Stadtstreicher 06-08.2023

»SCHLAFLOSE NÄCHTE HATTE
Fotos: Ernesto Uhlmann
ICH DIESE SAISON NICHT«
Steffen Herhold ist seit Dezember
2016 Geschäftsführer der Niners
Chemnitz. Mit ihm gelangen den
Korbjägern mehrere großartige
„Würfe“: Aufstieg in die Basketball-Bundesliga,
erste internationale
Spiele auf europäischer
Ebene, sensationelle Siege gegen
Top-Teams der BBL, Erreichen
der Playoffs und eine stetig steigende
Begeisterung der Fans für
die Niners Chemnitz. Peggy Schellenberger
führte mit dem 45-Jährigen
das folgende Gespräch:
Text: Peggy Schellenberger
Fotos: Ernesto Uhlmann
Wie haben Sie das Wechselbad zwischen der
latenten Abstiegsangst, der folgenden Siegesserie
und dem sensationellen Erreichen der
Playoffs erlebt?
Ich habe es weniger als Fan erlebt, sondern mehr
mit dem Innenblick. Die Saison war tatsächlich
für uns alle eine Herausforderung und mit hochemotionalen
Momenten verknüpft. Es war nicht
immer einfach. Wir sind im Europe Cup erstmals
international gestartet und eine Runde weitergekommen.
Nur knapp haben wir die Champions
League-Qualifikation verpasst. Und das Allerwichtigste
für uns war, dass wir in der schwierigen
Phase der Saison nicht in Panik verfallen
sind. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Abstiegsangst.
Unsere Mannschaft hat das alles aus- und
durchgehalten und sich somit von selbst aus dem
Strudel befreit. Diese innere Ruhe und das Vertrauen
in unsere Arbeit sind Kernmerkmale der
Niners.
Sie wirken immer sehr ausgeglichen und ruhig.
Wie finden Sie Entspannung abseits des
Bundesligatrubels?
Seelenhygiene ist sehr wichtig für mich. Wenn
der Druck am größten ist, werde ich tatsächlich
sehr ruhig. Entspannung ist es für mich, komplett
abzuschalten, durch den Küchwald zu laufen und
runterzufahren. Wichtig ist mir auch gesunder
Schlaf oder mal ein kurzer Powernap. Schlaflose
Nächte jedenfalls hatte ich diese Saison keine.
Meine Zeit mit der Familie ist eine sehr erholsame,
Niners-freie Zeit. Unsere beiden Jungs
spielen jetzt im Verein Fußball bei den Bambinis
und in der F-Jugend. Das ist eine großartige Abwechslung.
Im Job habe ich größtes Vertrauen in
unser gesamtes Team und unsere professionellen
Arbeitsprozesse. Wir sind geerdet, wissen wo wir
herkommen und denken immer in Prozessen.
Jetzt, da die Unterschrift von Kapitän Jonas
Richter in trockenen Tüchern ist, können Sie
uns sicher verraten, in welche Trickkiste Sie
gegriffen haben?
Eine Trickkiste haben wir nicht. Wir haben Jonas
versichert, dass wir keineswegs böse sind,
wenn er den nächsten großen Schritt wagt. Umso
schöner ist sein Bekenntnis zu den Niners und zu
Chemnitz. Er weiß es zu schätzen, dass er bei uns
als Spieler und Leistungsträger mit uns gewachsen
ist. Chemnitz ist für ihn nicht nur Heimat,