Stadtstreicher 06-08.2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
chenenden gleich in mehreren Stadtteilen die Nachbarinnenschaft kennenlernen,<br />
mit ihnen gemeinsam feiern. Es gab noch nie so viele Anknüpfungspunkte<br />
und Ansprachen für alle, die tun wollen – nicht nur bei bestehenden<br />
Projekten, sondern es sind zudem Strukturen gewachsen, die Ideen auf die<br />
Welt bringen, sie nicht nur finanziell unterstützen. Ja, sogar Läden lassen<br />
sich auf der Kreativachse quasi gratis mieten, um endlich den geilen Scheiß,<br />
den mensch schon immer mal tun wollte,<br />
auf die Beine zu stellen.<br />
75 4<br />
Und ja, manches läuft halt in Chemnitzgeschwindigkeit:<br />
langsam, stockend mit ungewissem<br />
Ende. Eine schnelle Zuganbindung<br />
etwa, oder auch das NSU-Dokumentationszentrum.<br />
Im Kulturhauptstadtjahr wird<br />
es das noch nicht geben. War ja klar, sagt<br />
ihr jetzt. Aber hey, immerhin ist jetzt eine<br />
Machbarkeitsstudie veröffentlicht worden<br />
und ja, das NSU-Dokumentationszentrum<br />
ist machbar.<br />
Die Bürgermeister*innen von Chemnitz<br />
und Zwickau haben natürlich jetzt schon zu<br />
verstehen gegeben, dass sie die Verantwortung<br />
dafür nicht nur in den eigenen Städten<br />
(in beiden hat das Terror-Trio gelebt und<br />
sein Unwesen getrieben) sehen, sondern<br />
auch in den umliegenden Landkreisen. Die<br />
Finanzierung steht ebenfalls noch in den<br />
Sternen. Ergo: gute Idee, aber unbequem.<br />
Wir werden sehen, ob die hiesige Gesellschaft,<br />
die nur ungern daran erinnert wird,<br />
dass unter ihnen über Jahre hinweg Mörder<br />
und Nazis gelebt haben und vielleicht sogar<br />
noch leben, sich wirklich für eine Umsetzung<br />
stark macht oder diese einfach bis auf<br />
den Sankt Nimmerleinstag verschiebt. Aber<br />
ja, auch dieses Projekt ist losgelaufen. Wie<br />
auch viele andere schon unterwegs sind.<br />
Nicht alles, was so bombastisch im Bidbook<br />
steht, werden wir 2025 auch so erleben,<br />
nicht alles wird superlativ sein. Und doch<br />
wird etwas stattfinden, für und mit uns und<br />
es hängt an uns, was wir daraus machen –<br />
an diesem Sommer können wir üben. Dann<br />
wird nämlich nicht alles innenstadtnah<br />
und gratis konsumierbar bereitgestellt, wir<br />
müssen Entscheidungen treffen und vielleicht<br />
auch ab und an selbst Hand anlegen.<br />
Aber wollen wir nicht genau das, als die Macher*innen<br />
dieser Stadt?