Down-Syndrom und Homosexualität - Deutsches Down-Syndrom ...
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Abschiedsbrief an<br />
Raphael<br />
Am letzten Mittwoch bist du sanft<br />
entschlafen <strong>und</strong> friedlich von uns<br />
gegangen. Du, unser Sohn, der viereinhalb<br />
Jahre bei uns war. Du wurdest als<br />
<strong>Down</strong>-Kind geboren. Du hast dir diese<br />
Einschränkung bewusst ausgesucht,<br />
denn das was andere als eine Behinderung<br />
ansahen, war deine Stärke. Du<br />
hast Liebe, Hoffnung, Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />
in dir gehabt <strong>und</strong> diese auch<br />
an andere weitergegeben.<br />
Schon deine Geburt war ein medizinisches<br />
W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> bereits mit deiner<br />
Geburt verändertest du bei vielen Menschen<br />
deren Denkweise.<br />
Obwohl du noch nicht sprechen<br />
konntest, hast du mit deinem strahlenden<br />
offenen Lachen <strong>und</strong> deinen leuchtenden<br />
Augen jedes Herz im Sturm erobert<br />
<strong>und</strong> die, die du so nicht erreichen<br />
konntest, nahmst du einfach in deine<br />
kleinen Arme.<br />
Niemand konnte sich dieser Liebe,<br />
Freude <strong>und</strong> Herzlichkeit entziehen. So<br />
hast du, ohne dass du sprechen konntest,<br />
in deinem kurzen Leben H<strong>und</strong>erten<br />
von Menschen Freude, Hoffnung <strong>und</strong><br />
Liebe geschenkt. Dies war deine göttliche<br />
Aufgabe <strong>und</strong> du hast sie in so kurzer<br />
Zeit vollständig erfüllt.<br />
Uns hast du viereinhalb w<strong>und</strong>ervolle<br />
Jahre geschenkt. Auch in uns hast du<br />
viel bewirkt. Du hast uns gezeigt, was im<br />
Leben wichtig ist. Liebe, Freude, Mitgefühl<br />
<strong>und</strong> Mut zur Wahrheit <strong>und</strong> zu akzeptieren,<br />
dass alles, was geschieht, seine<br />
göttliche Richtigkeit hat.<br />
Du warst für uns <strong>und</strong> viele andere<br />
der Sonnenschein, <strong>und</strong> ein Engel von<br />
Gott gesandt. Wir danken dir für diese<br />
schöne Zeit <strong>und</strong> für die vielen Dinge, die<br />
wir als deine Eltern von dir lernen durften.<br />
Natürlich schmerzt es uns, dein Lachen<br />
nicht mehr zu hören oder von dir<br />
nun nicht mehr in den Arm genommen<br />
zu werden; doch unser Schmerz <strong>und</strong> unsere<br />
Trauer weichen einem großen<br />
Glück <strong>und</strong> einer tiefen Liebe <strong>und</strong> Zufriedenheit.<br />
Denn stärker als jeder Tod <strong>und</strong><br />
jede Trauer ist immer die Liebe.<br />
Wir wissen, dass es dir jetzt gut geht;<br />
dass du im Paradies bist <strong>und</strong> die höchste<br />
Stufe des Glücks <strong>und</strong> der Liebe erreicht<br />
hast.<br />
Wir danken dir, dass du uns als deine<br />
Eltern ausgesucht hast. Es erfüllt uns<br />
mit Stolz, dass wir ein solches Engelwesen<br />
hier auf der Erde begleiten durften.<br />
Wir freuen uns sehr darauf, dich<br />
wieder zu sehen, wenn auch unsere Zeit<br />
hier auf Erden beendet ist <strong>und</strong> wir ebenfalls<br />
unseren Platz im Himmelreich einnehmen,<br />
denn wir wissen, dass Gott uns<br />
führt <strong>und</strong> dass alles in diesem Leben seine<br />
Richtigkeit hat, denn nur Gott kennt<br />
den ganzen göttlichen Plan.<br />
In Liebe <strong>und</strong> Dankbarkeit<br />
deine Eltern<br />
Barbara <strong>und</strong> Siegfried Vogelsang<br />
Letztes Jahr am 23. Juli ist Karolin<br />
drei Wochen nach ihrer Herzoperation<br />
gestorben.<br />
Bald gibt es wieder einen <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Kongress<br />
<strong>und</strong> es stand die Entscheidung<br />
an, hinzugehen oder nicht.<br />
Bisher waren die Kongresse immer ein<br />
Erlebnis, eine wirkliche Bereicherung.<br />
Es schien absurd, diesmal nicht hingehen<br />
zu wollen, also meldete ich mich an.<br />
Je näher der Termin rückte, umso<br />
mehr denke ich aber: Was soll ich dort?<br />
Gleichzeitig kommt mir der Gedanke,<br />
dass wir sicher nicht alleine dastehen.<br />
Es gibt sicher einige andere, deren Kind<br />
mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> gestorben ist oder<br />
die die Diagnose nicht operabler Organfehler<br />
<strong>und</strong> als Folge eine extrem niedrige<br />
Lebenserwartung ihres Kindes erhalten<br />
haben.<br />
Mein Gedanke war, ob nicht auch<br />
solchen Eltern auf einem <strong>Down</strong>-Syn-<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Forum für Eltern, die ihr Kind mit<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> verloren haben<br />
Folgendes Anliegen einer Mutter, deren Tochter mit<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> siebenjährig starb, möchte ich gern<br />
weitergeben. Ihr Brief erreichte uns kurz vor der <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Fachtagung in Augsburg 2005.<br />
Vielleicht ein Denkanstoß für diejenigen, die für die<br />
Organisation von Seminaren <strong>und</strong> Kongressen r<strong>und</strong> um<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> zuständig sind.<br />
drom-Kongress Möglichkeit zum Austausch<br />
oder zum Gespräch mit Fachleuten<br />
gegeben werden sollte?<br />
Natürlich gibt es auch Elternvereinigungen<br />
für Eltern, deren Kinder gestorben<br />
sind. Doch so schnell kann ich nicht<br />
„wechseln“. Die Dinge, für die wir uns<br />
so lange eingesetzt haben, sind uns auch<br />
jetzt noch wichtig, innerhalb der Gruppe<br />
Eltern mit einem Kind mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> bleiben zu können.<br />
Vielleicht klingt das alles verwirrend,<br />
doch es war mir wichtig, diese Gedanken<br />
weiterzugeben.<br />
Brigitte Hesbacher<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 53, Sept. 2006 59