So ein Käse: Marialuce ist ein großer Fan des lokalen Gin Bisbino. Deshalb reibt sie ihren traditionellen Käse damit ein – mit großem Erfolg. Heute benutzen Sterneköche ihre Produkte. . . Einen schoneren Empfang im Tessin hatte ich mir nicht vorstellen konnen. . EIN WEINGUT WIE VON EINER ANDEREN WELT Ganz leise raschelt der Wind durch die grünen Reben. Noch hängen hier junge Merlot-Trauben, die im kommenden <strong>Herbst</strong> in fein säuberlicher Handarbeit geerntet werden. In hochmodernen Tanks reifen diese dann in der frisch renovierten Kellerei des Weinguts Tenuta Castello di Morcote zu einzigartigen Tropfen heran, die sich weit über den Tessin einen Namen gemacht haben. Die Weine des zweigeteilten, insgesamt zwölf Hektar messenden Weinguts sind nicht nur biozertifiziert, sondern werden zudem biodynamisch angebaut. Das bedeutet: Neben den reinen, schadstofffreien Zutaten wird auch der Boden nach der Lehre Rudolph Steiners als lebender Organismus behandelt und nach dem Mondkalender komplett natürlich bewirtschaftet. Alles bleibt in Balance, natürlicher Dünger kommt zum Beispiel von Eseln, die in den Wintermonaten in den Weinbergen weiden. Es ist eine der vielen Innovationen, mit denen Gaby Gianini das Weingut, das sie von ihrem Großvater übernahm, heute prägt. Vielleicht ist ihr diese natürliche und tiefe Schönheit zu verdanken, die dieser Ort ausstrahlt. Ob man nun an die Kraft der biodynamischen Bewirtschaftung glaubt oder nicht; das Ambiente des Weinguts Tenuta Castello di Morcote könnte nicht schöner sein: Die steilen Hänge am Ufer des Luganer Sees bieten einen Rundumblick auf die umliegenden Berge und das tiefblaue Wasser, das sich im Tal ausbreitet. Am Ufer unter uns das historische Künstlerdorf Morcote, über uns die tief stehende Sonne, die die gegenüberliegende Seeseite – die bereits zu Italien gehört – in ein zauberhaftes Licht taucht. Schon die Römer kultivierten hier Wein. Das hingegen mittelalterliche Fort oberhalb der Weinberge dient heute als spektakuläre Kulisse: Im Innenhof ist der weiße Tisch bereits gedeckt zum phänomenalen Dinner bei Sonnenuntergang. Gaby geleitet uns erzählend durch die geschwungenen Reben hinauf, sammelt hier und da ein paar Blumen am Wegesrand, um sie dann, oben angekommen, in die Vase zu stellen, die auf der Tafel bereitsteht. Eine beeindruckende Frau, die das Weingut nun gemeinsam mit ihrem Mann in vierter Generation führt. Einen schöneren Empfang im Tessin hätte ich mir nicht vorstellen können. MARIALUCE UND IHRE KÄSEGROTTE Am nächsten Morgen treffe ich Marialuce Valutini in dem beschaulichen Dorf Sagno im wunderschönen Valle di Muggio in den Tessiner Bergen südlich des Luganer Sees. Die kleine, kurzhaarige Frau sprüht nur so vor Energie. Sie winkt mir freudig zu, als ihr grauhaariger Schopf um die schmale Gasse gebogen kommt. Während sie nach dem großen Schlüssel für die schwere Pforte zur Grotte kramt, plaudert sie los. Gestikulierend erzählt sie, dass es hier in ihrem Heimatdorf viele dieser historischen Kammern gibt, die, tief in den kalkhaltigen Berg geschlagen, seit Jahrhunderten den Familien als natürliche Kühlschränke dienen. Denn: Die Temperatur in den Grotten bleibt das ganze Jahr konstant kühl. Als sie die große Tür öffnet, kommt mir ein Geruch entgegen, der augenblicklich verrät, wozu Marialuce die Familiengrotte heute nutzt: Sie reift hier Käse. Und zwar nicht nur irgendeinen Käse, sondern einige der besten und besonderen Sorten des Tessins, die aus frischer Rohmilch der umliegenden Höfe des Valle di Muggios produziert werden. Ihrer neuesten Käsekreation liegt eine schöne Geschichte zugrunde, wie sie auch nur in einem solch malerischen Ort geschrieben wird: Zur alljährlichen Kastanienernte im <strong>Herbst</strong> kommt das Dorf zu einem Fest zusammen, lokale Produzenten bieten hierzu auf einem kleinen Markt ihre regionalen Köstlichkeiten an. So auch Marialuce, die ihren Käse gleich neben dem Gin-Stand der vier jungen Herren Martino, John, Rupen und Giona verkaufte, die erst vor wenigen Monaten mit dem Destillieren ihres Lieblingsdrinks unter dem Start-up Bisbino begonnen hatten. Ein paar Gin Tonics später hatte Marialuce den Entschluss gefasst, ihren Käse während der Reifung von nun an mit dieser köstlichen Spirituose einzureiben – anstelle von Wein. Gesagt getan, die neu kreierte Sorte fand schnell viele Liebhaber: Gincarlin – in Anlehnung an den traditionellen Zincarlin, wie man diese würzigen, gereiften Käsehüttchen hier nennt. Das ungleiche Duo von Marialuce und den Jungs von Bisbino, deren Gins mit den Botanicals aus dem eigenen Kräutergarten am Hang des Dorfes verfeinert werden, erregte schnell Aufmerksamkeit. Heute ist Marialuces Käse innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, die Jungs erzeugen mittlerweile hauptberuflich fast ein Dutzend verschiedene Spirituosen und Biere. Er schmeckt aber auch einfach einzigartig, der würzige Gincarlin von Marialuce. So gut, dass Chefkoch Domenico Ruberto des Splendide Royal Hotels aus dem nahen Lugano ihn für viele seiner Kreationen nutzt – für die der 35 Jahre junge Italiener aus Kalabrien dieses Jahr mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Wer den berüchtigten Käse probieren mag, der ist herzlich zum Mittag eingeladen, wo der Gincarlin die Pizza aus dem mobilen Pizzaofen verfeinert – und zum Abend natürlich die Gourmet-Menüs des I Due Sud. Selbstverständlich wird zu allem gern ein frischer Gin Tonic mit dem Bisbino aus Sagno serviert – bei schönster Aussicht über Lugano, seine pittoreske Seepromenade und die wankenden Ausflugsboote gleich vor der Terrasse. 46 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2021</strong>
BERGE | Tessin Morcote im südlichsten Zipfels des Tessin, gleich am Ufer des Luganer Sees gelegen, war im Mittelalter für seine vielen Künstler bekannt, die ihre Spuren in den schmalen Gassen hinterließen. An den Südhängen oberhalb wachsen sonnengeküsste Trauben, die Basis für einige der besonderen Weine der Region. Reifeprüfung: Das Weingut Tenuta Castello di Morcote wird von Gaby Gianini in vierter Generation geführt. 47
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