Campus Magazin Filmakademie Baden-Württemberg 22/23
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die <strong>Filmakademie</strong>-Produktion ALL IN ist Teil einer aktuellen<br />
Serienoffensive der Degeto in der ARD Mediathek,<br />
die sich insbesondere an ein junges Publikum<br />
wendet. Was qualifiziert ALL IN aus Deiner Sicht für<br />
diese Reihe? Was macht die Serie aus?<br />
Wir wollen und müssen vor allem über non-lineare Formate<br />
neue Zuschauergruppen erreichen. Vor diesem<br />
Hintergrund brauchen wir auch neue Geschichten aus<br />
anderen Perspektiven und mit neuen kreativen Erzählformen.<br />
Dafür ist der Nachwuchs der richtige Partner<br />
– wie sich am Beispiel von ALL IN bestens gezeigt hat.<br />
„Schnell, laut, unbequem, provokant, aber vor allem immer<br />
lustig und echt“, so hatten Daniel Popat und Marco<br />
Hülser ihr Projekt vorgestellt. Und dieses Versprechen<br />
hält die Serie auch. Ein witziges Mumblecore, dessen<br />
schräge Figuren einem durch ihre Unbekümmertheit<br />
und Spontaneität schnell ans Herz wachsen. Hohes Tempo<br />
und schwarzer Humor garantieren ungewöhnliche<br />
Unterhaltung in der ARD Mediathek.<br />
Die Mediathek spielt derzeit eine wichtige Rolle im Bemühen<br />
der ARD, ein jüngeres Publikum anzusprechen.<br />
Wie siehst Du das öffentlich-rechtliche Fernsehen derzeit<br />
aufgestellt, vor allem mit Blick auf die Konkurrenz<br />
durch Streaming-Dienste. Welche Entwicklungen prognostizierst<br />
Du für die Zukunft?<br />
Wir haben 2020 offiziell den Auftrag bekommen, auch<br />
Programm für die Mediathek zu entwickeln und somit<br />
jüngere Zielgruppen, die sich vom linearen Fernsehen<br />
und der Prime Time verabschiedet haben, wieder auf<br />
die Angebote der ARD aufmerksam zu machen. Ob diese<br />
Offensive, die inzwischen ja für alle Sender im ARD-Verbund<br />
gilt, rechtzeitig genug war, wird sich in den nächsten<br />
Jahren herausstellen. Nie war der Wettbewerb so groß.<br />
Inhaltlich sind wir auf einem guten Weg. Die Bandbreite<br />
und die Formatvielfalt, die die ARD Mediathek anbietet,<br />
ist letztendlich unschlagbar. Dies gilt es den jungen Zuschauer*innen<br />
zu verdeutlichen. Wir müssen diese Zielgruppen<br />
für uns gewinnen, indem wir sie nicht nur für<br />
eine Serie, sondern dauerhaft für die Mediathek begeistern<br />
können. Mit frischem Content, mit Genres, die sie<br />
bei uns bislang nicht vermutet hätten und die sie sonst<br />
nur von Streamern kennen. Deswegen produzieren wir<br />
Serien wie ALL YOU NEED, HOW TO DAD oder aktuell<br />
ASBEST und kaufen Lizenzen von Serien wie STATE<br />
OF THE UNION und BEFOREIGNERS bzw. setzen verstärkt<br />
auf internationale Koproduktionen. Eine davon ist<br />
WISTING – eine achteilige norwegische Krimiserie, von<br />
der wir bereits die zweite Staffel koproduziert haben.<br />
Hast Du den Eindruck, dass durch gezielte Fake News<br />
oder widersprüchliche Meldungen zum Ukraine-Krieg<br />
viele Menschen aktuell ein hohes Bedürfnis an geprüften,<br />
verlässlichen Informationen haben und die Öffentlich-Rechtlichen<br />
somit wieder an Akzeptanz und Bedeutung<br />
gewinnen?<br />
Die öffentlich-rechtlichen Medien sind unerlässlicher<br />
Teil unserer Demokratie. Ich finde den kritischen Diskurs<br />
über den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks<br />
wichtig und richtig – er ist eine Chance, den Beitrag<br />
und die Bedeutung der Öffentlich-Rechtlichen<br />
deutlich zu machen. Krisensituationen wie Corona und<br />
der Krieg in der Ukraine zeigen, dass die Menschen der<br />
Kompetenz und Seriosität der öffentlich-rechtlichen<br />
Medien vertrauen. Mehr denn je. Auch im fiktionalen<br />
Bereich habe ich den Eindruck, dass das Pendel klar in<br />
unsere Richtung schlägt: Die Menschen schätzen es, dass<br />
sie sowohl im linearen Programm der Öffentlich-Rechtlichen<br />
als auch in den Mediatheken gut gemachte Unterhaltung<br />
und Filme präsentiert bekommen, ohne dass<br />
107