Stadtstreicher 06-08.2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KUNST<br />
SAMMEL-<br />
LEIDEN-<br />
SCHAFT<br />
Im Jahr 2020 erhielten<br />
die Kunstsammlungen<br />
Chemnitz die Grafiksammlung des Ehepaars Brigitte<br />
und Hans Robert Thomas aus Weiden in der Oberpfalz<br />
als Schenkung. Sie umfasst ca. 2000 Druckgrafiken<br />
von 200 Künstlern und ist damit eine der umfangreichsten,<br />
die das Museum in seiner Geschichte<br />
entgegennehmen durfte.<br />
Unter dem Titel „Metablau und gestautes<br />
Grün“ wird nun die über<br />
fünf Jahrzehnte gewachsene Reichhaltigkeit<br />
dem Publikum vorgestellt.<br />
Sie umfasst unter anderem Einzelblätter<br />
und Mappenwerke von Max Beckmann, Joan<br />
Miró, Georges Braque, Pablo Picasso, Victor<br />
Vasarely, Max Ernst, Hans Hartung, Pierre<br />
Soulages, Andy Warhol, Ernst Wilhelm Nay,<br />
von dem die titelgebende Serigrafie „Metablau“<br />
stammt, Günter Fruhtrunk, der das „gestanden,<br />
wodurch sich ihr<br />
Geschmack mit den Jahren<br />
entwickelte, änderte und<br />
festigte. Von Gewährsleuten<br />
oder Kunstmarkt-Experten<br />
empfohlene Namen<br />
sind das eine, die Auswahl<br />
und der Ankauf von wirklichen<br />
Spitzenwerken ist<br />
eine Kunst für sich. Gelungen<br />
scheint das beispielsweise<br />
bei Viktor Vaserely,<br />
von dem eine sehr schöne<br />
Serie zu sehen ist. Bei<br />
diesem gelegentlich überproduktiven<br />
Künstler hätte<br />
man sich auch schnell<br />
vertun können. - Es ist<br />
richtig, dass es in den Ost-<br />
Museen immer immer<br />
noch ein Defizit an West-<br />
Kunst gibt. Ein Grund dafür,<br />
dass die Werke nach<br />
Chemnitz gingen. Ganz<br />
unbeleckt war hier freilich<br />
auch niemand. Nie. Antoni<br />
Tàpies zum Beispiel hatte<br />
zu DDR-Zeiten eine regelrechte Fan-Gemeinde<br />
(in Chemnitz etwa Michael Stein oder<br />
Osmar Osten). Die Sammlung Thomas fügt<br />
sich hier bestens ein. Damit kann gearbeitet<br />
werden. Es ist aber auch einfach eine schöne<br />
Ausstellung zu sehen.<br />
Bis 4. Juni 2023 – Museum am Theaterplatz<br />
staute Grün“ beigab, Piero Dorazio und Roy<br />
Lichtenstein, um nur einen kleinen Teil der<br />
Künstler*innen namentlich zu nennen. Freilich<br />
kann jetzt bloß anhand ausgewählter Beispiele<br />
ein Vorgeschmack aufs Ganze gegeben<br />
werden, das in späteren Ausstellungen sicher<br />
noch anders zum Tragen kommt. 2000 Grafiken<br />
sind sehr viel und würden den Betrachter<br />
schier erschlagen. Sichtbar wird, dass die<br />
Eheleute Thomas in engem, privaten Kontakt<br />
mit zahlreichen Künstlern und Galeristen<br />
Texte: Hans Brinkmann