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Koloniale Vergangenheit Pubs sind in Hongkong bis heute beliebt<br />
Pranger standen und eine Schale Reis<br />
als Nonplusultra galt, kommt mir<br />
noch eine Erinnerung in den Sinn:<br />
Die damalige britische Kronkolonie war<br />
nicht nur Auffangbecken für Flüchtlinge,<br />
dorthin retteten sich ebenfalls auch<br />
kulinarische Traditionen. Ich erlebte zum<br />
ersten Mal, dass es je nach Landesteil<br />
Chinas deutliche Unterschiede in Zutaten<br />
und Zubereitung gibt. Sei es<br />
die gewürzarme, leichte<br />
Küche aus Kanton, die in<br />
Hongkong dominiert, die<br />
pfeffrige aus Sichuan, die<br />
fleischreiche aus der<br />
Mongolei oder die süßsaure<br />
aus Shanghai mit in Öl<br />
Gebratenem und Seafood.<br />
Beispiele aus der obersten Liga sind<br />
heutzutage das Qi – House of Sichuan,<br />
www.qi-sichuan.hk, in Wan Chai und<br />
das Ye Shanghai, www.elite-concepts.<br />
com, in Kowloon. Für mongolischen Hot<br />
Pot beziehungsweise seine zeitgemäße<br />
Variante sollte man sich das „The Drunken<br />
Pot“ in Tsim Sha Tsui nahe der Star Ferry<br />
merken. Das riesige Lokal erinnert an<br />
einen Fischmarkt. Zu den Spezialitäten<br />
gehören Clams und Hühnerfleisch, die<br />
Gäste ineiner aromatischen Sake-Kokosnuss-Suppe<br />
garen. Aufregende Kreationen<br />
nach kantonesischer Art servieren<br />
Top-Restaurants wie das T‘ang Court,<br />
www.thelanghamhotels.com, im The<br />
Langham oder das Tin Lung Heen,<br />
www.ritzcarlton.com, im Ritz-Carlton<br />
mit famoser Aussicht von der <strong>10</strong>2. Etage.<br />
In Luxushotels zu dinieren, ist für<br />
Businessreisende in Hongkong schon<br />
immer gang und gäbe. Zum einen<br />
sprechen Servicekräfte verständliches<br />
Englisch, für ausländische Gäste ein<br />
Segen, zum anderen wird durch<br />
kostspielige Einladungen die<br />
Wertschätzung gegenüber Business<br />
Partnern zum Ausdruck gebracht.<br />
Ausgehviertel wie Lan Kwai Fong und<br />
SoHo sind bei Locals, Expats und Touristen<br />
bereits seit drei Jahrzehnten angesagt.<br />
Hier stehen die Speiselokale, Kneipen<br />
und Clubs buchstäblich im Schulterschluss<br />
– oder sie türmen sich aufeinander.<br />
Am Wochenende tobt das Leben bis auf<br />
die Hollywood Road.<br />
Zweisamkeit<br />
beim Speisen<br />
ist in Hongkong<br />
weniger Usus<br />
Ein paar Blocks weiter<br />
geht es ruhiger zu.<br />
Zauberhaftes Design in<br />
altchinesisch-kolonialem<br />
Mix offenbart sich in der<br />
The Chinese Library,<br />
www.chineselibrary.<br />
com.hk, versteckt im ehemaligen Polizeipräsidium.<br />
Der Name ist Programm,<br />
denn als Dekor fungiert eine großartige<br />
Sammlung chinesischer Kochbücher.<br />
Auf der Karte sind beliebte Speisen aus<br />
verschiedenen Regionen versammelt,<br />
darunter geröstete Gans & saftiger<br />
Schweinebauch mit glasierter Kruste<br />
oder die Sichuan-Spezialität Fisch auf<br />
feuriger Chilisauce. Pekingente gehört<br />
ebenfalls zum Standardprogramm.<br />
Wie an der Riviera indes fühlt man sich<br />
im LPM, www.lpmrestaurants.com, einer<br />
schicken Brasserie mit mediterraner<br />
Küche, wo jeder jeden zu kennen scheint.<br />
Das furiose Hochhaus H Queen’s, welches<br />
das LPM beherbergt, ist eine Schau für<br />
sich. Ein Kulturzentrum mit Galerien,<br />
Event Locations und Restaurants hinter<br />
durchsichtigen Fassaden. Ganz oben<br />
thront das Piqniq, www.lecomptoir.hk.<br />
Auf der Terrasse schlürft eine illustre<br />
Gesellschaft auf Sitzsäcken Champagner.<br />
Wo Pekingente auf<br />
geröstete Gans trifft<br />
Wie bei uns sind derzeit Lokale mit<br />
Terrassen gefragt. Da das subtropische<br />
Hongkong im Winterhalbjahr wenig<br />
Regen abkriegt und die Luft dann<br />
überwiegend frühlingshaft streichelt,<br />
reicht ein Kaschmirschal für draußen.<br />
Oder man sitzt gut geschützt wie im<br />
Arcane, www.arcane.com. Das lauschige<br />
Deck des Sternerestaurants klemmt zwischen<br />
Hochhäusern in Central. Zutaten<br />
für die Gerichte à la Saison bezieht Chef<br />
Shane Osborn aus Frankreich, Großbritannien<br />
und Japan. Womöglich die<br />
größte Terrasse in Hongkong findet sich<br />
im Sevva, www.sevva.hk. Das aufwändig<br />
gestylte Restaurant – die Menükarte mit<br />
westöstlichen Gourmet-Kreationen bestückt<br />
– wurde unlängst wiedereröffnet.<br />
Vor den Hafenblick haben sich inzwischen<br />
neue Wolkenkratzer geschoben.<br />
Doch wer von Ko wloon kommt, nimmt<br />
einfach die Star Ferry und genießt das<br />
funkelnde Hongkong vom Wasser aus.<br />
Die Fähre gehört übrigens zu den letzten<br />
historischen Relikten der Megacity.<br />
Wer weiß, wie lange noch.<br />
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