Campus Magazin Filmakademie Baden-Württemberg 22/23
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anderen an der Aka. Wir sind uns unsicher, ob das Ganze<br />
wirklich eine gute Idee ist. Was, wenn sie uns nach 10<br />
Stunden Fahrt nicht reinlassen?<br />
Aber wir fahren. Es ist eine stille Fahrt, von 3 bis 5 Uhr<br />
schlafen wir auf einem Rastplatz hinter Paris.<br />
Sonntag, 25. Juli 2021: Um 8 Uhr sind wir in St. Malo am<br />
Fährenterminal. Ich gehe zum Zoll und lasse das Carnet<br />
abstempeln (alle sind aus dem Häuschen, ein Carnet haben<br />
sie schon lange nicht mehr gesehen). Um 11:30 Uhr<br />
beginnt das Boarding. Wir geben der Frau am Schalter<br />
unsere Fährdaten. Dann fragt sie nach den Impfnachweisen.<br />
Hannah und Barne sind, wie erwähnt, zu dem Zeitpunkt<br />
noch nicht vollständig geimpft.<br />
“Dann könnt ihr nicht auf die Fähre,” sagt sie, “Ausreise<br />
aus Frankreich nur bei vollständiger Impfung.”<br />
“Aber wir haben Tests,” sage ich.<br />
“Nur mit professionellem Grund darf man ausreisen.”<br />
“Wir drehen einen Dokumentarfilm,” erwidere ich.<br />
“Ob wir eine Bestätigung darüber haben?”<br />
“Wir haben ein Carnet,” meine ich daraufhin.<br />
Nach kurzer Diskussion akzeptieren sie das Carnet als<br />
Bestätigung. Wir müssen uns dann noch als Fracht umbuchen<br />
(wegen des Equipments) und 40€ mehr zahlen.<br />
Als wir endlich vor der Fähre stehen, bin ich zittrig vor<br />
Adrenalin. Wir fahren auf die Fähre und sitzen zwei angespannte<br />
Stunden lang auf unseren Plätzen, dann legen<br />
wir in Guernsey am Hafen an. Endlich, nach eineinhalb<br />
Jahren, fahren wir auf die Insel. Die Einreise verläuft<br />
problemlos und wir machen unsere PCR-Tests aus dem<br />
Auto heraus.<br />
Über diese Insel zu fahren, ist surreal. Die Straßen sind<br />
unglaublich voll, überall sind Menschen. Wir kommen<br />
am Hotel an, ich fülle die Kontaktdaten aus, Bjarne und<br />
Hannah gehen aufs Zimmer. Wir bekommen Angst. Das<br />
Zimmer ist sehr klein, wie sollen wir es da nur zu dritt<br />
aushalten? Wir stapeln unser Gepäck, so gut es geht,<br />
doch auf 12 m² zu dritt, Bad schon eingerechnet, bleibt<br />
nicht viel Platz zum Leben. Wir wählen noch das Essen<br />
für den Abend aus und dann geht sie los, unsere 7-Tage-Selbstisolation.<br />
Oben: Quarantäne-Frühstück auf dem Zimmer<br />
Unten: Bjarne sammelt atmosphärischen Ton<br />
Sonntag, 25. Juli bis Samstag, 31. Juli 2021: Ich werde<br />
oft gefragt, was wir gemacht haben in all den Tagen.<br />
Als Erstes nur geschlafen, glaube ich. Unser Tag wurde<br />
durch dreimaliges Klopfen an der Tür strukturiert,<br />
immer dann, wenn neues Essen gebracht wurde. Dann<br />
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