Campus Magazin Filmakademie Baden-Württemberg 22/23
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Software-Fuhrpark von über hundert Anwendungen<br />
angesammelt, den ich für das Institut verantworte und<br />
auf dem neusten Stand halte. Und auch heute noch gilt,<br />
wenn Studierende bestimmte Software für ihre Projekte<br />
benötigen, versuchen wir sie zu besorgen und helfen<br />
ihnen bei der Verwendung. Dabei arbeiten wir auch oft<br />
mit der Research & Development-Abteilung des Instituts<br />
zusammen.<br />
Ich kann mir vorstellen, in Sachen Technologie hat sich<br />
in den zwanzig Jahren einiges getan...<br />
Allerdings! Datenkapazität, Netzwerkgeschwindigkeit<br />
oder Rechenleistung der Systeme haben sich in der Zeit<br />
verzigfacht. Völlig neue Technologien aus den Bereichen<br />
Games, XR, KI eröffnen nie dagewesene Möglichkeiten.<br />
Auch die Zugänglichkeit der Software und des Geräts ist<br />
eine andere. Die <strong>Filmakademie</strong> war früher eine der wenigen<br />
Schulen in Europa, die überhaupt die Ausstattung<br />
und Infrastruktur für die VFX-Ausbildung hatte. Mittlerweile<br />
gibt es viele Filmschulen, die das auch anbieten,<br />
und sogar Autodidakt*innen können zuhause an ihren<br />
PCs einen Großteil der Technik erlernen. Daher finde<br />
ich es gut, dass das Animationsinstitut unter Andreas<br />
Hykade seine USPs mit Character Animation und Intellectual<br />
Property neu definiert hat.<br />
Gibt es bestimmte Projekte, die dir besonders in Erinnerung<br />
geblieben sind?<br />
Da gab es immer wieder welche, bei denen ich bei der<br />
VFX-Erstellung dachte: Wow, wie haben die das hingekriegt,<br />
das ist sowas von High End! Oder auch, wenn<br />
der künstlerische Look so gut gelungen ist, dass wir als<br />
Zuschauende uns in einer völlig anderen Welt fühlen.<br />
Oder Geschichten voller Erzählwitz und Tiefsinn, die zugleich<br />
erheitern und berühren. So ein Projekt ist beispielsweise<br />
DAS RAD (2003). Es war eines der ersten Projekte<br />
hier, bei dem sich die Studierenden entschieden<br />
haben, Stop-Trick komplett digital zu machen. Der Film<br />
blieb mir nicht nur in Erinnerung, weil die Erzählkonstruktion<br />
so genial ist und der Film eine Oscar-Nominierung<br />
für die <strong>Filmakademie</strong> und das Institut einbrachte.<br />
Sondern auch weil sich eines der Teammitglieder, Arvid<br />
Uibel, während der Arbeit am Projekt das Leben nahm.<br />
Das war ein Schock für uns alle. Die Hintergründe und<br />
Motive dieser Verzweiflungstat sind sicher vielfältig. Sie<br />
hat uns aber in jedem Fall in unserem Grundsatz bestärkt,<br />
immer die Menschen in den Mittelpunkt und vor<br />
die Projekte zu stellen.<br />
Du hast in den zwanzig Jahren viele Studierende kommen<br />
und gehen sehen. Sticht da jemand für dich besonders<br />
heraus?<br />
Nicht wirklich. Jede Generation an Studierenden ist besonders<br />
und jedes Jahr wird es wieder spannend, was<br />
der neue Jahrgang am Institut machen wird. Diese Abwechslung<br />
mag ich an dem Job. Natürlich entstehen<br />
auch persönliche Beziehungen, vor allem, wenn man gemeinsam<br />
schwierige Situationen durchgemacht hat. Es<br />
gibt auch einige, die nach ihrer Zeit am Institut berühmt<br />
geworden sind. Wenn die mal wieder hier sind, ist es<br />
aber wie früher, und wir verlieren uns in langen Gesprächen<br />
über die alten Zeiten.<br />
Was wünscht du dir für die Zukunft des Animationsinstituts?<br />
Einer der schönsten Momente, an die ich mich erinnern<br />
kann, ist, als meine Frau und ich unser erstes Kind bekommen<br />
haben. Da haben die Studierenden für uns eine<br />
Picknick-Sommer-Party am Neckar veranstaltet. Das<br />
hat mich sehr berührt. Dass es so etwas nicht mehr gibt,<br />
liegt natürlich daran, dass wir in den zwanzig Jahren immer<br />
größer geworden sind und sich das Institut auch<br />
immer mehr in einzelne Funktionsbereiche aufteilte.<br />
Trotzdem würde ich mir wünschen, dass ein gewisses<br />
Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl, wie<br />
es das in den Anfangsjahren gab, nicht aus den Augen<br />
verloren wird. Unter den Studierenden wie den Mitarbeitenden.<br />
Viet, wie ihn Andreas Hykade sieht<br />
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