Allgäuer Wirtschaftsmagazin_Ausgabe 3_2023

Der Hof Beck
Station zum Fühlen und Hören im Hof Beck
Dieses Modell des „Hofs Beck“ gibt Menschen Einblick, die nicht selbst in das obere Stockwerk
gelangen können. Durch die „Fenster“ kann man 3D-Fotografien der Zimmer betrachten.
Alle Texte und Erzählungen zum Obergeschoss stehen im Audio-Format zur Verfügung.
Gezielte Mitwirkung
Die Diskussionen im Arbeitskreis tragen
Früchte und während der „Hof Beck“ auf
dem Museumsgelände aufgebaut wird, können
entscheidende Verbesserungen umgesetzt
werden. So wird beispielsweise eine
ursprünglich von Hand zu öffnende Glastüre
durch eine automatische Schiebetüre ersetzt.
Rampen aus Gitterrosten gleichen die
Türschwellen im Erdgeschoss aus. Der Anbau
am Hof wird mit taktilen Bodenleitelementen,
Handlaufbeschriftungen und markanten,
mit Braille-Schrift unterlegten
Türschildern ausgestattet. Aber auch neue
Probleme tauchen auf, denn teilweise stehen
sich die Maßnahmen gegenseitig im Weg:
Auf dem begrenzten Raum des Hauses
könnten taktile Stationen für Menschen mit
Seheinschränkungen zusätzliche Hindernisse
für Personen im Rollstuhl darstellen.
„Es war sehr wichtig, dass die Betroffenen
die geplanten Elemente gegenseitig auf ihre
Nutzbarkeit oder Überwindbarkeit prüften
und uns beraten haben, welche Maßnahmen
für alle am besten sein würden“, so Dr.
Kreutzer.
Inklusive Didaktik auf dem Prüfstand
Der „Hof Beck“ ist seit März für Besucherinnen
und Besucher geöffnet und für ein Fazit
ist es damit noch zu früh. Fest steht aber
schon jetzt, dass hier ein neues Konzept erlebbar
wird, das nicht nur durch die historische
Einrichtung besticht. Besucherinnen
und Besucher lernen durch die inklusive
Didaktik spielerisch und anhand ausgewählter
Objekte Wissenswertes über das Alltagsleben
Anfang des 20. Jahrhunderts. „Schon
jetzt hat sich das Museum durch den partizipativen
Prozess nachhaltig verändert: Die
Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichsten
Handicaps werden jetzt bei
uns in vielen Bereichen automatisch mitgedacht“,
bestätigt die Museumsleiterin. Und
das betrifft ganz unterschiedliche Bereiche
von der Konzeption neuer museumspädagogischer
Programme über die Planung
eines neues Spielplatzes auf dem Museumsgelände
bis hin zu personellen Entscheidungen,
bei denen Diversität nun als Mehrwert
verstanden wird. Die Zusammenarbeit mit
den Betroffenen hat gezeigt, dass eine bewusste
Entwicklung hin zu mehr Demokratie
und Teilhabe nicht nur wünschenswert,
sondern dringend notwendig ist – gerade
auch in Museen, die als Bildungseinrichtungen
einen wichtigen Auftrag für alle Menschen
in der Gesellschaft erfüllen sollen.
Bauernhaus-Museum
Allgäu-Oberschwaben Wolfegg
www.bauernhausmuseum-wolfegg.de
Meike Winter
BILDER: ERNST FESSELER,
FRAU DR. KREUTZER
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