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Titel: Subkultur und Soziale Bewegung in Greifswald<br />
28<br />
ehemaliger Kindergarten<br />
auf dem Hinterhof der<br />
Langen Straße 1<br />
Besetztes Haus Lutherstraße 1<br />
Abriss der Häuser in der<br />
Wachsmannstraße 1994<br />
Und wie ist das in der Wollweber geendet?<br />
Im Laufe der Zeit hat man sich dann zerstritten.<br />
Es gab dann die Partygesellschaft, die wollte<br />
den legalen Weg nicht mehr gehen. Natürlich<br />
hing das auch mit dem ganzen Bürokratiekram<br />
zusammen. Was man tun mußte und was man<br />
nicht durfte... Aber auch das mit den ganzen Parties<br />
artete dadrin aus. Dann hat die Stadt auch<br />
angekündigt, weil das ein Privathaus war, dessen<br />
Besitzer nicht einlenken wollte, daß geräumt<br />
werden sollte. Ein Teil hat gesagt, das ist uns<br />
scheißegal, wenn die Räumen, vielleicht sind<br />
wir da schon gar nicht mehr da, das kümmert<br />
uns einen Dreck. Und der aktivere Teil, der auch<br />
maßgeblich der Verein, das Allgemeine Jugendzentrum,<br />
war, ist dann in die Lutherstraße 1. Die<br />
Wollweberstraße wurde dann geräumt, <strong>als</strong> niemand<br />
da war und der Wohnraum unbrauchbar<br />
gemacht: Dielen rausgerissen, Fenster rausgerissen,<br />
so daß drinnen nichts mehr machen konntest.<br />
Inwieweit gab es bei den folgenden Besetzungen<br />
eine personelle Kontinuität mit der Wachsmannstraße?<br />
Also es war vielleicht ein Kreis von 15 Personen,<br />
die auch in der Wachsmannstraße maßgeblich<br />
aktiv gewesen sind. Die was versucht haben<br />
zu organisieren und die auch dem Haus den<br />
Charakter gegeben haben. Das waren eigentlich<br />
auch die, die in der Wollweberstraße aktiv<br />
waren. Eins, zwei neue kamen hinzu und eins,<br />
zwei, die in der Wachsmann aktiv gewesen sind,<br />
gingen, aber der Stamm ist derselbe geblieben.<br />
Und das hat sich dann auch in die Lutherstraße<br />
so weiter getragen?<br />
Ja, auch da fielen dann zwei, drei wieder weg,<br />
die in der Wollweber maßgeblich aktiv waren,<br />
und es kamen zwei, drei Neue in die Lutherstra-<br />
ße hinzu. Was man dann auch <strong>als</strong> Vereinshaus<br />
sehen kann. Oben haben zwei richtig gewohnt.<br />
Unten war ein Café, halb Laden, im Ausbau.<br />
Dazu kam es aber nie wirklich, dazu war die<br />
Zeit in der Lutherstraße zu kurz. Das war nur den<br />
einen Sommer über. Kurz nachdem die Wollweberstraße<br />
geräumt wurde, kam der Bescheid, daß<br />
auch die Lutherstraße geräumt werden sollte. Da<br />
wir es <strong>als</strong> Verein es auf den legalen Weg versucht<br />
hatten, fühlten wir uns verarscht und haben uns<br />
gesagt, so einfach geht das aber nicht. Auf der<br />
einen Seite versprecht ihr uns etwas. Sagt, daß<br />
wir einen Verein gründen, uns um Fördergelder<br />
bemühen sollen. Und sagt, daß die Stadt uns<br />
dann entgegen kommt und uns ein Haus zur Verfügung<br />
stellt. Was soll das jetzt, auf einmal steht<br />
schon wieder eine Räumung vor der Tür.<br />
Als Aktion gab es z.B. eine Besetzung des Büros<br />
des Oberbürgermeisters, wo man dann einfach<br />
den direkten und unausweichlichen Dialog mit<br />
der Stadt gesucht hat. Daraufhin kam etwas in<br />
Bewegung. Die Stadt hat uns etwas neues angeboten.<br />
Und zwar war das ein ehemaliger Kindergarten<br />
gewesen, Lange Str. 1 im Hinterhof. Und<br />
da haben wir dann gesagt o.k. Das Gebäude war<br />
gut. Es war relativ lang, zwei-etagig, mit einem<br />
relativ großen Saal, in dem man super Konzerte<br />
veranstalten und ein Cafe entstehen lassen konnte.<br />
Es war auf dem Hinterhof, tolle Lage. Wir sind<br />
<strong>als</strong>o aus der Lutherstraße raus, und waren dann<br />
auch schon im „Kindergarten“. Währenddessen<br />
sind wir auch in das AGAG-Projekt reingekommen<br />
und haben Fördergelder bekommen, <strong>als</strong><br />
Allgemeines Jugendzentrum, für die Lange Str.<br />
1.<br />
Dann hat uns die Stadt verarscht. Es hieß, daß das<br />
auch nicht so klappt, weil die Besitzverhältnisse<br />
nicht geklärt waren. Auf jeden Fall hat uns die<br />
Stadt gesagt, daß wir da auch nicht reinkönnten<br />
– wir müßten ein neues Objekt suchen. Und da<br />
fühlten wir uns ziemlich verarscht, waren aber<br />
nirgendswo mehr drin. Lutherstraße sind wir<br />
schon raus, da war dann auch schon Bauphase,<br />
die ganze Sache wurde entkernt, und im Kindergarten<br />
waren wir noch nicht richtig drinne.<br />
Da hat man uns dann angeboten ins ehemalige<br />
Kinderheim, das heutige Klex umzuziehen. Das<br />
ganze war ein städtisches Haus und es waren<br />
schon der Stadtjugendring und Jugendmedien<br />
drinne und es gab das Café Gum, aber es waren<br />
noch viele Räumlichkeiten frei. In dem Sinne<br />
hatten die noch keinen Mietvertrag, aber sie wurden<br />
von der Stadt geduldet.<br />
Da dort ein kleiner Konzertsaal und weitere<br />
Räumlichkeiten waren, sind wir rein. Und auch<br />
das Geld das wir hatten, mußte in dem Jahr noch<br />
ausgegeben werden.<br />
Wie ging das weiter mit dem Allgemeinen Jugendzentrum?<br />
Von den gut 20 Leuten, die wir jetzt waren, kamen<br />
vielleicht noch zehn aus der Wachsmannstraße,<br />
der Rest ist dann während der Wollweber<br />
oder Lutherstraße dazu gekommen. Als es dann<br />
Konzerte gab, kam das ehemalige Wachsmannumfeld<br />
auch wieder, aber nicht <strong>als</strong> Aktive, sondern<br />
nur <strong>als</strong> Besucher.<br />
Der Verein Allgemeines Jugendzentrum, bzw.<br />
die drei, vier Leute die da noch aktiv waren sind<br />
dann Ende der 90er im Pro.Ton e.V. aufgegangen.<br />
Wie war euer Verhältnis mit anderen Teilen der<br />
Linken, insbesondere mit dem AJZ?<br />
Die Leute vom AJZ waren im Schnitt 2 oder 3<br />
Jahre älter, das waren die, die politisch sehr aktiv<br />
waren, <strong>als</strong>o weniger das Partypublikum. Bei uns<br />
waren immer so viele Leute da, weil das Wachsmann<br />
auch immer sehr gemischt war. Die meisten<br />
waren politisch überhaupt nicht aktiv, waren<br />
aber unsere Freunde, aber es gab dann auch Leute,<br />
die politisch sehr aktiv waren. Die liefen in