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zubringen, um die Kräfte zu bündeln. So kommt<br />
es auch, dass unter den Einladenden viele der<br />
schon oben erwähnten Gruppen aufgezählt<br />
sind: Attac, BUKO, Initiative für ein Sozialforum<br />
in Deutschland, Bundesausschuss Friedensratschlag<br />
und die Interventionistische Linke, um<br />
nur einige zu nennen. Auf der Konferenz selber<br />
sprachen Vertreter von Protestierenden aus<br />
Großbritannien (G8 2005) und Rußland (G8<br />
2006) Grußworte. Nach einer offenen Ausprache<br />
wurden dann Arbeitsgruppen gebildet, die<br />
sich gleich mit der Vorbereitung von Gegenaktivitäten<br />
für den Gipfel 2007 beschäftigten:<br />
ein Camp, um Alternativen zu leben, Blockaden,<br />
um den Verlauf des Gipfels zu behindern<br />
und eine Gegenkonferenz, um eine Gegenöffentlichkeit<br />
zu schaffen. Zur Enttäuschung der<br />
meisten fanden sich jedoch keine Vertreter von<br />
Gewerkschaften ein. Die Gewerkschaften sind<br />
damit mit die letzten Teile der deutschen Linken,<br />
die das Thema G8 noch nicht für sich entdeckt<br />
haben.<br />
-Dissent!-<br />
Teile des Netzwerks Dissent! waren die ersten,<br />
die die Organisierung gegen den G8 2007 für<br />
sich entdeckt haben. Schon im Zuge der Mobilisierung<br />
gegen den G8 2005 in Schottland wurde<br />
der G8 2007 thematisiert. So hat sich auch<br />
in einigen Teilen die Organisierung über den<br />
letzten G8-Gipfel hinübergerettet und konnte<br />
schon wenige Monate nach dem schottischen<br />
Gipfel das erste Treffen zur Organisierung des<br />
Protests gegen den Heiligendammer Gipfel veranstalten.<br />
Interessant ist dabei besonders, dass<br />
eines der ersten großen Themen auf dem Treffen<br />
war, ob mensch überhaupt mobilisieren sollte.<br />
Nach einigen Diskussionen entschlossen sich<br />
die Teilnehmer für eine Mobilisierung.<br />
Mittlerweile hat das Netzwerk schon das 5.<br />
Vernetzungstreffen absolviert. Im Rahmen der<br />
Treffen entstanden bisher mehr <strong>als</strong> 10 Arbeitsgruppen,<br />
die spezifische Teile der Mobilisierung<br />
übernehmen: es gibt eine Infotour Gruppe, eine<br />
Gruppe zur Antirepression, eine zu Aktionen<br />
während des Gipfels, eine zu Migration und<br />
eine, die sich spezifisch mit Inhalten beschäftigt.<br />
Besonders interessant sind aber die Gruppen<br />
Trauma, Mobilisierung gegen die G8 in St.<br />
Petersburg und die Gruppe Camp‘06. Nur eines<br />
gibt es nicht, ein einheitliches Selbstverständnis,<br />
aber vielleicht liegt ja auch in der Offenheit<br />
eine Stärke.<br />
Die Gruppe ‚Trauma‘ versucht sich mit psychischen<br />
Folgen des Protests auseinanderzusetzen:<br />
Polizeirepression, Panikverhalten, oder einfach<br />
nur das Gefühl der Machtlosigkeit.<br />
Im Rahmen des Dissent! Netzwerkes hat sich<br />
auch die einzige Gruppe in Deutschland zusammengefunden,<br />
die gezielt gegen die G8 in<br />
St. Petersburg mobilisiert. Die meisten anderen<br />
Spektren nehmen diesen Gipfel nur am Rande<br />
war, was schade ist, da einer jeder Gipfel einer<br />
zuviel ist, egal wo er stattfindet.<br />
Eine der aktivsten Arbeitsgruppen mit der größten<br />
Außenwirkung, ist die Infotour AG. Seit<br />
Anfang 2006 touren AktivistInnen der Gruppe<br />
und geben Veranstaltungen. Bis jetzt haben sie<br />
es auf ca. 100 Veranstaltungen in 10-15 Ländern<br />
gebracht. So genau sind die Aktivitäten der<br />
Gruppe nicht zu überblicken, da sie dezentral<br />
organisiert ist. Deutschlandweit gibt es derzeit<br />
ca. 10 teilweise autonom agierende Gruppen,<br />
die in ihrer jeweiligen Umgebung Informationsveranstaltungen<br />
zur G8 geben. Außerhalb<br />
Deutschlands gibt es Gruppen in Schweden<br />
und Griechenland.<br />
Und <strong>als</strong> letzte Besonderheit kann das Netzwerk<br />
mit einer Gruppe aufweisen, die ein Camp organisierte,<br />
das vom 4.-13. August 2006 zwischen<br />
Rostock und Wismar stattfand. Dieses<br />
Camp sollte dabei mehrere Funktionen erfüllen.<br />
Erstens sollte es die Verbindung zwischem der<br />
Mobilisierung zum G8 2006 und dem G8 2007<br />
herstellen, <strong>als</strong>o der Auswertung des russischen<br />
Gipfels dienen. Desweiteren sollte es möglichst<br />
vielen Menschen ermöglichen sich mit dem<br />
Gebiet vertraut zu machen, in dem in einem<br />
Jahr der G8 stattfinden wird. Außerdem sollte<br />
das Camp der Vernetzung aktiver Gruppen, der<br />
Mobilisierung, der Diskussion und der konkreten<br />
Vorbereitung dienen. Und last, but not least,<br />
sollten Alternativen gelebt werden, die sonst<br />
nicht gelebt werden können: Selbstverwaltung,<br />
möglichst große Freiheit, Gleichberechtigung<br />
und absoluten Respekt für den/die andereN<br />
und die Umwelt (mehr Infos zum Camp: www.<br />
camp06.org)<br />
-Sozialforen-<br />
Sozialforen gibt es in Deutschland schon in<br />
vielen Städten. Sie sehen sich <strong>als</strong> Plattformen,<br />
auf denen sich politische Gruppen vernetzen<br />
und sich austauschen können. Aber diese Foren<br />
gibt es nicht nur auf lokaler Ebene (dort aber<br />
europa oder sogar weltweit), sondern auch auf<br />
bundesstaatlicher und internationaler Ebene<br />
– so gibt es ein Sozialforum in Deutschland, ein<br />
Europäisches Sozialforum (Mai 05, Athen) und<br />
ein Weltsozialforum. Zu genauen Plänen der<br />
Bewegung bezüglich des G8-Protests, ist dem<br />
Autor nichts bekannt.<br />
-Linkspartei-<br />
Die Rolle der Linkspartei.PDS ist eine besonders<br />
bizarre: Auf Landesebene sitzt sie in der<br />
Regierung, die den G8-Gipfel ins Land geholt<br />
hat. Auf Kreisebene, haben sich jedoch schon<br />
mehrere Verbände, namentlich die Kreisverbände<br />
Rostock, Bad Doberan und Wismar, gegen<br />
die G8 ausgesprochen und auch auf Bundesebene<br />
tendiert die Stimmung eher gegen die G8.<br />
So ist schafft die Partei auch bei diesem Thema<br />
das Kunststück zugleich dafür und dagegen zu<br />
sein.<br />
Enrico Winter<br />
über den tellerrand<br />
Auch wenn einige Landes- und<br />
Bundespolitiker Ängste in<br />
der Bevölkerung zu schüren<br />
versuchen und Stimmung gegen<br />
die angeblich zu erwartenden<br />
steinewerfenden Chaoten und<br />
Randalierer machen, um vorsorglich<br />
offenbar beabsichtigte<br />
Repressionen zu rechtfertigen<br />
- verhindern werden sie Proteste<br />
damit nicht. Der Umgang mit<br />
solchen in einer Demokratie<br />
selbstverständlichen und legitimen<br />
Protestaktionen wird letzten<br />
Endes darüber entscheiden, ob<br />
unser Land wirklich den von der<br />
Politik erhofften Imagegewinn<br />
durch den G8-Gipfel erzielt.<br />
Staatliche Gewaltorgien gegen<br />
Demonstranten mit Todesopfern<br />
wie beim Genua-Gipfel sind<br />
jedenfalls <strong>als</strong> Makel nicht an<br />
der Protestbewegung, sondern<br />
an Italiens Berlusconi-Regierung<br />
hängen geblieben. Mein<br />
Eindruck von der Vorbereitungskonferenz<br />
der Gipfelkritiker<br />
Ende März in Rostock war, dass<br />
die Organisatoren bestrebt sind,<br />
einen friedlichen, gewaltfreien<br />
Verlauf der Proteste zu gewährleisten;<br />
zu hoffen ist, dass auch<br />
die Polizei ihre Aufgaben unter<br />
dem Aspekt der Deeskalation<br />
und der Achtung der Bürgerrechte<br />
erfüllen wird.<br />
Ob man Ansehen und Glanz<br />
<strong>als</strong> Gastgeber von Regierungschefs<br />
gewinnen kann, die sich<br />
<strong>als</strong> selbstmandatierte Herren<br />
der Welt gerieren und die eine<br />
Politik des Sozial- und Demokratieabbaus,<br />
der Verschuldung, Privatisierung<br />
und der Umweltzerstörung<br />
zu verantworten haben,<br />
muss jeder selbst entscheiden.<br />
Ich meine aber, dass vor allem<br />
diejenigen Anspruch auf unsere<br />
Gastfreundschaft und Sympathie<br />
haben, die sich gegen eine<br />
Politik wenden, deren Ergebnisse<br />
man z. Zt. in Tschetschenien,<br />
auf dem Balkan, im Irak, in<br />
Guantanamo und in der 3. Welt<br />
besichtigen kann.<br />
L. Tannhäuser, ATTAC Wismar<br />
Mehr Infos:<br />
am besten eignet sich www.<br />
gipfelsoli.de‘, dieser Seite<br />
wurden auch die meisten<br />
Informationen für diesen<br />
Artikel entnommen. Es ist bis<br />
jetzt m.E. die beste Seite zum<br />
G8-Prozess.<br />
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