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Melange No24

Melange No24 - das Magazin im Süden Bayerns

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EEine Auszeit nehmen und sich kulinarisch mit<br />

allen Sinnen verwöhnen lassen, das geht im<br />

Herzen Murnaus nur zu gut.<br />

Uli Weisner ist seit 20 Jahren der Wirt der Auszeit und hat<br />

sich durch ehrliche, mediterrane und etwas gehobene Küche<br />

in Murnau einen Namen gemacht.<br />

Ein richtiger Vollblutgastronom – das ist er. Seine Auszeit ist<br />

sein Baby und doch kam es dieses Jahr im Sommer, mitten in<br />

der Hauptsaison, so weit, dass er ans Aufhören dachte. Die<br />

personelle Situation ist in der gesamten Gastronomie sehr<br />

angespannt, und nachdem der erst kürzlich gewordene Chefkoch<br />

sich selbstständig machen wollte, war klar, nun geht<br />

die Personalsuche los. Wissentlich, dass es nicht nur in der<br />

Küche an Mitarbeitern fehlt, sondern auch im Service, war<br />

klar, so kann es nicht mehr weitergehen. Denn es ist kein vorübergehendes<br />

Phänomen, dass es keine Fachkräfte gibt.<br />

Und es ist leider auch messbar, dass es sich in der nächsten<br />

Zeit nicht ändern wird. Jährlich gehen in Bayern ca. 150.000<br />

Arbeitnehmer mehr in den Ruhestand als Schulabgänger in<br />

den Arbeitsmarkt kommen. Und das wird die nächsten Jahre<br />

so weitergehen.<br />

Wie soll man da noch ein Restaurant gut betreiben können?<br />

Diese Frage war die alles Entscheidende! Es schien, als gäbe<br />

es keinen Ausweg aus der Lage und als sei die Auszeit nun<br />

dem Ende geweiht. Zugleich wurde Uli Weisner immer klarer,<br />

dass er mit vollem Herzen Gastronom ist und seinen Beruf<br />

mit Leidenschaft ausübt. Will man so etwas Wertvolles dann<br />

aufgeben? Sicherlich nicht!<br />

Doch wie soll ein Betrieb, der normalerweise sieben Angestellte<br />

braucht, ohne bzw. mit sehr wenig Personal funktionieren<br />

können?<br />

Ganzheitlich und regional<br />

Die einzige Chance war nun eine Konzeptänderung. Uli Weisner<br />

war sich sehr schnell klar, was die Auszeit für ihn ist und<br />

was sie auch weiterhin sein muss. „Mir war es immer wichtig,<br />

mit ehrlichen Produkten zu arbeiten und diese hochwertig, ohne<br />

viel Schnickschnack und zugleich mit Kreativität, zu einem tollen<br />

Essen zuzubereiten. Meinen Gästen, durch meine Küche, beson-<br />

GASTRONOMIE<br />

dere Momente schenken zu können, das ist mir ein Anliegen.“<br />

Es ist demnach die ehrliche Küche, die für ihn im Vordergrund<br />

steht. Doch was bedeutet das? Ist Bio damit gemeint? „Es geht<br />

nicht darum, dass wir uns von Zertifizierungen beeindrucken<br />

lassen. Mir ist wichtig, dass die Tiere gut leben, das richtige Futter<br />

bekommen und fair und am besten fast vor Ort geschlachtet werden.<br />

Meine Devise war es immer, mir die Betriebe anzuschauen,<br />

mit denen ich zusammenarbeite, nur so kann ich sicher sein,<br />

dass es auch das ist, was ich möchte.“<br />

Ein Beispiel hierfür ist der Riegseer-Weideochse. Georg Mayr<br />

mit Familie hat einen absoluten Vorzeigebetrieb. Die Tiere leben<br />

auf der Weide, die Jungtiere dürfen die Milch der Mütter trinken,<br />

sie wachsen in der Herde auf und eines Tages geht es dann mal<br />

wieder mit dem Hänger zu einer Spazierfahrt. Nur mit dem Unterschied,<br />

dass es dieses eine Mal nicht auf die Weide geht wie<br />

sonst, sondern die Tür aufgeht und das Tier im Hänger geschossen<br />

wird. Die Zerlegung des Fleisches erfolgt dann in Obersöchering<br />

bei dem Metzgerei-Betrieb Martin Lederer.<br />

Der Ochse wird von der Nase bis zum Schwanz verwertet. Das<br />

ist nicht nur so dahingeredet, denn Wochen vorher kümmert<br />

sich Uli Weisner um die Verteilung des Ochsens unter den Staffelseewirten.<br />

„Fleisch zu essen finde ich absolut in Ordnung, wenn wir darauf<br />

achten, wie der ganze Prozess der Haltung, Schlachtung und Verarbeitung<br />

ist.“<br />

Nicht nur der Ochse landet in der Auszeit auf dem Teller. Auch<br />

heimisches Wild wird gerne verarbeitet. Ein befreundeter Jäger<br />

beliefert ihn mit Reh und Hirsch. „Meine Karte ist somit stark<br />

davon abhängig, was ich geliefert bekomme. Auch das ist für<br />

mich ehrliche Küche. Ich bin absolut nicht dafür Fleisch um die<br />

halbe Welt zu schippern, wenn wir doch bei uns das Beste vor<br />

der Tür haben. Das bedeutet aber auch, dass ich nicht immer<br />

sagen kann, wann es bei mir beispielsweise Reh gibt. Meine Gäste<br />

wissen das und schätzen es auch, sie warten es gegebenenfalls<br />

ab und freuen sich dann immer darüber, wenn es so weit ist“, erzählt<br />

Uli Weisner mit einem Schmunzeln.<br />

Man merkt ihm die Freude an, wenn er von seiner Arbeit erzählt.<br />

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