BERGE | Livigno Höhenflug: Dank des E-Motors kommt das Mountainbike mühelos die 3.000er hoch. Beim Runterdüsen hebt man dann gern mal ein bisschen ab, wenn's über kleinere Hügel geht. Foto: Tassilo Pritzl 42
macht einen Heidenspaß, zu merken, wie sehr sich das Fahrrad schon nach kurzer Zeit fast wie eine Verlängerung meines Körpers anfühlt, ganz natürlich eben. Als der Letzte unserer Gruppe aus den Bäumen am Trailende gesaust kommt, beginnt es, zu regnen. Perfektes Timing – wir erreichen noch trocken das Ristoro Val Alpisella am Ufer des großen Stausees, der Livigno nach Norden begrenzt. Serviert wird Polenta, das hier in den unwirtlichen Alpen jahrelang die Bevölkerung im Winter ernährte. Denn früher, wie ich später im MUS!, dem Museum für Livigno samt seinem hoch gelegenen Stadtteil Trepalle, lerne, war das Leben hier einst ein Knochenjob. In den harten Wintern war das Dorf von der Außenwelt abgeschnitten und das örtliche Bauernvolk völlig auf sich allein gestellt. Deswegen erklärte Napoleon Livigno zur zollfreien Zone, wovon die Stadt noch heute profitiert. Das lockte besonders Schmuggler an – einer von ihnen sollte später in den Geschichten von Don Camillo und Peppone Weltruhm erlangen. Denn 1948 besuchte der Schriftsteller Giovannino Guareschi den Stadtteil Trepalle in den Bergen, der manchen Quellen nach als Europas höchstgelegener, dauerhaft besiedelter Ort gilt. Dort lernte er den örtlichen Pfarrer, einen gewissen Don Alessandro Parenti, kennen, ebenso den Schmuggler Giàn. Die Begegnung mit den tüchtigen Menschen aus Livigno, die mehrere Monate bei bis zu minus 30 Grad Celsius in ihrem Bergdorf verharrten und geschmolzenen Schnee tranken, beeindruckte Guareschi sehr, besonders der engagierte Priester. Don Parenti inspirierte den Schriftsteller so sehr, dass er ihn später zu mehreren Geschichten und Erzählungen verewigte: Don Camillo, der gemeinsam mit dem Schmuggler Peppone in Geschichten und Filmen ein Sinnbild für das ländliche Italien wurde, ist in Wahrheit der Priester aus Trepalle in Livigno. Seit 1951 ist Livigno auch im Winter erreichbar. Das lockte wiederum Skifahrer an, die die Livigno-Alpen für sich entdeckten und dem Ort seinen reichen Tourismus bescherten. Auch wenn das Alpenstädtchen für seinen Wintersport bekannt wurde (und hier auch einige Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele 2026 ausgetragen werden) – Livigno ist auch im Sommer ein ebenbürtiger und spannender Outdoor-Spielplatz. Allen voran eben für Mountainbiker. Und so kommt es, dass ich am kommenden Tag noch ein paar weitere Trails ausprobieren mag. Es ist Sonnenaufgang. Ich stehe mutterseelenallein am Monte delle Rezze, einer kargen Schönheit auf fast 3.000 Metern. Wo früher Schäfer in einer Hütte unterkamen, steht heute ein steinernes Häuschen zwischen Felsen, Wildblumen wackeln wacker im Wind. Hier gibt es einen warmen Unterschlupf samt Ofen, wo wir die Nacht verbracht haben. Hergekommen sind wir über Trails, die ich mich früher kaum zu wandern gewagt hätte – doch plötzlich sehe ich die Berge mit ganz neuen Augen. Das magische Morgenlicht klettert wie in Zeitlupe über die Bergkämme und bestrahlt in einer wundersamen Zeremonie Gipfel für Gipfel. Diesmal habe ich meine Kamera zur Hand. Auch wenn es viele Fotos gibt, die ich in Livigno nicht geschossen habe, die Erlebnisse bleiben allesamt fest in meinem Gedächtnis verankert, wo die vorbeirauschenden Alpen noch lange nachwirken. Diesen Rausch der Berge von Livigno werde ich irgendwann wieder erleben, ganz bestimmt. INFO ESSEN Im Rifugio Costaccia wird in einer Berghütte Gourmetküche vom Feinsten serviert, zum Beispiel Hummer mit Kartoffelschaum. www.sitas.ski SCHLAFEN Die Montivas Lodge ist eine schlichte, aber schöne Unterkunft auf 4-Sterne-Niveau. DZ ab € 120 pro Nacht. www.montivas.com E-BIKE-TOUREN Bike Livigno bietet geführte E-Bike-Touren in die umliegende Bergwelt an. www.bikelivigno.com MUSEUM Museum Im »MUS! Museo di Livigno e Trepalle« im Herzen von Livigno erfahren Interessierte alles über die Entwicklung der einst abgeschiedenen Bergdörfer zum Outdoor-Paradies für Bergefans. www.museolivigno.it Mehr Infos über Livigno und die Region gibt es bei livingo.eu Unser Reise-Tipps findet ihr unter: auf.reise/livigno Alles, was das Wanderherz begehrt: Im Rifugio Costaccia wird auf einer Berghütte Gourmetküche serviert. herbst <strong>2021</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 43
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