Stadtstreicher 03.2022-05.2022
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Eins energie – eher als der Rest<br />
„Umwelt- und Klimaschutz spielen für uns eine große Rolle im täglichen<br />
Handeln“, so die Aussage des führenden kommunalen Energiedienstleisters<br />
in Chemnitz und der Region Südwestsachsen, eins energie. Rund 4.000.000<br />
Haushalte und Gewerbekunden versorgt das Unternehmen laut eigenen<br />
Aussagen mit Erdgas, Strom, Internet, Wärme und Kälte sowie Wasser und<br />
energienahen Dienstleistungen. 2021 prüfte eins energie die Möglichkeit,<br />
schon 2023 aus der Braunkohle auszusteigen. Ein ehrendes Ziel, denn die<br />
alte Bundesregierung sah den Ausstieg in ihrem Zeitplan erst für 2038 vor.<br />
SPD, Grüne und FDP wollen jedoch den Turbo einlegen und schon 2030<br />
einen Schlussstrich unter die Braunkohle setzen. Damit dürfte die eins energie<br />
einer der Vorreiter-Energieversorger in Deutschland sein. Das Unternehmen<br />
will „Energieerzeugung zukünftig noch umweltschonender und<br />
deutlich flexibler machen: Motorenheizkraftwerke (MHKW) werden Strom<br />
und Wärme erzeugen. Die mit Methan betriebenen MHKW können Erdgas,<br />
Biogas oder synthetisches Gas verbrennen. Insgesamt reduzieren die<br />
neuen Anlagen den CO2-Ausstoß um rund 60 Prozent gegenüber der bisherigen<br />
Technik – das entspricht der Einsparung des CO2-Ausstoßes von<br />
rund 260.000 Pkw pro Jahr.“ Erstaunlich, dass es bei einem solchen Vorhaben<br />
keine spezielle Abteilung gibt, die sich ausschließlich um Themen wie<br />
Im Mai 2021 wurde der letzte Motor<br />
für das Motorenheizkraftwerk geliefert.<br />
Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement kümmert, wie die Pressestelle<br />
auf Nachfrage mitteilte. „Wir versuchen diese Aspekte bei möglichst allen<br />
Projekten und Prozessen einzubeziehen“, heißt es weiter. „2023 haben die<br />
Motorenkraftwerke den Betrieb aufgenommen und werden mit den anderen<br />
Neuanlagen die Versorgungssicherheit im Bereich Fernwärme in Chemnitz<br />
gewährleisten“, ist die Zukunft schon fertig – jedenfalls auf der Website von<br />
eins energie. Das Unternehmen muss übrigens noch dafür kämpfen, Kompensationszahlungen<br />
wie die Großkonzerne RWE und LEAG für den Ausstieg<br />
zu erhalten. Den riesigen Energiedienstleistern werden mehr als 4 Milliarden<br />
Euro dafür gezahlt. Denn der Ausstieg ist mit enormen Investitionen<br />
verbunden und bedeutet Verluste für das kommunale Unternehmen.<br />
Michael Neubert, Geschäftsführer der Metallgießerei Chemnitz<br />
GmbH, mit der Auszeichnung der Umweltallianz Sachsen.<br />
Metallgießerei Chemnitz GmbH –<br />
ausgezeichnet durch Umweltallianz<br />
„Sogenannte NE-Metalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel, Zink sind notwendig<br />
für zahlreiche Klimaschutztechnologien und -anwendungen. Ihre Produktion<br />
und Verarbeitung sind aber aus physikalischen Gründen energieintensiv.“ So<br />
lautet ein Satz in einem Schreiben des Branchenverbandes Wirtschaftsverband<br />
Metalle (WVM) an den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz<br />
Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen). Für Michael Neubert, Geschäftsführer<br />
der Metallgießerei Chemnitz GmbH, steht die Einsparung von Energie<br />
deshalb auch auf einem anderen Blatt. „Wir prüfen natürlich kontinuierlich,<br />
wo wir Energie einsparen können, vor allem um Kosten zu reduzieren und<br />
setzen Einsparmöglichkeiten um“, lautet seine Antwort auf die Frage nach Klima-<br />
und Umweltschutz. Der Geschäftsführer des kleinen familiengeführten<br />
Unternehmens hat dieses Thema selbst auf dem Tisch. „Wir planen die Ermittlung<br />
unseres CO2-Fußabdrucks, um die Kunden darüber informieren und<br />
um Einsparpotenziale ermitteln zu können“, teilt er mit. Der Hauptenergiebedarf<br />
der Metallgießerei, deren Geschichte bis in das Jahr 1911 zurückreicht,<br />
liegt beim Schmelzen und Warmhalten des Aluminiums. Hier wird mit Öfen<br />
auf dem Stand der Technik gearbeitet – Einsparpotentiale sind da vorerst nur<br />
schwer umzusetzen. „Denkbar wäre“, so Neubert, „eine komplette Umstellung<br />
vom bislang teilweise gasbetriebenen Schmelzbetrieb auf Elektroschmelzbetrieb,<br />
was jedoch im Hinblick auf eine CO2-Reduzierung nur beim Einsatz<br />
von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sinnvoll wäre.“ Außerdem sei an<br />
seinem Standort auch die Infrastruktur für die dann benötigten Strommengen<br />
nicht vorhanden. Was dazu kommt, sind nicht nur die Sorgen um noch mehr<br />
Bürokratie rund um den Klima- und Umweltschutz, sondern der Anstieg der<br />
Stromkosten in Deutschland. Mittlerweile zahlen Deutsche am meisten. Und<br />
die Furcht, ob die deutsche Industrie auch weiterhin stabil mit Strom versorgt<br />
werden kann, teilt auch Neubert. Bereits jetzt haben deutsche Gießereien er-