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Titel: Subkultur und Soziale Bewegung in Greifswald<br />
20<br />
Czako (li.) in Aktion<br />
Von den ersten Schritten<br />
zum ersten Scheitern<br />
Das AJZ am Karl-Marx-Platz Nr.14 beherbergte eine Vielzahl<br />
äußerst unterschiedlicher Individuen, deren Rückblicks-Perspektive<br />
auf jene Zeit dem entsprechend differenziert sein<br />
dürfte- all die Jahre Zwischenzeit <strong>als</strong> Entwicklungsraum eingerechnet.<br />
Stefan Czako-Pap bzw. „Czako“ gehörte zu den<br />
AJZ-Bewohnern der ersten Stunde und gibt folgend in einem<br />
Gespräch mit Alexander Pehlemann seine Einschätzung des<br />
damaligen Geschehens preis:<br />
AP: Du gehörtest zur Ur-Generation des AJZ.<br />
Weißt du noch, wer die Idee hatte, sich zu organisieren<br />
und ein solches Haus zu avisieren?<br />
Czako: Das lief ein wenig ohne mich ab, denn<br />
ich hatte Anfang der Neunziger bzw. ab 1988<br />
den Kontakt verloren, weil ich in Dresden meine<br />
Ausbildung gemacht habe. Wenn dann mal<br />
krank-gefeiert wurde, hatte ich allerdings auch<br />
mal mittwochs die Chance, das Großereignis<br />
des Monats zu besuchen ...<br />
AP: Die „Hirnsäge“-Disko im Freestyle?<br />
Czako: Genau. Über einen Freund, Steffen Scholz,<br />
bekam ich dann den Kontakt und über ihn<br />
habe ich auch gehört, dass da was geplant ist.<br />
Ich kannte aber weder Uwe (Seyer) noch Steffen<br />
(Dreier), jedoch Mercy, über die Musik (siehe<br />
„Hirnsäge“-Artikel, Anm.). So habe dann mal<br />
die Wurthen (An den Wurthen 18, auch später<br />
ein wichtiger Durchgangsort für Greifswalder<br />
Subkulturelle, ein de facto besetztes Haus,<br />
Anm. AP) aufgesucht und mit Uwe gesprochen,<br />
ob da auch für mich noch ein Plätzchen wäre.<br />
Ich weiß daher nicht, wer genau die Idee hatte,<br />
aber Steffen und Uwe dürften da sicher eine<br />
Hauptrolle gespielt haben. Die hatten auch den<br />
Kontakt zur Chef-Etage im damaligen Jugendamt,<br />
über die das so ein bisschen lief, denn das<br />
war vorher ja ein Kinderheim. Ich weiß nicht,<br />
ob über Kirchenkreise oder woher, aber die<br />
kannten sich auf alle Fälle.<br />
AP: Bernd Schröder und Rainer Schwarz, die<br />
dam<strong>als</strong> die Jugendamtschef-Etage bildeten,<br />
waren ja anscheinend auch sehr offene Persönlichkeiten.<br />
Von denen wurden diese drei<br />
Häuser- Pariser, Klex und AJZ- ja irgendwie arrangiert,<br />
könnte man schon fast sagen.<br />
Czako: Wie gesagt, ich war dam<strong>als</strong> nicht so involviert.<br />
Aber was erzählt wurde, klang immer<br />
so ein bisschen nach Hand in Hand: schreibt<br />
mal ein Projekt, macht mal einen Verein und<br />
dann mal sehen. Auf dieser informellen Ebene<br />
lief das und letzten Endes gab es ja auch den<br />
Zuschlag und es wurde abgenickt. War schon<br />
ein bisschen abgekartet.<br />
AP: Im Nachhinein finde ich interessant, dass<br />
zumindest diese Kreise, <strong>als</strong>o diese drei Häuser,<br />
doch sehr schnell in das bürgerliche Arrangement<br />
gingen, was dann teilweise sogar vom<br />
Amt gesteuert war, um ihre Strukturen aufzubauen.<br />
Weil klar war, dass ist ein Weg, da<br />
kann man Gelder kriegen. Das spielte ja auch<br />
eine große Rolle. So dass man das Staatspaternalistische,<br />
das ja auch vorher da war, dieses<br />
DDR-Ding, de facto kurz nach der Wende weiter<br />
gepflegt hat, allerdings eher subversiv. Da<br />
waren ja die Wachsmann-Leute die eigentlich<br />
anarchischen.<br />
Czako: Ja. Ich will nicht sagen, dass, wenn man<br />
was vorhatte, dies der einzige Weg war, aber der<br />
bot sich halt an. Quasi stressfrei ein Haus zu bekommen,<br />
wo zumindest von Seiten der Polizei<br />
kein Druck erfolgen wird von wegen illegaler<br />
Hausbesetzung, mit Anwälten, Räumung usw.<br />
Dass es dann letzten Endes den Karl-Marx-Platz<br />
betreffend doch so gelaufen ist, war dann ja<br />
eher der Stadtverwaltung geschuldet, die kalte<br />
Füße bekam, <strong>als</strong> es hieß, da gibt es einen Alteigentumsanspruch<br />
drauf. Der ist gestellt worden,<br />
aber es hätte die Möglichkeit gegeben, zu sa-