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Down-Syndrom und Homosexualität - Deutsches Down-Syndrom ...

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INTEGRATION<br />

Umgekehrte Integration<br />

Anne Petersmann<br />

Schon öfter haben wir über integrative Projekte aus<br />

Norwegen berichtet, einem Land, das uns in manchen<br />

Dingen ein Vorbild sein kann. Zum Beispiel wenn es um<br />

die hier von Anne Petersmann beschriebene „Folkehøgskole“<br />

geht, ein Schulangebot, das an sich schon sehr<br />

verlockend ist. Die Tatsache, dass diese schulische<br />

Maßnahme auch Schülern mit einer Behinderung zur<br />

Verfügung steht <strong>und</strong> integrativ durchgeführt wird,<br />

macht es doppelt interessant.<br />

Es ist der 21. August 2003. Ein richtig<br />

spannendes Datum für Marie <strong>und</strong><br />

die 63 anderen Jugendlichen, für die<br />

dieser Tag der erste eines unvergesslichen<br />

Jahres ist. Der Weg führt sie<br />

aus allen Teilen des Landes in das kleine<br />

Örtchen Selbu bei Trondheim in Mittelnorwegen.<br />

Dort beendet die Peder<br />

Morset Folkehøgskole heute die Sommerferien<br />

<strong>und</strong> lädt ein zu einem neuen<br />

<strong>und</strong> spannenden Schuljahr.<br />

Die Folkehøgskole ... eine norwegische<br />

Schulform, die uns viele Anregungen<br />

geben kann<br />

Aber was bitte ist eine Folkehøgskole?,<br />

fragt man sich in Deutschland, wohingegen<br />

dies im Norden Europas eine<br />

(fast) ganz gewöhnliche Schulform ist.<br />

Wir können es uns mit dem Begriff<br />

Volkshochschule wörtlich übersetzen,<br />

doch führt uns dies eher in die Irre als<br />

auf den richtigen Weg. Denn eine skandinavische<br />

Folkehøgskole hat mit der<br />

deutschen Volkshochschule kaum etwas<br />

gemeinsam. Sie ist nämlich eine Schule,<br />

die von vielen norwegischen Jugendlichen<br />

nach abgeschlossener Schulausbildung<br />

ein Jahr lang besucht wird. Da die<br />

Schüler in der Regel von nah <strong>und</strong> fern<br />

anreisen, sind die meisten der 80 Folkehøgskolen<br />

in Norwegen auch Internatsschulen.<br />

Auf diese Weise verbringen<br />

die Jugendlichen im Alter von 18<br />

Jahren <strong>und</strong> aufwärts oftmals ein erstes<br />

Jahr ohne ihre Eltern <strong>und</strong> lernen so neben<br />

dem Unterricht noch viele andere<br />

wichtige Dinge …<br />

Und auch der Unterricht in den<br />

48 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 53, Sept. 2006<br />

Fächern ist nicht so wie von uns erwartet,<br />

denn er besteht vorwiegend aus<br />

praktischen Inhalten – Medien, Musik,<br />

Pferde, Kunst, Handwerk, Sport, Fotografie,<br />

Design <strong>und</strong> viele weitere sind die<br />

Fächer, die auf breites Interesse stoßen.<br />

Das kann die Schüler auf eine spätere<br />

berufliche Richtung vorbereiten, kann<br />

aber auch einfach nur eine Auszeit mit<br />

spannenden Inhalten sein. Was auf uns<br />

zunächst fremd wirkt, ist in Norwegen<br />

anerkannt <strong>und</strong> beliebt.<br />

Integration mal auf den<br />

Kopf gestellt<br />

Dass Marie <strong>und</strong> ihre Eltern trotz der<br />

großen Auswahl an Folkehøgskolen<br />

heute zur Peder Morset Folkehøgskole<br />

unterwegs sind, ist kein Zufall. Denn<br />

Marie hat <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>und</strong> diese<br />

Schule hat mehr zu bieten als nur eine<br />

attraktive Auswahl an Fächern – nämlich<br />

eine einzigartige Form von Integration,<br />

die es selbst in Skandinavien nicht<br />

öfter gibt. Umgekehrte Integration<br />

nennt es sich, wenn von 64 Schülern einer<br />

Schule 40 eine geistige Behinderung<br />

haben <strong>und</strong> nur 24 Jugendliche „nicht<br />

behindert“ sind. Diese 24 sollen ein hohes<br />

Erwartungsniveau garantieren,<br />

gleichzeitig aber auch selbst lernen – sowohl<br />

die Allgemeinbildung als auch die<br />

soziale Intelligenz sollen gefördert werden.<br />

Jeder Einzelne soll sich an dieser<br />

Schule nach individuellen Zielen<br />

strecken <strong>und</strong> daran wachsen.<br />

Der Gedanke, dass an dieser Schule<br />

nicht wie üblich die Schüler mit Behinderung<br />

integriert werden, sondern es

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