Studiengang Sicherheits - BDSW
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2 | 2011<br />
Blick in das Plenum.<br />
cherte Anspruchsniveau in der Wirtschaft. So<br />
würden bei Diehl, einem stark verzweigten<br />
Global Player, „alle Varianten gelebt“, von<br />
eigenem Personal bis hin zu Fremdvergaben.<br />
Das schwierigste Problem mit ihrer Sicherheit<br />
hätten natürlich kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU). Während zum Beispiel beim<br />
Geheimschutz „jeder Handgriff klar geregelt“<br />
sei, so Dorrer, sei der Selbstschutz unreglementiert.<br />
Das führe dazu, dass sich KMU<br />
häufig rein an den Kosten orientierten. Im<br />
Extremfall sei schlichtweg der Hausmeister<br />
zuständig.<br />
Die auch von Jürgen Dorrer beklagte Preisspirale<br />
nach unten in der Branche sei jedoch<br />
gar nicht im Interesse der Kunden. Nötig sei<br />
schließlich qualifiziertes Personal. Manche<br />
Anbieter stünden aber „nahezu an der Grenze<br />
zu kriminellen Handlungen“ – wenn in<br />
Verhandlungen etwa angeboten werde: „Im<br />
Vertrag definieren wir Ihre Anforderungen anders,<br />
aber Sie haben trotzdem die Fachkräfte.“<br />
Auch das Ansinnen, Schichtpläne zu schönen,<br />
komme vor. Und eine bloße Sachkundeprüfung<br />
werde oft als hochwertige Ausbildung<br />
verkauft. Deshalb sei das Zertifizierungsvorhaben<br />
der Innenministerkonferenz „eine riesengroße<br />
Chance, ein Meilenstein auf dem Weg<br />
zu breiter Akzeptanz“, so der Diehl-Manager.<br />
Es kommen die Falschen<br />
Mehr Transparenz sei für die Wirtschaft<br />
erforderlich, ergänzte Jörg Peter. Er ist Leiter<br />
Corporate Security von Bosch und seit September<br />
2010 neuer Vorsitzender der ASW.<br />
Über die Qualifikation von Fachkräften gebe<br />
es falsche Vorstellungen. Immer noch würden<br />
Begriffe wie „Nachtwächter“ oder „Pförtner“<br />
verwendet. Um gemeinsame Feinde wie<br />
die Wirtschaftskriminalität einzudämmen,<br />
müssten sich alle Beteiligten gemeinsam<br />
stärker an der Sache orientieren. Peter hat<br />
„Grabenkämpfe in Verbänden“ festgestellt. Er<br />
hoffe, dass sich aus der 1. Ausbildungstagung<br />
des BDWS konkrete Arbeitsgruppen ergäben.<br />
Alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen<br />
sei genau das Ziel der Veranstaltung, so<br />
BDWS-Vize Gregor Lehnert. Er fasste die akuten<br />
Probleme der <strong>Sicherheits</strong>branche noch<br />
einmal zusammen. So schrumpfe das Potenzial<br />
an Arbeitskräften. In manchen Städten gebe<br />
es „so gut wie kein geeignetes Personal mehr“.<br />
Ein wichtiger Grund sei, dass sich die Unternehmen<br />
keine angemessene Alimentation der<br />
Angestellten leisten könnten. Mitverantwortlich<br />
dafür seien die Landesrechnungshöfe.<br />
Durch die zum 1. Mai 2011 erweiterte Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
in Europa rechnet<br />
Lehnert mit gut einer halben Million geeigneter<br />
Osteuropäer: „Die arbeiten für zwei bis<br />
drei Euro.“ Daher sei der eingeschlagene Weg<br />
richtig: Mindestlohn, Nutzung des Arbeitnehmerentsendegesetzes<br />
und der Abschluss<br />
von Ergänzungstarifverträgen. Gerade im<br />
Bereich kritischer Infrastrukturen würden<br />
die Aufgaben immer hochwertiger, so beim<br />
Schutz von Flughäfen oder kerntechnischen<br />
Anlagen: „Die Anforderungen steigen ständig.“<br />
Anspruchsvolle Dienstleistungen<br />
Demgegenüber sei eine bloße Unterrichtung<br />
gemäß § 34 a Gewerbeordnung von<br />
1996 eine „reine Anwesenheitsveranstaltung“,<br />
kritisiert Gregor Lehnert. Niemand könne in<br />
diesen 40 Stunden auch nur die Rechtsgrundlagen<br />
etc. lernen – „das ist fern jeder Realität“.<br />
Das Verfahren stellt jedoch für <strong>Sicherheits</strong>dienstleister<br />
eine Gewerbezugangsregelung<br />
dar. „Sie sind keine Ausbildung“, betont Lehnert.<br />
Die 2002 eingeführte Sachkundeprüfung<br />
für Kontrolltätigkeiten im öffentlichen Raum<br />
sieht der BDWS-Vize aber bereits als „Quantensprung“.<br />
Gute Erfahrungen gebe es auch<br />
mit der nach drei Jahren Geprüften Schutz-<br />
und <strong>Sicherheits</strong>fachkraft. Auch er äußerte<br />
sich freilich besorgt über die hohen Durchfallquoten<br />
bei der zweijährigen Ausbildung<br />
zur „Servicekraft für Schutz und Sicherheit“.<br />
Wie auch im Gastgewerbe oder bei Gebäudereinigern<br />
werden außerdem ca. 40 Prozent<br />
der Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst.<br />
Wo Personalreserve steckt<br />
„Die Servicekraft hat es schwer“, bestätigt<br />
Andrea Brüggemann, Sprecherin des Bundesarbeitskreises<br />
der Berufsschullehrer. Sie<br />
hätten bereits nach zwei Jahren die komplette<br />
Prüfung nach dem neuen Rahmenlehrplan<br />
abzulegen. Instabile Klassensituationen mit<br />
hoher Fluktuation und die Doppelbelastung<br />
der Azubis durch die Praxis seien wichtige<br />
Ursachen unbefriedigender Prüfungsergebnisse.<br />
Andererseits verzeichnet Brüggemann<br />
zunehmend mangelhafte Vorausbildung und<br />
Sprachbarrieren besonders bei Migranten. Zudem<br />
seien Berufsschullehrer zwar breit aufgestellt,<br />
aber natürlich meist ohne Praxiserfahrung.<br />
Die einschlägigen Fachverlage müssten<br />
mit Informationen zur Straffung des Lehrmaterials<br />
versorgt werden. Mehr Kommunikation<br />
AUSBILDUNG<br />
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