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P: Also Einfluss hat es glaub‘ ich schon gehabt.<br />

Zwar jetzt nicht den großen weltbewegenden.<br />

Aber es gibt jetzt zumindest einen Anlaufpunkt<br />

für Leute, die politisch interessiert sind.<br />

Z: Wir haben auch ab und zu Vokü gemacht im<br />

Klex mit Infotischen und dann auch Solikonzerte<br />

organisiert für Sachen, die jetzt hier in der<br />

Region gelaufen sind. Und auch für uns selber.<br />

Und die sind auch immer recht gut besucht<br />

worden und mit Vorträgen davor – da waren<br />

auch immer viele Leute da.<br />

L: Wie ist eure Gruppe aufgebaut und wie versucht<br />

ihr die verschiedenen Prozesse in Laden<br />

und Gruppe zu gestalten?<br />

Z: Ich würde sagen, dass wir uns schon <strong>als</strong> basisdemokratische<br />

Gruppe verstehen. Die meisten<br />

Leute, die im Infoladen aktiv sind, sind eher<br />

in die anarchistische Richtung geprägt.<br />

Für eine gewisse Zeit etwas Pause war, weil es<br />

eben andere Sachen in Greifswald gab, um die<br />

man sich so gekümmert hat. Aber es gab die<br />

ganze Zeit eine Gruppe, die hier im Laden eben<br />

auch was gemacht hat: Umbau u.s.w...<br />

Mittlerweile trifft sich die Gruppe auch wieder<br />

regelmäßig. Und der Laden soll auch wieder<br />

häufiger aufgemacht werden und es sind auch<br />

schon ganz viele Sachen in Planung.<br />

P: Und die Gruppe ist offen. Eigentich gibt es<br />

regelmäßige Plena, die in letzter Zeit leider etwas<br />

unregelmäßiger stattgefunden haben und<br />

deshalb ist das ganze etwas in die informelle<br />

Richtung gegangen.<br />

Aber eigentlich ist die Gruppe vom Selbstverständnis<br />

für jede_N offen. Es kann jede_R zu<br />

den Plena kommen und sich hier einfach mit<br />

einklinken und eigene Projekte von hier aus<br />

starten.<br />

Wir versuchen die Prozesse im Laden möglichst<br />

hierarchiefrei zu organisieren. Und die<br />

Entscheidungen werden hier nach Konsensverfahren<br />

getroffen.<br />

Z: Konsensverfahren heisst, das man solange<br />

diskuttiert, bis man auf einen gemeinsamen<br />

Nenner kommt.<br />

P: Es geht hauptsächlich darum, dass wenn jemand<br />

eine grundsätzlich andere Meinung zu<br />

einem Thema hat, dass diese dann nicht, nur<br />

weil er/sie in der Minderheit ist außen vor gelassen<br />

wird. Das heißt dann: Wenn eine_R mit<br />

einer Entscheidung oder mit einer Aktion absolut<br />

nicht leben kann - dann wird das halt nicht<br />

gemacht.<br />

L: Tritt der Infoladen auch <strong>als</strong> Organisator von<br />

gemeinsamen Aktionen wie Demofahrten auf?<br />

P: Also der Infoladen, <strong>als</strong> Gruppe, tritt nicht <strong>als</strong><br />

Organisator von so etwas auf. Der Infoladen<br />

bietet aber Platz für Leute, um so etwas zu organisieren.<br />

Infoladen „Zeitraffer“<br />

Lange Str. 14a<br />

Öffnungszeiten: Dienstags: 16-18 Uhr und nach Vereinbarung<br />

e-mail: infoladen_zeitraffer@web.de<br />

L: Was wollt ihr mit dem Infoladen noch so erreichen?<br />

Z: Wir besetzen mindestens 30 Hauser, machen<br />

überall Infobüros auf und dann kommt<br />

die Weltrevolution... und neee...Ersteinmal ich<br />

würde es <strong>als</strong> Ziel sehen, dass man ein paar alternative<br />

Medien und Informationen unter die<br />

Leute bringt. Dass man auch ein paar Leute für<br />

seine Sache gewinnt, oder interessiert und dass<br />

das auch zur Vernetzung und besseren Strukturierung<br />

von Gruppen in Greifswald beiträgt.<br />

Dass man Öffentlichkeitsarbeit macht und Vorträge,<br />

Konzerte und vor allem kreative Aktionen<br />

- der Spass darf da nie fehlen!<br />

Und auch wollen wir mit einem Infocafe versuchen,<br />

dass mehr Leute kommen. Weil ich<br />

denke dass das viel bringen kann. Dass man<br />

einen regelmäßigen Anlaufpunkt hat, der vielleicht<br />

auch ein bisschen öffentlicher ist, <strong>als</strong> das<br />

was man hier im Infoladen hat. Wir haben das<br />

auch schon einmal versucht, aber das hat nicht<br />

so funktioniert. Vielleicht schaffen wir das beim<br />

zweiten Versuch.<br />

P: Und was wir auch wollen ist Jugendlichen,<br />

die politisch interessiert sind einen Anlaufpunkt<br />

bieten. Weil in Greifswald gibt es sonst nur das<br />

Klex, <strong>als</strong>o den Jugendclub im Klex und der hat<br />

keinen großen politischen Anspruch. - Meiner<br />

Meinung nach wird dadrüben dann auch mal<br />

gemeinsam mit Nazis gesoffen... Und wir wollen<br />

den Leuten einen Raum bieten, wo sie sich<br />

treffen können, und wo sie Infos herkriegen.<br />

Also eine Alternative zu diesem – angeblich<br />

– linken Jugendzentrum.<br />

L: Danke fürs Gespräch und noch viel Erfolg!<br />

Das Interview führte Nico<br />

Selbstkostenpreis, funktionierte,<br />

war entstanden. Die Organisierung<br />

lief in und über lokale<br />

Strukturen, wenn gleich oft<br />

international agiert wurde und<br />

gerade Vernetzungsarbeit ein<br />

wesentlicher Bestandteil der<br />

Infoläden war und auch noch ist.<br />

In Greifswald konnten wir die<br />

Struktur des Jugendzentrum<br />

„kles“ nutzen. Vor allem das<br />

Café „GUM“ war wesentlicher<br />

Bestandteil, nicht nur weil dort<br />

bis zu 50 Leute zur Volxküche<br />

kamen, sondern weil dort wichtige<br />

Debatten liefen.<br />

Über den Infoladen entstanden<br />

Projekte wie die „Freie Gruppe“,<br />

im Vorfeld des „Bündnis gegen<br />

Rechts“, die „Junge Antifaschistische<br />

Aktion“ (JAFA), die „Rote<br />

Hilfe“ war durch zwei Leute in<br />

Greifswald vertreten usw. Beratungen<br />

zur totalen Kriegsdienstverweigerung<br />

fanden statt und<br />

immer mehr Schnittflächen zu<br />

anderen Gruppen und Projekten<br />

entstanden. nachdem es Ende<br />

der 90er einen feigen Überfall<br />

auf das Hüttendorf gab, bei dem<br />

zwei Menschen krankenhausreif<br />

geschlagen wurden, und eine<br />

Räumung das Ende des Widerstandes<br />

gegen die „A-20“ in der<br />

Region bedeutete, verließen<br />

viele wichtige Leute die lokale<br />

Struktur und wandten sich anderen<br />

Projekten zu. In der Folge<br />

wurden einige Veranstaltungen<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

„IKuWo e.V.“ und der Zeitstreitschrift<br />

„Likeedeler“ organisiert,<br />

nicht zu vergessen die Leute aus<br />

den landes- und bundesweiten<br />

politischen Zusammenhängen.<br />

Ukrainische AnarchistInnen<br />

kamen nach Greifswald, Michael<br />

Schiffmann informierte über<br />

die aktuelle Situation im “Fall“:<br />

Mumia Abu-Jamal, die kubanische<br />

Regisseurin Gloria Rolando<br />

Casamajor zeigte einen Film<br />

und erzählte über das Leben<br />

der Afro-Amerikanerin Assata<br />

Shakur, Anarcho-Syndikalisten<br />

referierten über das Programm<br />

„Hartz I-IV“ und die Gefahren<br />

für sozial schwächer gestellte<br />

usw. Aber irgendwann lastete<br />

leider zu viel Arbeit auf zu wenigen<br />

Schultern, so dass es Anfang<br />

der 2000er wieder ruhiger im<br />

und um den Infoladen wurde,<br />

bis eine neue Generation den<br />

Raum für sich entdeckte und<br />

ihn mit Leben füllte. Seit dem<br />

ist er wieder eine verlässliche<br />

Größe in Greifswald. und auch<br />

Anlaufpunkt und Wiege für neue<br />

Projekte und Aktionen, die auf<br />

gesellschaftliche Defizite und<br />

Fehlentwicklungen hinweisen-<br />

begleitet natürlich von einer<br />

gesunden Portion Subversion.<br />

dm<br />

big brother<br />

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