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Down-Syndrom und Homosexualität - Deutsches Down-Syndrom ...

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PUBLIKATIONEN<br />

Problematische Kinderbücher<br />

Die beiden Kinderbücher, die wir auf diesen Seiten vorstellen, können wir Ihnen mit<br />

gutem Gewissen nicht empfehlen. Dass wir sie dennoch zeigen, ist eher als Warnung<br />

zu verstehen. Sie taugen nicht, um über <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> aufzuklären, denn sie<br />

vermitteln ein veraltetes, längst überholtes Bild von Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Sie schaden eher, als dass sie nützen, auch wenn sie noch so gut gemeint sind.<br />

Josefinchen Mongolinchen<br />

Autor: Dolf Verroen<br />

Verlag: Freies Geistesleben, 2006<br />

ISBN 3-7725-2043-X<br />

Preis: 13,50<br />

Ein Buch mit diesem Titel heute, 2006<br />

auf den Markt zu bringen, ist nicht<br />

nur geschmacklos, sondern wirft uns<br />

wieder um Jahre zurück in das Zeitalter<br />

der M-Wörter, von dem wir glaubten, es<br />

endlich hinter uns gelassen zu haben.<br />

Als dieses Buch, geschrieben von<br />

Dolf Verroen, einem der renommiertesten<br />

niederländischen Kinderbuchautoren,<br />

vor drei Jahren erschien, verfasste<br />

Marian de Graaf eine Rezension für die<br />

holländische DS-Zeitschrift <strong>Down</strong> + Up.<br />

Einige Auszüge daraus möchten wir<br />

hier wiedergeben:<br />

Nein, ich denke nicht, dass ich mich<br />

über dieses Buch freue. Im Mittelpunkt<br />

steht so ein liebenswertes Mongölchen<br />

von 20 Jahren, das im letzten Kapitel<br />

jämmerlich stirbt. Anscheinend durch<br />

den Herzfehler, der im Babyalter nicht<br />

60 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 53, Sept. 2006<br />

korrigiert wurde. Weshalb Josefinchen<br />

nicht operiert wurde, erfahren wir nicht<br />

genau, denn eigentlich ist sie in einer<br />

Zeit aufgewachsen – es hat Josefinchen<br />

tatsächlich gegeben, wie uns der Autor<br />

am Ende des Buches mitteilt –, in der<br />

schon die allermeisten Kinder mit<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> erfolgreich operiert<br />

werden konnten.<br />

Der Leser wird also konfrontiert mit<br />

einer jungen Dame mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>,<br />

voller Lebensfreude, die dann mit 20 an<br />

einem Herzfehler stirbt. Die letzten Tage<br />

ihres Lebens muss sie im Rollstuhl<br />

verbringen, aber sie trägt es mit Fassung.<br />

Was man dem Buch deutlich entnehmen<br />

kann, ist, dass die Eltern <strong>und</strong><br />

der Bruder Josefinchen über alles lieben<br />

<strong>und</strong> sie gut gefördert haben. Josefinchen<br />

ist nicht auf den M<strong>und</strong> gefallen, sie<br />

kann lesen <strong>und</strong> schreiben, hat ein gutes<br />

Selbstbild, ist sehr selbstbewusst, sie<br />

raucht regelmäßig eine Zigarre <strong>und</strong><br />

trinkt gern mal ein Gläschen Wein oder<br />

Bier. Ein richtig flotter Teenager also.<br />

Weshalb aber wohnt so ein Mädchen<br />

anscheinend schon länger in einem<br />

Heim <strong>und</strong> nicht ganz normal zu Hause?<br />

Weshalb wird sie erst heimgeholt, als sie<br />

nur noch kurze Zeit zu leben hat? Sie<br />

kommt in einem Alter heim, in dem andere<br />

mit den Vorbereitungen beschäftigt<br />

sind, das Haus zu verlassen. Auch das<br />

macht das Buch altmodisch.<br />

Was weiter enorm stört, ist die übertriebene<br />

Beschreibung dieses Mädchens.<br />

Bei Josefinchen dreht es sich nicht um<br />

einen ganz normalen Menschen, nein<br />

sie ist so ein richtiges „Knuddel-Mongölchen“,<br />

wird stets Prinzessin oder Königin<br />

genannt.<br />

Ihr kleiner Bruder muss dauernd<br />

zurückstecken <strong>und</strong> ist regelmäßig ein<br />

wenig eifersüchtig, weil sie so viel mehr<br />

Aufmerksamkeit bekommt <strong>und</strong> Lob für<br />

gar nichts. Manchmal wünscht er sich,<br />

auch so ein Mongölchen zu sein! Obwohl<br />

... dann müsste er ja in einem Heim<br />

wohnen ... dann doch lieber nicht.<br />

Dieses Buch wird bestimmt seinen<br />

Weg in viele Schulbüchereien finden,<br />

wie alle anderen Bücher von Dolf Verroen.<br />

Und das ist höchst bedauerlich,<br />

denn was sollen heutige Kinder mit diesem<br />

Bild von <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> anfangen?<br />

Ein Bild, das zeigt, dass Menschen mit<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> immer lieb <strong>und</strong> sonnig<br />

sind, so wie die Prinzessin aus dem<br />

Buch, dass sie in Heimen wohnen <strong>und</strong><br />

jung sterben? Und wie ist das für Kinder<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> selbst, die ja auch in<br />

diese Schulen gehen <strong>und</strong> das Buch zu lesen<br />

bekommen?<br />

Verroen hätte mit seinen Fähigkeiten<br />

wahrlich mehr aus der Geschichte<br />

machen können. Schade, eine verpasste<br />

Chance!<br />

Eines anthroposophisch orientierten<br />

Verlages unwürdig!<br />

Und noch eine Meinung. Frau Dorothea<br />

Wolf-Stiegemeyer schreibt zu dieser<br />

neuen Publikation:<br />

Das Kinderbuch erzählt die Lebensgeschichte<br />

des mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> lebenden<br />

Josefinchen. In kurzen Sätzen –<br />

begleitet von Schwarzweiß-Zeichnungen<br />

– ist dieses Buch stilistisch kindgerecht<br />

gestaltet. Vor 40 Jahren wäre dieses<br />

Buch eine Bereicherung gewesen.<br />

Herausgegeben im Jahr 2006 wird es jedoch<br />

den aktuellen heilpädagogischen<br />

Ansprüchen nicht gerecht, sondern gibt<br />

es ein veraltetes <strong>und</strong> seit Jahrzehnten<br />

überholtes Menschenbild wieder.<br />

Die Ausdrücke „Mongolinchen“, „ein<br />

Mongolchen“, „Josefinchen war mongoloid“,<br />

„Ich finde die Mongölchen richtig<br />

nett“ etc. geben ein falsches Bild von<br />

Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> wieder.<br />

Durch diese Bezeichnungen <strong>und</strong> zusätzliche<br />

im Text integrierte Verniedlichungen<br />

wird ein Über-/Unterordnungs-Ver-

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