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Down-Syndrom und Homosexualität - Deutsches Down-Syndrom ...

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AUSLAND<br />

Eine ganz besondere Hochzeit<br />

Die neue Generation von Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

lebt länger, schafft einen Schulabschluss, arbeitet <strong>und</strong><br />

jetzt – mit ein wenig Hilfe – heiraten die Ersten von<br />

ihnen! Carolyn Bergeron <strong>und</strong> Sujeet Desai feierten ihre<br />

Hochzeit gleich zweimal, mit einem Hindu-Ritual <strong>und</strong> in<br />

der Lutherschen-presbiterianischen Kirche in Dolgeville<br />

im Staat New York.<br />

„Liebe kennt keine Barrieren“, so der<br />

Pfarrer, der das junge Paar trauen wird,<br />

„sie kann weder durch kulturelle noch<br />

durch religiöse Unterschiede aufgehalten<br />

werden. Auch vor <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

macht die Liebe keinen Halt.“<br />

Carolyn Bergeron, 29, <strong>und</strong> Sujeet<br />

Desai, 25, sind strahlender Mittelpunkt<br />

der Zeremonie – ihre zweite schon,<br />

denn die Hochzeit wurde schon eine<br />

Woche vorher mit einem Hindu-Ritual<br />

gefeiert, aber den 140 Gästen, inklusive<br />

dem Pfarrer, stehen die Tränen in den<br />

Augen. In der Kirche mit dabei sind<br />

auch einige Fre<strong>und</strong>e vom National<br />

<strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e Congress, der gerade<br />

seine Jahresversammlung für Erwachsene<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> abhält. Vor<br />

zwei Jahren hatten sich Carrie <strong>und</strong> Sujeet<br />

bei einer solchen Veranstaltung<br />

kennengelernt. „Ich habe meiner Mutter<br />

gesagt, ich würde mich gern mit ihr treffen,<br />

aber ich war so verlegen <strong>und</strong> bekam<br />

kein Wort raus, also hat meine Mutter<br />

geholfen“, erinnert sich Sujeet.<br />

Braut <strong>und</strong> Bräutigam haben es beide<br />

weit gebracht, sie vertreten die Interessen<br />

von Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

<strong>und</strong> gelten innerhalb der <strong>Down</strong>-<br />

40 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 53, Sept. 2006<br />

<strong>Syndrom</strong>-Bewegung als Vorbild. Carrie<br />

hat schon viele begeisternde Vorträge<br />

gehalten, Sujeet spielt Klavier, Klarinette<br />

<strong>und</strong> vier andere Instrumente. Sie hat<br />

den schwarzen Gürtel in Karate <strong>und</strong> er<br />

in Teakwondo.<br />

Diese Generation der jungen Erwachsenen<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hat aufgeräumt<br />

mit den alten Vorstellungen<br />

darüber, was möglich ist für Menschen,<br />

die ein Extra-Chromosom 21 in ihren<br />

Zellen haben. Sie sind aufgewachsen in<br />

der Zeit der Frühförderprogramme, die<br />

ihre körperliche <strong>und</strong> kognitive Entwicklung<br />

stimulierten. Desai fing damit schon<br />

im Alter von sieben Wochen an. Sie waren<br />

in der Regelschule integriert, nahmen<br />

wenn immer möglich teil am regulären<br />

Unterricht <strong>und</strong> bekamen, wenn<br />

nötig, spezielle Förderung. Sowohl<br />

Braut wie Bräutigam haben einen Highschool-Abschluss.<br />

(Lernziele angepasst<br />

an den jeweiligen Fähigkeiten! Anmerkung<br />

der Redaktion)<br />

Genauso eingreifend war die Tatsache,<br />

dass diese Generation in den Genuss<br />

einer besseren medizinischen Vorsorge<br />

kam. Angeborene Herz- <strong>und</strong><br />

Darmfehler, Augenprobleme, Schilddrü-<br />

Das junge Paar, gemeinsam<br />

mit Siegfried Pueschel,<br />

der ihnen das erste Exemplar<br />

seines neuen Buches<br />

„Erwachsene mit <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>“ überreichte<br />

senunterfunktion <strong>und</strong> andere ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Probleme, die häufig mit dem<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> gekoppelt sind, werden<br />

jetzt behandelt, mit dem Ergebnis, dass<br />

die Lebenserwartung dieser Menschen<br />

enorm gestiegen ist.<br />

Aber während Inclusion heute das<br />

Schlagwort ist für Amerikaner mit einer<br />

Behinderung, bleibt die soziale Isolation<br />

ein heikles Thema – „Wenn sie einmal<br />

mit der Highschool fertig sind, fallen sie<br />

in ein tiefes Loch, weil es danach an weiterführenden<br />

Maßnahmen mangelt“,<br />

sagt Dennis McGuire, Direktor der psychosozialen<br />

Dienste im Adult <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e<br />

Center, das dem Advocate Lutheran<br />

General Hospital in Park Ridge,<br />

Illinois angeschlossen ist. „Wenn sie<br />

dann zu Hause hängen bleiben, können<br />

sie sehr einsam werden.“<br />

Peggie, Carries Mutter, machte sich<br />

schon lange Sorgen um die sozialen <strong>und</strong><br />

romantischen Bedürfnisse ihrer Tochter.<br />

Als Carries Geschwister Beziehungen<br />

hatten <strong>und</strong> dann heirateten, sehnte<br />

Carrie sich genauso danach. Gesprächsgruppen<br />

in einem Zentrum für Menschen<br />

mit Behinderungen konnten dies<br />

ein wenig auffangen, erzählt Peggie,<br />

aber Carrie hörte nicht auf, über ihren<br />

„Traummann“ zu reden. „Wir haben nie<br />

gedacht, dass dies einmal wahr werden<br />

würde.“<br />

Sujeets Mutter Sindoor dachte sofort<br />

ans Heiraten, als ihr Sohn Interesse an<br />

Carrie zeigte. „Wir kommen aus einer<br />

anderen Kultur“, erklärt sie. Als Hindus<br />

geboren in Indien gibt es für Sindoor

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