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APULIEN_KULINARIK<br />
Appetit auf<br />
Apulien<br />
Die reine Lebenslust zeigt sich in Apulien nicht nur in der barocken Architektur –<br />
auch die Küche präsentiert sich gern als aromatisches Genussfeuerwerk!<br />
TEXT: ELSA-MARIA HONECKER<br />
Typisch Apulien? Das sind die<br />
Aromen von Rosmarin,<br />
Fenchel, Minze, Oregano<br />
und wildem Rucola. Zum<br />
Einsatz kommen sie bei den<br />
beliebten Fleischgerichten<br />
aus Lamm und Ziege –<br />
genannt „Turcinieddrhi“. Die Salsiccia als<br />
grobe Bratwurst darf in der Hausmannskost<br />
genauso wenig fehlen wie die<br />
„Bombette di Maiale“, dünne Schweinefilets,<br />
belegt mit Käse und Rohschinken.<br />
Apuliens Hersteller listen allein an die<br />
300 lokalen Produkte auf, die prämierte<br />
Ursprungsbezeichnungen wie DOP, DOC,<br />
DOCG, IGT oder Presidi del Gusto tragen.<br />
Außerdem gibt es dutzende Lebensmittel, die<br />
sich mit dem Slow-Food-Siegel schmücken<br />
dürfen: der aus der Milch der Podolica-<br />
Kuh hergestellten Caciocavallo-Podolico-<br />
Käse, die Zitrusfrüchte des Gargano, die<br />
Wurstspezialität Capocollo, die Bohnen von<br />
Carpino, die Mandel aus Toritto, die rote<br />
Zwiebel von Acquaviva, das Brot von<br />
Altamura … Und natürlich auch die<br />
typischen Orecchiette! Man findet sie auf<br />
fast jeder „primi piatti“, und vor nicht<br />
langer Zeit konnte man den Hausfrauen in<br />
Bari noch bei der Zubereitung zuschauen.<br />
Dazu passt, ganz traditionell, der lokale<br />
Stängelkohl aber auch Tomatensauce,<br />
Fleischsauce oder strenger Schafsricotta.<br />
Erstklassiges Olivenöl, das „Gold Apuliens“<br />
spielt dabei immer eine wesentliche Rolle.<br />
Es ist so alt und so wertvoll wie das Land<br />
selbst und unterliegt strengsten Auflagen:<br />
Extra-Vergine-Öl aus Apulien darf nicht<br />
mehr als ein Prozent Säuregehalt aufweisen.<br />
Im Wesentlichen gibt es davon drei Arten:<br />
zartfruchtig, mittelfruchtig und starkfruchtig<br />
– je nach Herkunftsgebiet und<br />
dort vorherrschenden Bodenbedingungen.<br />
Mindestens eine Flasche steht in jedem<br />
Restaurant auf dem Tisch, manchmal kann<br />
man sich sogar ganz nach Belieben durch<br />
die einzelnen Aromen<br />
probieren.<br />
Ohne „Dolce“<br />
geht kein<br />
apulisches<br />
Mahl zu Ende.<br />
Dass Apulien dank seiner<br />
800 Kilometer langen<br />
Küste ein Eldorado für<br />
Fischliebhaber ist,<br />
versteht sich von selbst:<br />
Gold- und Zahnbrassen,<br />
Zackenbarsche, Wolfsund<br />
Seebarsche oder Meerbarben in ihren<br />
traditionellen Zubereitungen – nämlich<br />
gegrillt, gebacken, eingewickelt und frittiert<br />
– gibt es fast auf jeder Speisekarte, aber<br />
auch Austern, Crevetten und Polpo sind zu<br />
finden. In Taranto sollte man unbedingt die<br />
Miesmuscheln zusammen mit anderen<br />
Fischen in der schmackhaften und reichhaltigen<br />
Zuppa alla tarantina probieren –<br />
die Muschelbänke liegen direkt vor der Stadt.<br />
Dazu passt ein gekühlter „Bianco<br />
d'Alessano“ oder ein Spumante, den man<br />
hier auch als Begleitwein serviert. Überhaupt<br />
kann Apulien auf eine lange Weintradition<br />
zurückblicken, deren Wurzeln in<br />
der griechischen Zivilisation liegen. Homer<br />
selbst beschrieb die Region als einen Ort<br />
des „ewigen Frühlings“. Seine besonderen<br />
klimatischen Bedingungen haben eine<br />
Fülle edler Gewächse hervorgebracht.<br />
Ob Salento, Daunia oder Manduria, in<br />
der gesamten Region kann man herrlichvollmundige<br />
Weine kosten. Negroamaro,<br />
Primitivo di Manduria und<br />
Nero di Troia sind die drei hochgelobten<br />
apulischen Rebsorten<br />
mit großer Fangemeinde. Mit<br />
ein wenig Glück kann man sie<br />
in lauschigen Nächten in einer<br />
Masseria, bei einem Gourmetfest,<br />
oder einfach abends bei<br />
Mondlicht auf seiner Terrasse<br />
genießen. Ohne die „Dolce“ geht aber auch<br />
in Apulien kein noch so üppiges Mahl zu<br />
Ende. Äußerst beliebt sind die sogenannten<br />
„Cartellate“ – mit Zimt und Honig gewürzte<br />
Kekse, die aus einem Teig mit Olivenöl<br />
und Weißwein hergestellt werden. Den<br />
krönenden Abschluß bilden dann die<br />
„Pasticcini“, kleine Törtchen, serviert mit<br />
einer Mischung aus Kaffee, Eiswürfeln,<br />
Mandelmilch und -sirup zum Versüßen.<br />
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