absolut eindeutig sind dabei die Erkenntnisse,<br />

dass gerade die Erhaltung<br />

dieser Fähigkeiten der beste Schutz gegen<br />

die Entwicklung von depressiven<br />

Zuständen ist <strong>und</strong> damit ein Aufhalten<br />

des Alzheimer-Abbauprozesses bedeuten<br />

kann. Lebenslanges Lernen als eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für eine bessere<br />

Lebensqualität.<br />

Einstellung der Eltern <strong>und</strong> Lehrer<br />

Außerdem wurde durch viele Beobachtungen<br />

die extreme Wichtigkeit der Einstellung<br />

der Eltern ihren Kindern gegenüber<br />

dokumentiert. Kinder, deren<br />

Eltern positiv an ihre Fähigkeiten glauben<br />

<strong>und</strong> diese unterstützen, können sich<br />

unter diesem Einfluss deutlich besser<br />

entwickeln als Kinder mit ängstlichen,<br />

skeptischen <strong>und</strong> negativ denkenden Eltern.<br />

Ähnliches gilt auch für Lehrer, die<br />

eine prägende Zeit mit unseren Kindern<br />

verbringen.<br />

Arbeitssituation<br />

Je nach Region variieren die italienischen<br />

Zahlen über Personen mit <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>, die einen Arbeitsvertrag haben<br />

<strong>und</strong> in einer normalen Arbeitsumgebung<br />

beschäftigt sind, von nur 1 % bis<br />

zu 20 % für die Stadt Rom. Das bedeutet,<br />

dass eine große Anzahl der Erwachsenen<br />

zu Hause betreut wird. Im Anschluss<br />

an die Schule steht in Italien keine<br />

Arbeit in geschützten Werkstätten<br />

zur Verfügung, bis auf die wenig effektiven<br />

Tageszentren. Es fehlen auch hier<br />

die finanziellen Rahmenbedingungen.<br />

Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt:<br />

AURA-Projekt aus Barcelona<br />

Gloria Canals aus Spanien präsentierte<br />

das 1989 gestartete AURA-Projekt; Inte-<br />

Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 53, Sept. 2006 11

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