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Stadtstreicher 03.2022-05.2022

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macht werden, die schon sichtbar sind?<br />

Schließlich würde dies bedeuten, dass<br />

die derzeitigen Akteur*innen, vor allem<br />

mittelalte und ältere Männer in<br />

führenden Positionen, weiße Akademiker*innen,<br />

diejenigen, die das<br />

Ruder schon seit Jahrzehnten in<br />

den Händen halten, von ihren Privilegien,<br />

dem Anspruch gesehen<br />

zu werden, ein Stück weit abrücken<br />

müssen. Denn Aufmerksamkeit<br />

ist kein unendlich<br />

dehnbares Gut. Um Gerechtigkeit<br />

auf der Bühne, in den<br />

Programmräten, Vereinsvorständen<br />

und Intendanzen zu<br />

schaffen, müssen einige zum Gewinn<br />

anderer verzichten.<br />

Wollen wir das? Wer sind wir?<br />

Eine Hinwendung zu denen, die<br />

bislang für die Kulturbranche<br />

nicht zu aktivieren waren, könnte<br />

auch den Diskurs, die Inhalte verändern.<br />

Denn vermutlich interessieren sich<br />

die alleinerziehende Verkäuferin vom Sonnenberg<br />

nach ihrer Frühschicht, der Rentner<br />

im Yorckgebiet, der Ausbildungsabbrecher in<br />

Morgenleite, die impfkritische Homöopathin<br />

vom Kaßberg oder die stockend deutschlernende<br />

Großfamilie mit Migrationsgeschichte<br />

aus dem Zentrum für andere Kulturangebote<br />

als die Bestehenden. Wenn sie alle<br />

Kulturhauptstadt sein und sich mit ihrem<br />

Denken, ihrem Wesen einbringen wollen,<br />

dann würden wir wahrlich das Ungesehene<br />

sehen.<br />

Wollen wir das? Wenn die Tür zur basisdemokratischen<br />

Mitbestimmung geöffnet wird,<br />

würden dann nicht auch die antidemokratischen<br />

Kräfte der Stadt eintreten?<br />

Nicht erst die Enttarnung des NSU und<br />

dessen Unterstützende und die rechtsextremen<br />

Aufmärsche 2018 haben gezeigt:<br />

Chemnitz hat ein Naziproblem und<br />

zwar kein kleines. So ziemlich jede Wahl<br />

der vergangenen Jahre, sei es nun kommunal<br />

oder die des Bundestages, unterstrichen<br />

das. Zu ihnen gesellen sich seitdem<br />

Personen, die das Tragen von Mundnasenschutz<br />

und einen Nadelstich zum Wohle aller<br />

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Foto : shutterstock

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