REPORTERIN SIMONE SEVER WAR SCHON VOR 30 JAHREN EIN KARIBIK-FAN. OB SIE IHRE DAMALIGE LIEBLINGSINSEL WIEDERERKANNT HAT? Dreimal muss ich umsteigen, um von Hamburg auf die karibische Insel Dominica zu kommen. Einen Direktflug gibt es nicht, denn der kleine Inselstaat der Kleinen Antillen in der östlichen Karibik verfügt zwar über zwei Flughäfen, allerdings nicht für große Maschinen, und so lande ich im Dunkel der Nacht gegen 19.30 Uhr in einer kleinen Propellermaschine auf Doh-mi-Nieh-ka (Betonung auf der dritten Silbe) und bin schon mittendrin in meinem Abenteuer durch Raum und Zeit. Es ist lange her, dass ich hier war. Vor fast 30 Jahren entdeckte ich mit meinem damaligen Freund zum ersten Mal das knapp 50 Kilometer lange und 22 Kilometer breite Inselchen. Ich weiß noch, der Flug war ein bumpy ride. Der hohe Strickhut eines Rastafarians, unter dem seine Locken in Schach gehalten wurden, drückte sich bei jedem Hüpfer der Maschine an die Decke, wo er sich zu meinem Vergnügen wie ein Ziehharmonika zusammen- und wieder auseinanderfaltete. Nach der sicheren Landung inspizierte der lokale Zoll akribisch Hut und Gepäck des dunkelhäutigen Mannes. Uns Hellhäutige winkte man einfach durch. »Das ist ja wieder typisch«, erlaubte ich mir im Vorbeigehen auf Deutsch zu bemerken, woraufhin der Rastafarian – am gefühlten Ende meiner damalig bekannten Welt – zu unserer Überraschung in breitestem Norddeutsch: »Joa, das is überall so!«, erwiderte. Der coole Typ, an dessen Namen ich mich nach so vielen Jahren leider nicht erinnere, kam aus Bremen, wo er einen Reggae-Club betrieb. Am Flughafenausgang trafen wir uns wieder und kamen ins Gespräch, der Bremer Rastamann half uns, die Mietautostation zu finden, wir boten ihm an, sein Gepäck in unseren Jeep zu werfen, und fuhren ihn zum Haus seiner Eltern, irgendeinen Berg hoch in der Nähe der Inselhauptstadt Roseau. Mit seiner Empfehlung für ein günstiges Hotel, dem Namen seines Rastafarian-Bruders, der uns dann am nächsten Tag mitnahm zur Indian River-Tour, und einer Einladung zum Essen für den nächsten Abend verabschiedeten wir uns vorerst. Jetzt, fast drei Jahrzehnte später kann ich gerade noch das Schild Indian River-Tour erkennen, als mein Taxi Richtung Hotel fährt. Auf den ersten Blick erscheint mir Dominica wenig verändert. Die Natur hab ich genauso üppig abgespeichert, die Straßen damals wie heute nicht überall in bestem Zustand, hier und da dröhnte scheppernde Musik aus den Hütten und Häusern am Straßenrand. Ich habe alte Fotos dabei. Vielleicht helfen die mir, den einen oder anderen Ort wiederzufinden. Wobei das schwierig ist, denn seit meinem letzten Besuch trafen vier verheerende Hurrikanes den Inselstaat. Maria im September 2017 fegte mit einer tödlichen Kategorie 5 über die Insel, die Zerstörungen sind auch heute noch sichtbar. Die Holzhütten auf meinen Fotos also eventuell gar nicht mehr existent. Ich erinnere mich an ein großes, schmiedeeisernes Tor, vor dem wir am Abend unserer Einladung klingelten: Der Mond stand schon am Nachthimmel, die Sterne leuchteten strahlender als die vereinzelten Straßenlaternen. Wir waren die Einzigen mit nordeuropäisch hellem Hautton weit und breit. Für die Einheimischen, die im Dorf noch unterwegs waren, sind wir zu dem Zeitpunkt definitive Hingucker. Heute ist das anders, der internationale Tourismus ist längst auch auf Dominica gelandet. Allerdings nicht in alles verzehrenden Schwärmen, sondern sanft wie eh und je mit Propellermaschinen und Kleinflugzeugen – abgesehen von den Kreuzfahrtschiffen, die dem Inselstaat dringend notwendige Einnahmen verschaffen – aber meist nur für ein paar Stunden in Rouseau anlegen. JOHNNY DEPP WAR AUCH SCHON HIER Auf dem Indian River, der an der Westküste ins Karibische Meer mündet, ist heute im Vergleich zu damals deutlich mehr los, etwa wenn gerade eines dieser großen Kreuzfahrtschiffe angelegt hat. Am frühen Abend, die Sonne zieht sich langsam zurück und die Kreuzfahrtschiffe sind unterwegs zu neuen Häfen, herrscht wieder Ruhe. Die Vögel singen, hier und da ist eine Krabbe zu sehen und sogar ein Leguan scheint sich im Dickicht der teils einhundert Jahre alten Mangroven zu sonnen. Der zweite Teil von »Fluch der Karibik« mit Johnny Depp, Keira Knightley und Orlando Bloom wurde in dieser einzigartigen Natur gedreht. Darauf einen Dynamite Punch an der Bush Bar! 90 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2021</strong>
KARIBIK | Dominica Auf dem Indian River erlebten einst Johnny Depp, Keira Knightley und Orlando Bloom in dem Kino-Blockbuster »Fluch der Karibik« Abenteuer. Gute Wahl, denn Dominica ist nach wie vor so ursprünglich, dass man noch heute Piraten in den Mangroven vermuten könnte. herbst 2020 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 91
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