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Down-Syndrom und Homosexualität - Deutsches Down-Syndrom ...

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LESERPOST<br />

Wir suchen Bekanntschaften mit Familien<br />

im deutsch-belgischen Grenzgebiet<br />

zu gemeinsamen Aktivitäten, Erfahrungsaustausch,<br />

schönen Gesprächen,<br />

aber vor allem suchen wir Kontakt zu<br />

Menschen, die, wie wir, Freude <strong>und</strong><br />

Spaß im Leben erfahren möchten, trotz<br />

oder gerade wegen so mancher anstrengenden<br />

oder mutlosen Phase.<br />

Wir sind 36 (Krankenschwester) <strong>und</strong><br />

39 (Lehrer) Jahre <strong>und</strong> haben zwei Söhne:<br />

Andreas (7) mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>und</strong><br />

Markus (1). Andreas liebt es, im Wald<br />

spazieren zu gehen. Diese Leidenschaft<br />

teilt er mit der ganzen Familie. Er liebt<br />

Musik, Fernsehschauen (vor allem Heidi!)<br />

<strong>und</strong> ist gerne dabei, wenn irgendwo<br />

etwas los ist. Dies teilt er übrigens mit<br />

seinem Bruder, auch wenn die beiden<br />

sonst noch nicht so viel miteinander anfangen<br />

können.<br />

Meine persönlichen Hobbys sind neben<br />

Kindererziehung, Haushalt <strong>und</strong> Beruf:<br />

kochen, lesen, über Gott <strong>und</strong> die<br />

Welt nachdenken <strong>und</strong> mit anderen Menschen<br />

darüber zu philosophieren, Spiritualität,<br />

andere Menschen <strong>und</strong> Lebensweisen<br />

kennenlernen, ganz allgemein<br />

mag ich Offenheit <strong>und</strong> Natürlichkeit.<br />

Mein Mann ist eher der rationelle<br />

Typ <strong>und</strong> interessiert sich für Politik <strong>und</strong><br />

Weltgeschehen, ganz langsam entdeckt<br />

er in sich auch die Freude am Gärtnern.<br />

Wenn diese Annonce Sie anspricht<br />

<strong>und</strong> Sie Interesse haben, dann melden<br />

Sie sich doch ganz einfach <strong>und</strong> unverbindlich<br />

bei uns!<br />

Wir würden uns freuen!<br />

Franz <strong>und</strong> Doris Melchior-Palm<br />

Brölsgasse 6, 4760 Büllingen/Belgien<br />

E-Mail: franz.melchior@skynet.be<br />

Von Erwartungen, Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Ressourcen – eine Irritation<br />

Reaktion auf den Artikel „Von Erwartungen,<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Ressourcen“,<br />

in: Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr.<br />

52 / Mai 2006, S. 24 f.<br />

Der Artikel von Frau Halder hat sehr<br />

viele ermutigende Perspektiven <strong>und</strong> Anregungen.<br />

An sein Kind zu glauben <strong>und</strong><br />

hohe Erwartungen zu stellen ist sehr<br />

wesentlich. Als ich aber den Artikel weitergelesen<br />

habe, ging es mir immer<br />

schlechter. Das, was ich meiner Tochter<br />

68 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 53, Sept. 2006<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> angedeihen lassen<br />

sollte, benötigen meine beiden Söhne<br />

auch, wiewohl sie keine Menschen mit<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> sind.<br />

Beim weiteren Nachdenken begann<br />

ich für mich, die Situation umzukehren:<br />

Was benötigt meine Tochter anderes als<br />

meine Söhne? Nur weil sie als behindert<br />

definiert wurde, kann es nicht sein, dass<br />

sie einer speziellen Behandlung bedarf.<br />

Ich habe dann den Artikel nochmals<br />

gelesen <strong>und</strong> dort den Begriff <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

immer wieder weggestrichen. Dabei<br />

zeigte sich, dass das, was für Menschen<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> gilt, für alle<br />

Menschen von Bedeutung ist, sei es mit<br />

oder ohne Behinderung. Allerdings ist<br />

bei Menschen mit Behinderung immer<br />

der Gedanke des Defizits vorhanden:<br />

Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> entwickeln<br />

sich langsamer <strong>und</strong> können bestimmte<br />

Dinge nur unter Einsatz von<br />

mehr Anstrengung, wenn überhaupt,<br />

erreichen. So denken wir normalerweise.<br />

Nur einmal so gedacht: Könnte es<br />

auch sein, dass Menschen ohne <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> sich zu schnell entwickeln <strong>und</strong><br />

deshalb behindert sind. Vielleicht denken<br />

Sie jetzt, der spinnt. Weshalb eigentlich?<br />

Solange wir in Stärken <strong>und</strong><br />

Defiziten denken, werden immer einige<br />

Menschen der Norm nicht entsprechen<br />

<strong>und</strong> behindert sein. Die Frage ist dann<br />

nur: Wer bestimmt die Norm, wer definiert,<br />

was behindert ist, <strong>und</strong> wie können<br />

behinderte Menschen integriert werden?<br />

Folgerichtig müssen wir dann für<br />

solche Menschen Ressourcen aufbauen:<br />

Doch jetzt wird es spannend. Antonowskys<br />

Konzept hat Geltung für alle Menschen.<br />

Seine Kriterien sind Verstehbarkeit,<br />

Handhabbarkeit <strong>und</strong> Bedeutsamkeit,<br />

um das Kohärenzgefühl entwickeln<br />

zu können. Jetzt stehen wir an einem<br />

Scheideweg: Bisher hatte ich beim Lesen<br />

das Gefühl, dass wir Eltern immer<br />

wieder dafür Sorge zu tragen haben,<br />

dass die Welt für Menschen mit <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> verstehbar, handhabbar <strong>und</strong><br />

bedeutsam ist. Nur wie oft erlebe ich<br />

selbst, dass mir jedes Kohärenzgefühl<br />

abgeht, weil diese Welt auch für mich<br />

nicht verstehbar <strong>und</strong> so weiter ist.<br />

Wieder überfällt mich ein verwegener<br />

Gedanke. Vielleicht bin ja auch ich<br />

behindert. Aber eigentlich fühle ich<br />

mich nicht so. Auch, das beunruhigt<br />

mich noch mehr, auch meine Tochter<br />

fühlt sich nicht so. Und meine Söhne sehen<br />

in ihrer Schwester keine Behinderte,<br />

sondern ihre Schwester. Und genau<br />

so behandeln sie meine Tochter.<br />

Also, neuer Versuch zu denken: Was<br />

wäre, wenn man diese Welt, wie auch<br />

immer, so gestalten könnte, dass sie für<br />

alle verstehbar, handhabbar <strong>und</strong> bedeutsam<br />

wäre. Wir könnten versuchen,<br />

die Welt so zu gestalten, dass alle ein<br />

Kohärenzgefühl entwickeln könnten.<br />

Nicht viele für einige, sondern gemeinsam<br />

mit vielen dafür Sorge zu tragen,<br />

dass alle Menschen auf ihre Weise auf<br />

dieser Welt entsprechend ihren Fähigkeiten<br />

Kohärenz erleben können. Alle<br />

wären im Prozess der Lebensraumgestaltung<br />

einbezogen. Wir Eltern wären<br />

nicht mehr allein in der Verantwortung,<br />

für Kinder mit <strong>und</strong> ohne Handicaps Welt<br />

zu gestalten. Und die Ideen der Förderung<br />

für Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

kämen allen Kindern zu Gute.<br />

Auch Integration wäre nicht nötig,<br />

da ja Lebensraumgestaltung immer entsprechend<br />

den Bedürfnissen der Menschen<br />

stattfinden würde, die die Räume<br />

auch bevölkern. Dann bekäme auch der<br />

Satz: „Es ist normal, verschieden zu<br />

sein“, nochmals eine eigene Bedeutung.<br />

Es würde bedeuten, dass Vielfalt von<br />

Menschen unterstützt wird, dass Barrieren,<br />

die Vielfalt behindern, in allen<br />

möglichen Bereichen (Kindergarten,<br />

Schule, in der Kommune oder im Staat)<br />

beseitigt werden. Dies hätte zur Folge,<br />

dass alle Menschen eingeschlossen sind<br />

in die Entwicklung unserer Welt.<br />

Wenn ich es richtig verstanden habe,<br />

ist diese Denke nicht nur ein Traum,<br />

sondern wird schon sehr realistisch <strong>und</strong><br />

real von Menschen durchgeführt. Der<br />

fachliche Begriff ist meines Wissens<br />

nach der Begriff der Inklusion. Erlebt<br />

habe ich es, als meine Tochter in Österreich<br />

war. Eine 14-jährige Schülerin,<br />

die sich mit meiner Tochter auseinandersetzte,<br />

fragte, als sie erfahren hatte,<br />

dass meine Tochter gerne den Führerschein<br />

machen wollte, warum man eigentlich<br />

keine Autos konstruieren würde,<br />

die auch Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

bedienen können. Etwas irritiert<br />

musste ich passen. Technisch sollte dies<br />

möglich sein, aber vielleicht fehlt uns<br />

noch etwas das Kohärenzgefühl, um ein<br />

solches Fahrzeug zu bauen.<br />

Bernhard Roth

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