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aum schaffen wollten und politisch aktiv waren<br />
– durch ausgeklügelte Aktionen wollten sie<br />
die bestehende Gesellschaft verändern und gemeinsam<br />
leben.<br />
Die Bewohner lebten vegetarisch, die Anti-Sexismus-Debatte<br />
beherrschte oft die Gesprächsrunden.<br />
„Besitzdenken wurde abgelehnt. Anspruchslosigkeit,<br />
anti-materielle Einstellung<br />
waren wichtig. Und das Ablehnen des Besitzdenken<br />
wurde dann auch auf die Beziehungsebene<br />
übertragen...“, aber auch „... der kluge<br />
antifaschistische Widerstand, der ging oftm<strong>als</strong><br />
vom AJZ aus ...“, so Dirk S., ein ehemaliger Bewohner.<br />
Ebenso waren die Bewohner des AJZ<br />
<strong>als</strong> „... Links-Faschisten und Super-Emanzen<br />
...“verschrien. So urteilt Bartholomeus S.: „Wir<br />
wurden auch <strong>als</strong> steife Elite belächelt“.<br />
Ein Grundelement dieser Gruppe war die Basis-<br />
demokratie, die sich in fortwährenden Diskussionen,<br />
Hausplena und Abstimmungen zeigte,<br />
weswegen die ‚AJZler’ den Bewohnern der<br />
Wachsmannstraße auch zu verkopft und dogmatisch<br />
erschienen.<br />
Vor der Besetzung war der Verein Alternatives<br />
Jugendzentrum e. V. (AJZ) gegründet worden,<br />
das für das Jugendamt ein Konzept ausarbeitete.<br />
Hauptziel des Vereins sei die „... Schaffung alternativer<br />
Freiräume ...“ gewesen. Daraufhin<br />
hätte die Stadt die Entstehung dieses Jugendwohnprojektes<br />
geduldet und den <strong>als</strong> gemeinnützig<br />
anerkannten Verein sogar ab 1992 durch<br />
Fördergelder im Rahmen des Aktionsprogramms<br />
gegen Aggression und Gewalt (AgAG), das ab<br />
1992 <strong>als</strong> bundesgefördertes Modellprogramm<br />
in den neuen Bundesländern eingerichtet wurde,<br />
unterstützt. Diese wurden in den Folgejahren<br />
effizient genutzt, um verschiedene Projekte<br />
zu realisieren: Ein soziokultureller Treffpunkt,<br />
der unter anderem einen Frauen – und Lesbentreff<br />
diente, ein Videokino, eine Töpferwerkstatt,<br />
ein Fotolabor, einen Bandproberaum,<br />
eine „... Volksküche mit sozialen Preisen, eine<br />
Selbsthilfewerkstatt für Fahrräder und KFZ, einen<br />
Infoladen und vieles mehr ...“ beherbergte.<br />
„Das wohl wichtigste Projekt war die Schaffung<br />
eines öffentlichen Cafés, das zu regelmäßigen<br />
Konzerten, Lesungen, Videoperformances, Diskussionsrunden<br />
[...] und Parties einlud.“.<br />
1993 waren die Eigentumsverhältnisse geklärt<br />
und das Haus wurde an die Eigentümerin – Frau<br />
Sprengel aus Norderstedt – übereignet, mit der<br />
die Besetzer daraufhin in Kontakt traten. Trotz<br />
mehrerer Einigungsversuche konnte keine Einigung<br />
über die Zukunft des Alternativen Jugendzentrums<br />
am Karl-Marx-Platz 19 erzielt werden<br />
„... quasi einzigartig<br />
in der Region um Greifswald.“<br />
– die Besitzerin strebt kurze Zeit später eine<br />
Räumungsklage gegen die Bewohner an.<br />
Aufgrund des Verhaltens der Stadtverwaltung,<br />
die vorgab keinen Handlungsspielraum zu haben<br />
und sich aus den Verhandlungen mit der<br />
Besitzerin raushielt, machten die Jugendlichen<br />
ihre Problematik öffentlich und forderten ein<br />
Ausweich-Objekt, um ihr Konzept umsetzen zu<br />
können.<br />
Obwohl sich zu dieser Zeit noch zahlreiche<br />
leer stehende und in Frage kommende Gebäude<br />
in städtischem Besitz befanden, machte die<br />
Stadtvertreterversammlung nach einiger Zeit<br />
lediglich inakzeptable Angebote: entweder waren<br />
die entsprechenden Objekte baupolizeilich<br />
gesperrt oder zu klein, um das vorgelegte Konzept<br />
zu verwirklichen.<br />
Daraufhin erfolgt im Sommer 1993 die Besetzung<br />
der Falladastr. 9, um gegen die städtische<br />
Hinhaltetaktik zu protestieren, den Druck auf<br />
Titel: Subkultur und Soziale Bewegung in Greifswald<br />
das Alternative<br />
Jugendzentrum (AJZ)<br />
am Karl-Marx-Platz 19<br />
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