HANSA 10-2017
Fährschifffahrt | Brexit | HIPER | Schifffahrt der Zukunft | Börsenbericht | US Ports & Hurricanes | Abwasser | Häfen Niedersachsen | HVAC | Job-Börse | Offshore-Marktkompass
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Editorial<br />
Michael Meyer<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Maritimes Jamaika in Berlin?<br />
Die Bundestagswahl? Abgehakt! Wechselstimmung?<br />
Naja … Wird es Veränderungen<br />
in der maritimen Politik geben,<br />
vielleicht sogar umwälzende? Davon ist<br />
eher nicht auszugehen. Aber hoffen darf<br />
man, denn die maritime Branche braucht<br />
eine bessere politische Flankierung.<br />
Die Richtung gibt nach wie vor die Union<br />
vor, mit welchem Partner im Verkehrsressort<br />
auch immer. Ob der Minister dabei<br />
nun aus Bayern, dem Norden, Westen<br />
oder Osten kommt, ist nicht entscheidend.<br />
Spannend dürften die Koalitionsverhandlungen<br />
dennoch werden – eine<br />
schwarz-gelb-grüne Regierungsbildung<br />
ist wahrscheinlich, aber noch nicht ausgemacht,<br />
eine Einigung in wichtigen Segmenten<br />
kein Selbstläufer.<br />
Der maritime Sektor hätte gegen zusätzliche<br />
finanzielle Unterstützung sicher<br />
nichts einzuwenden, etwa für Reedereien,<br />
Wasserstraßen oder die Entwicklung<br />
»grüner« Technologien. Nur ist das erstens<br />
zum Teil doch etwas weit weg von der<br />
marktwirtschaftlichen Basis. Und zweitens<br />
stehen die Chancen dafür ohnehin nicht<br />
sonderlich gut – je nachdem, wie gut sich<br />
die Koalitionspartner gegen die Union und<br />
ihr Spardiktat durchsetzen können.<br />
Darum geht es aber nicht allein.<br />
Mindestens ebenso bedeutend ist nämlich<br />
ein anderes, vermeintlich kleineres<br />
Feld, das beackert werden sollte: die staatliche<br />
Bürokratie. Im Standort-Wettbewerb<br />
ist das enorm wichtig, vor allem in Zeiten<br />
der Digitalisierung, die von der Kanzlerin<br />
selbst als eine der größten Umwälzungen<br />
der Geschichte beschrieben wurde.<br />
Die maritime Verwaltung fällt jedoch<br />
nicht unbedingt durch ausgeprägte Modernität<br />
auf. Daran beißt sich die Wirtschaft<br />
seit geraumer Zeit die Zähne aus.<br />
Worum geht es also?<br />
Notwendig sind schlankere und effzientere<br />
behördliche Prozesse. Das gilt – unabhängig<br />
von Sinn oder Unsinn der Sache<br />
selbst – nicht nur für die Planung von<br />
Fahrrinnenanpassungen. Nein, es gilt<br />
auch für die Häfen, die unter anderem<br />
eine effziente Ordnungspolitik fordern,<br />
sowie nicht zuletzt auch für die Handelsflotte.<br />
Will man ein wenigstens halbwegs<br />
attraktives Flaggenregister führen, muss<br />
die Verwaltung digitaler und effzienter<br />
aufgestellt werden. Andere Lämder machen<br />
es vor, die Reedereien sind dankbar<br />
für jeden »Verwaltungsakt« den sie einfacher<br />
als bisher, zum Beispiel online erledigen<br />
können.<br />
Nicht zuletzt ist die Sicherung des maritimen<br />
Knowhows unabdingbar. Ob das<br />
noch junge Deutsche Maritime Zentrum,<br />
dabei helfen kann, wird von so manchem<br />
angezweifelt. Kritiker sehen den »Faktor<br />
Mensch« nicht ausreichend berücksichtig<br />
und fürchten eine Kannibalisierung<br />
des – zugegebenermaßen nur mäßig<br />
wirksamen – Maritimen Bündnisses.<br />
Die Branche muss natürlich auch<br />
selbst weiter beweisen, dass sie bestands-<br />
und vor allem zukunftsfähig ist.<br />
Aber eine stärkere politische Flankierung<br />
würde ihr in jedem Falle gut tun.<br />
Scheitert es an der »bösen« europäischen<br />
Bürokratie, muss eben dort die<br />
gewichtige deutsche Stimme deutlicher<br />
erhoben werden. Wer letztlich Verkehrsminister<br />
wird oder den Trost-Posten des<br />
Maritimen Koordinators bekleidet, ist<br />
zweitrangig. Zumal die bisherigen Amtsträger<br />
Dobrindt und Beckmeyer keine<br />
allzu großen Fußstapfen hinterlassen.<br />
Am Ende kommt es auf politischen Willen<br />
und Tatendrang an.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
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<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 154. Jahrgang – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong> 3