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HANSA 10-2017

Fährschifffahrt | Brexit | HIPER | Schifffahrt der Zukunft | Börsenbericht | US Ports & Hurricanes | Abwasser | Häfen Niedersachsen | HVAC | Job-Börse | Offshore-Marktkompass

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Schiffstechnik | Ship Technology<br />

Delfin und Hai in einem Boot?<br />

Das Forschungsprojekt »FLIPPER« hat einen Durchbruch<br />

geschaff und eine Oberflächenbeschichtung für<br />

Schiffsrümpfe entwickelt, die ähnlich wie die Delfinhaut<br />

den Strömungswiderstand messbar verringert. Bis zur<br />

industriellen Anwendbarkeit gibt es jedoch noch Hürden<br />

Fotos: HSVA<br />

Für eine elegante und ökonomische<br />

Fortbewegung im Wasser geben Delfine<br />

den Wissenschaftlern ein exzellentes<br />

Vorbild. Sie erzielen erstaunliche<br />

Schwimmleistungen, deren Ursachen<br />

einerseits in der Körperform und andererseits<br />

in den elastischen Eigenschaften<br />

ihrer Haut zu finden sind. Letzteres<br />

Phänomen ist bereits seit Mitte des vorigen<br />

Jahrhunderts bekannt, konnte aber<br />

bislang nicht erfolgreich auf technische<br />

Anwendungen übertragen werden. Experten<br />

des Fraunhofer IFAM und der<br />

Hamburgischen Schiffau-Versuchsanstalt<br />

(HSVA) haben nun gemeinsam mit<br />

weiteren Forschungspartnern eine Oberflächenbeschichtung<br />

entwickelt, die ähnlich<br />

wie die Delfinhaut den Widerstand<br />

im Wasser reduziert.<br />

Der kooperative Ansatz war dabei von<br />

entscheidender Bedeutung. »Für ein derartiges<br />

Projekt sind verschiedene Kompetenzen<br />

nötig, etwa zur Hydrodynamik,<br />

für das Beschichtungsmaterial und<br />

die chemische Umsetzung. In unserer<br />

Gruppe konnten wir diese Kompetenzen<br />

versammeln«, sagt Volkmar Stenzel vom<br />

Fraunhofer IFAM. In der Vergangenheit<br />

seien schon Versuche mit einem vergleichbaren<br />

Forschungsansatz durchgeführt<br />

worden, aber vor allem mit flachen<br />

Platten – bislang nicht auf einem schiffsähnlichen<br />

Körper.<br />

Delfine haben eine glatte Haut mit einer<br />

darunter liegenden dicken, nachgiebigen<br />

Speckschicht. Diese speziellen<br />

Hauteigenschaften führen zu einer signifikanten<br />

Widerstandsminderung durch<br />

Erhaltung einer laminaren Strömung<br />

entlang der Oberfläche. Die Wirkung beruht<br />

darauf, dass die weiche Oberfläche<br />

unvermeidliche wellenartige Schwankungen<br />

in der Strömung – sogenannte<br />

Tollmien-Schlichting-Wellen, Vorboten<br />

der Turbulenz – abschwächt und damit<br />

den Umschlag von laminarer zu turbulenter<br />

Strömung hinauszögert. Eine solche<br />

Verzögerung ist wünschenswert, da<br />

der Reibungswiderstand laminarer Strömung<br />

erheblich geringer ist als der des<br />

turbulenten Zustands, heißt es seitens der<br />

Forscher<br />

Für die Schifffahrt sind widerstandsvermindernde<br />

Rumpfbeschichtungen<br />

interessant, da eine Reduzierung des<br />

Schiffswiderstands den Brennstoffverbrauch<br />

deutlich senkt. Vor diesem Hintergrund<br />

haben es sich die Wissenschaftler<br />

in dem durch das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie geförderten<br />

Projekt »FLIPPER - Flow improvement<br />

through compliant hull coating for better<br />

ship performance« zur Aufgabe gemacht,<br />

mithilfe von Simulationen eine<br />

»künstliche Delfinhaut« für Schiffe zu<br />

entwickeln, welche die Strömung positiv<br />

beeinflusst, sich unkompliziert verarbeiten<br />

lässt und langzeitstabil ist.<br />

Nachgiebig polymer<br />

Zur Entwicklung eines geeigneten Materials<br />

haben Wissenschaftler der HSVA<br />

Strömungsberechnungen für ein knapp<br />

6 m langes Schiffsmodell durchgeführt.<br />

Diese wurden durch zusätzliche Berechnungen<br />

an der Technischen Universität<br />

Hamburg unterstützt. Ziel dieser<br />

Berechnungen war die Ermittlung<br />

geeigneter viskoelastischer Parameter<br />

und Schichtdicken für »künstliche Delfinhäute«.<br />

In der HSVA kam dafür ein<br />

mechanisches Ersatzmodell zum Einsatz,<br />

das die flexible Fettschicht und die<br />

steife Epidermis des Delfins durch Federn,<br />

Dämpfer und eine dünne Membran<br />

nachbildet. Dieses Modell wurde<br />

an ein Prognoseverfahren für das Auftreten<br />

von Tollmien-Schlichting-Wellen<br />

gekoppelt. Die viskoelastischen Modellparameter<br />

wurden nun so lange variiert,<br />

bis eine deutliche Abschwächung<br />

der Tollmien-Schlichting-Wellen festgestellt<br />

werden konnte. Nach diesen Vorgaben<br />

wurde am Fraunhofer IFAM ein gelartiges<br />

elastisches Polymer entwickelt,<br />

welches in Schichtdicken von einigen<br />

Millimetern im Bugbereich des Schiffs-<br />

60 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 154. Jahrgang – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong>

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