ConnoisseurCircle_2020-12-10_72dpi

Heisse Wanne
Spa-Wonnen im
Atem der Natur
Clayoquot
Wilderness
Resort
Das tat Charles McDiarmid. Dessen Vater war
Gemeindearzt des 1.000-Seelen-Örtchens. Ja,
– so erzählen es Eingeweihte – er brachte halt
auch jenen Investmentfonds Manager auf die
Welt, der dem Sohn und späteren Unternehmer
die Finanzierung seines Lebenstraums
ermöglichte: das Hotelprojekt Wickaninnish Inn.
So klein kann die Welt sein.
Das Wickaninnish Inn schrieb (Hotel)geschichte:
Heute ist es eines der erfolgreichsten Luxushotels
Kanadas – und das vielleicht ungewöhnlichste
5-Stern-Haus der Welt an einem der seltsamsten
Orte. Ein Lot Land, das 1970 noch 12.000 U$-
Dollar kostete, liegt heute bei 2,5 Millionen.
So groß kann die Welt sein.
Weil die landschaftliche Kulisse rund um das
Hotel so umwerfend ist und der Hauptdarsteller
in diesem wilden Theater stets die unbezähmbare
Natur selbst bleibt, hat Charles McDiarmid
beschlossen, auch über die Wintersaison offen zu
haben. Stormwatching haben sich die freigeistigen
Kanadier als Touristenattraktion ausgedacht:
Bewaffnet mit Gummistiefeln, wasserdichten
Öl-Overalls und Fernglas, geht es für die
Marsmänner in Gelb hinaus in das brüllende
Naturspektakel. Hurrikan-Sicherheitsgläser in
den Fenstern und Mikrofone unter Wasser geben
auch Gästen, die es drinnen sanfter wollen, einen
Kick. Winterstürme mit Wellen so hoch wie ein
Bus sind keine Seltenheit in dieser Gegend.
Worauf McDiarmid besonders stolz ist: Der
Erfolg des „Wicks“ hat eine große Zahl von
kreativen Gastronomen in die Region gezogen.
Ex-Küchenchefs des Stammhauses eröffneten
ihre eigenen Betriebe – wie das erwähnte „Wolf
in the Fog“ oder das von Lilly und ihrem Mann
Warren liebevoll betriebene Pluvio. Eifersucht
unter Tofinos Gastronomen? Ein Fremdwort.
Eingekauft wird mittels Guilds – einer Art
Genossenschaft, die teils schwer erhältliche
Grundprodukte für alle besorgt – und alle
helfen aus, wenn mal Not am Mann oder in
der Küche ist. Die Flut hebt alle Boote, sagt
Charles Mc Diarmid und lächelt.
Ob es denn ein Gerücht sei, dass die Stadt
einen Bann gegen Restaurantketten aller Art
ausgesprochen habe? Tatsächlich musste der
Beschluss nicht einmal juristisch umgesetzt
werden. Es reichte, dass sich die Kunde von
den eigenwilligen Meistern am Herd, die sich
nichts dreinreden lassen, in ganz Kanada verbreitete,
um Massenabfütterung fernzuhalten.
Coole Sache
ein Bad im Regenwald
in heißen Quellen
137