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sich im stillen Raum hingehockt, um an nichts<br />
zu denken. Dieses Gefühl jedoch hatte er jedes<br />
Mal, wenn er auf dem Brett stand, der Wind ins<br />
Segel blies und die Finne am Heck das Wasser<br />
durchpflügte, ein Gluckern erzeugte. Es ergab<br />
ein Gefühl der Freiheit, des Losgelöstseins. Der<br />
Neoprenanzug wärmte den Körper, der Geist<br />
wurde vom Wind freigepustet, das Wasser ließ<br />
das Herz freudig pochen.<br />
Die Sonne war nun endgültig untergegangen.<br />
Enno blieb auf der Bank am Weststrand sitzen.<br />
Noch war ein Hauch des Abendrots am Himmel,<br />
das jedoch immer mehr dem tiefen Blau<br />
der Nacht wich. Die Möwen hatten sich inzwischen<br />
beruhigt und bereiteten sich ihrerseits<br />
auf die Nacht vor. Schliefen sie? Oder saßen sie<br />
einfach auf den Lampen an der Strandpromenade<br />
und warteten auf den neuen Tag? Auf den<br />
neuen Tag, an dem sie wieder unvorsichtigen<br />
Touristen ihr Eis klauen würden. Touristen, die<br />
ihr Eis weit vom Körper gestreckt trugen, wurden<br />
es sehr schnell wieder los. Aufmerksam<br />
beobachteten die Möwen die Ströme der Menschen,<br />
kreisten über ihren Köpfen, thronten auf<br />
den Lampen, setzten zum Angriffsflug an, wenn<br />
sie Beute sahen. Sie stürzten sich blitzschnell<br />
auf den jeweiligen Touristen, schnappten sich<br />
Eis, Brötchen oder ein paar Pommes Frites und<br />
flogen zurück zum Stützpunkt. Es machte immer<br />
Spaß, den Möwen bei ihren Raubzügen<br />
zuzusehen. Die Eleganz, mit denen sie flogen,<br />
die Präzision, mit denen sie die Beute mit ihrem<br />
Schnabel erfassten, ihre Schnelligkeit. Ihr grelles<br />
Schreien, ihr wunderschöner Gesang.<br />
Enno starrte auf die dunkle See. Viel konnte er<br />
nicht mehr differenzieren, das Rauschen vernahm<br />
er dafür um so deutlicher. Die Sommerurlaube<br />
lagen Jahre in der Vergangenheit. Seitdem<br />
hatte er zwei Jahre im Ausland gelebt und in<br />
einer Stadt im Osten angefangen zu studieren,<br />
weit weg von seiner geliebten Nordsee. Er vermisste<br />
sie, trug sie aber auch immer mit sich<br />
herum. Vor seinem geistigen Auge konnte er zu<br />
jeder Zeit das Bild der Wellen reproduzieren.<br />
Seine Ohren hörten das Rauschen des Meeres<br />
auch in seiner Studentenwohnung. Manchmal<br />
vernahm er draußen den Schrei einer Möwe.<br />
Dann meinte er, den salzigen Geruch Norderneys<br />
in der Nase zu spüren. Er merkte, dass es<br />
Dinge gab, Erinnerungen, Gefühle, die ihm niemand<br />
würde wegnehmen können. Sie würden<br />
ihn sein Leben lang begleiten, wie seine Liebe<br />
zum Meer und sein Glaube an sich selbst.<br />
Das schwarze Schaf unter weißen Lämmern<br />
Mumia Abu-Jamal – Das Drama nimmt kein Ende<br />
Als ich an einem Donnerstagabend im April ins<br />
IKUWO komme, ist das spontan. Ich hatte kurz<br />
zuvor die Einladung der „Roten Hilfe Greifswald“<br />
zu dem Filmvortrag über den in den USA<br />
zu Unrecht (?) inhaftierten Schwarzen Abu-Jamal<br />
entdeckt.<br />
Dass dieses Thema immer noch aktuell zu sein<br />
schien, obwohl bereits seit über einem Jahrzehnt<br />
oft in den Medien, wunderte mich. Und<br />
tatsächlich wurde den Gekommenen schnell<br />
klar: Abu-Jamal ist noch lange nicht gerettet,<br />
trotz mind. 10 Jahre andauernder Kampagnen<br />
von Amnesty International, Greenpeace und<br />
Prominenten wie Günther Grass.<br />
Der seit `82 in der Todeszelle Sitzende wird angeklagt,<br />
am 12.09.`81 einen Polizisten ermordet<br />
zu haben. Allerdings spricht vieles dagegen.<br />
Wie unter www.mumia.de nachzulesen ist, gestand<br />
1999 Arnold Beverly: „Ich wurde zusammen<br />
mit einem anderen Mann angeheuert und<br />
bezahlt, um Daniel Faulkner zu erschießen ...<br />
Ich hatte gehört, dass Faulkner ein Problem für<br />
die korrupten Polizisten darstellt, weil er sich<br />
in Mauscheleien und finanzielle Transaktionen<br />
eingemischt hatte, die unternommen wurden,<br />
um illegale Aktivitäten inklusive Prostitution,<br />
Glücksspiele und Drogenhandel in den innerstädtischen<br />
Gebieten verfolgungsfrei abzuwickeln.“<br />
Jan Ulrich Lichte<br />
Dass Jamal selbst nach diesem Geständnis<br />
noch in Arrest sitzt, ist vielen unbegreiflich. Der<br />
Grund wird darin gesehen, dass Jamal für den<br />
Staat immer schon furchtbar unbequem war.<br />
Schon seit Jugendjahren journalistisch aktiv war<br />
er Mitglied der Schwarzen-Partei „The Black<br />
Panther“. Seit dieser Zeit führt das FBI eine Akte<br />
über ihn.<br />
Später sympathisiert er mit der für viel Aufsehen<br />
erregenden MOVE-Bewegung. Die Konsequenz:<br />
seinen Job <strong>als</strong> Radiomoderator ist er<br />
los.<br />
Er fährt Taxi, 1981 wird er in den Mordfall verwickelt,<br />
ihm wird der Prozess gemacht. Obwohl<br />
er sich selbst verteidigen möchte, wird<br />
ihm ein Rechtsanwalt zugeteilt. Zeugen, die er<br />
nennt, werden nicht zugelassen, viele Indizien<br />
und Beweise werden ignoriert, das Urteil: Todesstrafe.<br />
Seitdem sitzt er und wäre schon zweimal beinahe<br />
hingerichtet worden, wäre da nicht die<br />
große Anteilnahme in aller Welt. Im Moment<br />
versuchen Anwälte, den Prozess neu aufzurollen,<br />
aber die Justiz sträubt sich.<br />
Wer den längeren Atem hat wird sich zeigen.<br />
Jamal jedenfalls schreibt um sein Leben: seine<br />
Bücher werden überall auf der Welt gelesen.<br />
Uta Nabert<br />
Weitere Informationen:<br />
www.mumia.org<br />
www.freedom-now.de<br />
big brother<br />
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