Melange No24
Melange No24 - das Magazin im Süden Bayerns
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ECHTE FREUNDE<br />
Traumhaft eingebettet in die wunderschöne Landschaft<br />
liegt das Gut Westenried bei Eberfing, südlich von Weilheim.<br />
Bei Familie Jeschke finden nicht nur Pferdebesitzer<br />
beste Bedingungen für ihre Vierbeiner vor – auch die<br />
Menschen fühlen sich hier zu Hause.<br />
Seit mittlerweile zehn Jahren sind Anita und Marten Jeschke<br />
Pächter des Gutes Westenried und haben es, gemeinsam<br />
mit dem Pferdewirtschaftsmeister Arno Schmidt, zu dem<br />
traumhaften Fleckchen Erde gemacht, das es heute ist.<br />
Der Weg dorthin war jedoch alles andere als einfach.<br />
Ein Lord zum Verlieben<br />
Marten Jeschke erzählt vom Beginn ihrer Geschichte: „Ein halbes<br />
Jahr nach unserer Hochzeit 1997 hat sich meine Frau erneut<br />
verliebt – in ein dänisches Warmblut mit dem Namen ‚Lord‘.<br />
Anita ist als Kind bereits geritten, ich bin voltigiert. Danach<br />
hatten wir, bis zu diesem Zeitpunkt, nichts mit Pferden zu tun.<br />
Meine Frau war so begeistert von Lord, dass wir es gewagt und<br />
ihn für damals 10.000 Mark gekauft haben. Sie war so glücklich<br />
über ihr erstes, eigenes Pferd.“<br />
Die Jeschkes lernen Arno Schmidt im Reitstall Pöcking kennen,<br />
dort hatten sie ihren Lord eingestellt. „Arno kümmerte sich um<br />
die Pferde seiner Freundin und hat uns mit Lord geholfen, als er<br />
verletzt war. Wir benötigten eine andere Box für die Regeneration<br />
und Arno organisierte uns innerhalb von drei Stunden einen<br />
Platz in Westenried“, erinnert sich Anita Jeschke dankbar.<br />
Für die Finanzierung der teuren OP-Kosten von Lord verkaufen<br />
die Jeschkes u.a. Aktien sowie den Pferdehänger und ziehen in<br />
eine kleine Wohnung auf dem Gut. „Wir hatten zwar nicht viel,<br />
aber die Welt war in Ordnung. Wir haben jahrelang mitgeholfen<br />
und den Stall gemacht, währenddessen haben wir unsere Selbstständigkeit<br />
aufgebaut“, so Anita. „Arno war immer da und hat<br />
uns unterstützt und es ist eine tiefe Freundschaft entstanden.“<br />
Unbeugsamer Freund<br />
Der Pferdewirtschaftsmeister lebt seit seinem 14. Lebensjahr auf<br />
Gut Westenried und ist ein fester Bestandteil der Anlage. „Ich bin<br />
früher Vielseitigkeit geritten, habe bei der Deutschen Meisterschaft<br />
teilgenommen und war bei der Europameisterschaft für junge Reiter<br />
dabei. Ich habe hier meine Ausbildung zum Bereiter und den Meister<br />
gemacht“, erzählt Arno Schmidt, der Dressur und Springen bis<br />
Klasse M und Vielseitigkeit bis Klasse S geritten ist.<br />
Am 5. Juli 2011 – dem 40. Geburtstag von Marten Jeschke – erleidet<br />
Arno in der Früh einen Herzinfarkt. „Arno saß auf dem Pferd<br />
und spürte plötzlich Teile seines Körpers nicht mehr. Er stieg ab<br />
und brach in der Reithalle zusammen“, schildert Anita den schicksalshaften<br />
Tag. „Arno war 30 Minuten bewusstlos, die Reanimation<br />
scheiterte und die Sanitäter wollten ihn bereits aufgeben. Professor<br />
Knez, Facharzt für Innere Medizin, ließ ihn dann mit dem Hubschrauber<br />
nach Großhadern bringen: ‚Mein Jahrgang ist noch zu<br />
jung zum Sterben‘, meinte er. Arno lag drei Monate im künstlichen<br />
Koma, angeschlossen an ein ‚Berlin Heart‘, ein offenes Kunstherz.<br />
Seine Familie wollte die Maschinen abstellen lassen, aber Marten<br />
hat sich dagegen gewehrt“, erinnert sich Anita. „Wir saßen an Arnos<br />
Bett und ich habe ihm immer wieder gesagt, er solle meine Hand<br />
drücken – doch nichts passierte. Und dann – kurz bevor die Maschinen<br />
abgestellt werden sollten, drücke Arno tatsächlich die Hand<br />
meiner Schwester. Es war wie ein Wunder.“<br />
Zurück ins Leben<br />
Die Jeschkes übernehmen die volle Verantwortung für ihren<br />
Freund, der zu einem Familienmitglied geworden ist. „Es hätte<br />
sein können, dass man ihm die Beine abnehmen muss oder er<br />
zum Pflegefall wird“, erklärt Anita Jeschke. „Arno kam auf Platz<br />
drei der ‚High Urgent Liste‘ für ein Spenderherz in Deutschland.<br />
Es folgten neun Monate voller Horror, weil er ständig verlegt wurde<br />
und nach dem Koma alles neu lernen musste. Am 12. Dezember<br />
2011 kam endlich die erlösende Nachricht – es gibt ein Spenderherz.<br />
Die OP dauerte satt der geplanten acht Stunden letztendlich 18.“<br />
Besonders erstaunlich: Anita Jeschkes Erfahrung mit dem Komapatienten.<br />
„Als Arno im Koma lag, habe ich jeden Tag mit ihm<br />
geredet und sogar meinen neuen Sattel ins Krankenhaus gebracht,<br />
damit er ihn riechen und fühlen kann. Als er wieder sprechen<br />
konnte, hat er sich danach erkundigt, wie ich mit dem neuen<br />
Sattel zurechtkomme. Das hat mich sehr berührt und mir gezeigt,<br />
dass Komapatienten mehr mitbekommen, als wir vermuten.“<br />
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