Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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ART EXPO<br />
Allerdings studierte er Werke von Cézanne,<br />
was seinen Entschluss reifen ließ, nach Paris<br />
zu gehen. Schon während der Sommeraufenthalte<br />
am Klopeinersee 1922 und 1923<br />
hellte Boeckl seine Palette auf. Der Einfluss<br />
Cézannes und der Pariser Avantgarde zeigt<br />
sich an der Verfestigung der Formen und<br />
der schwarzen Umrisslinie. In Verbindung<br />
mit dem gestischen Farbauftrag entwickelte<br />
Boeckl eine einzigartige Position innerhalb<br />
des österreichischen Far<strong>be</strong>xpressionismus.<br />
HANS BÖHLER (1884–1961)<br />
Hans Böhler zählte in den 1920er-Jahren<br />
zu den wichtigsten Malern des österreichischen<br />
Far<strong>be</strong>xpressionismus. Der heute<br />
wenig <strong>be</strong>kannte Künstler entstammte der<br />
Industriellenfamilie Böhler und war finanziell<br />
unabhängig. Er entschied sich gegen<br />
ein Studium an der Wiener Akademie der<br />
bildenden Künste und <strong>be</strong>suchte die private<br />
Malschule von Franz Jaschke. Dort <strong>be</strong>schäftigte<br />
er sich mit den Farbtheorien der<br />
französischen Postimpressionisten. Erste<br />
Ausstellungserfahrungen konnte Böhler<br />
im Rahmen der Neukunstgruppe rund um<br />
Egon Schiele und Anton Faistauer sammeln.<br />
In den folgenden Jahren reiste Böhler<br />
nach Russland, Ostasien, Südamerika und<br />
in die USA. 1925 wurde er als Vertreter<br />
Österreichs zur Biennale von Venedig entsandt.<br />
Kurz darauf stellte Böhler als Präsident<br />
des Bundes österreichischer Künstler<br />
– Kunstschau zum ersten Mal Her<strong>be</strong>rt<br />
Boeckls Plastik Springendes Pferd (1929)<br />
aus. Böhlers malerisches Werk ist von der<br />
Far<strong>be</strong> getragen. Die verblockten Formen rücken<br />
die Gemälde in die Nähe der österreichischen<br />
Kubismus- und Cézanne-Rezeption.<br />
In den Landschaften näherte er sich einer<br />
abstrahierenden Formensprache an, ohne je<br />
die Grenze zur Abstraktion zu ü<strong>be</strong>rschreiten.<br />
Als einziger österreichischer Maler<br />
konnte Böhler die Far<strong>be</strong>npracht exotischer<br />
Länder in seine Kunst einfließen lassen. Das<br />
intensiv leuchtende Kolorit zeichnet ihn als<br />
Vertreter eines expressiven Kolorismus aus.<br />
JOSEF DOBROWSKY (1889–1964)<br />
Josef Dobrowsky gehört zu den immens<br />
Einflussreichen, a<strong>be</strong>r noch immer unterschätzten<br />
Malern der Ersten Republik in<br />
Österreich. Sein Werk lässt sich nur schwer<br />
kategorisieren, auch wenn es der Neuen<br />
Sachlichkeit und ab den 1930er-Jahren dem<br />
1<br />
Expressionismus nahesteht. Seine einfühlsamen<br />
Porträts, seine geheimnisvoll im<br />
Licht aufleuchtenden Frauenakte und die<br />
stark vereinfachten Landschaften strahlen<br />
eine atmosphärische Stimmung aus. Der<br />
an der Wiener Kunstgewer<strong>be</strong>schule und<br />
der Akademie der bildenden Künste in<br />
Wien ausgebildete Maler verband in seinem<br />
Schaffen viele heterogene Einflüsse,<br />
darunter die Rezeption von Albin Egger-<br />
Lienz und Ferdinand Hodler. Ab 1920 studierte<br />
er die Bilder von Pieter Bruegel dem<br />
Älteren im Kunsthistorischen Museum,<br />
von denen er eine erdige Farbigkeit ü<strong>be</strong>rnahm.<br />
Dobrowskys neusachlicher Malstil<br />
ist gegen Ende der 1920er-Jahre gepaart<br />
mit stimmungsvollem Licht und weicher<br />
Linienführung. Seine Malerei wirkt daher<br />
weniger distanziert und kühl <strong>be</strong>obachtend,<br />
wie man es von Rudolf Wackers Stillle<strong>be</strong>n<br />
kennt. 1946 wurde Dobrowsky an die Akademie<br />
der bildenden Künste <strong>be</strong>rufen. In<br />
den folgenden zehn Jahren unterrichtete er<br />
unter anderem Alfred Hrdlicka, Wolfgang<br />
Hollegha, Josef Mikl und Florentina Pakosta.<br />
ANTON KOLIG (1886–1950)<br />
Anton Kolig verband in seiner Malerei die<br />
Moderne der Jahrhundertwende mit expressiven<br />
Tendenzen der Zwischenkriegszeit und<br />
abstrahierenden Auffassungen der Nachkriegszeit.<br />
Ne<strong>be</strong>n Her<strong>be</strong>rt Boeckl zählt Kolig<br />
zu den wichtigsten österreichischen Malern<br />
des Expressionismus in der Ersten Republik.<br />
Während seiner Ausbildung an der Akademie<br />
der bildenden Künste in Wien lernte er<br />
Franz Wiegele und Sebastian Isepp kennen,<br />
zwei Maler aus dem Dorf Nötsch im kärntnerischen<br />
Gailtal. Erste Ausstellungserfahrungen<br />
sammelte Kolig im Umfeld der von<br />
Egon Schiele gegründeten Neukunstgruppe;<br />
seinen Durchbruch erzielte er 1911. Nach<br />
Ende des Ersten Weltkrieges zog sich Anton<br />
Fotos: Leopold Museum, Wien/Manfred Thum<strong>be</strong>rger, © Bildrecht Wien, 2021 (Dobrowsky)<br />
Kolig nach Nötsch zurück, wo er eine Malschule<br />
<strong>be</strong>gründete. Einer seiner Schüler war<br />
Gerhart Frankl. In den folgenden zehn Jahren<br />
entstanden Koligs großformatige Männerakte<br />
und wichtige Dekorationsar<strong>be</strong>iten, u. a.<br />
für das von Clemens Holzmeister geplante<br />
Festspielhaus in Salzburg. Kolig <strong>be</strong>schäftigte<br />
sich mit Bewegung und Innehalten, mit der<br />
Darstellung sehnsuchtsvoller oder melancholisch-<br />
nachdenklicher Jünglinge. Farbigkeit<br />
und Pinselduktus verband er da<strong>be</strong>i zu einer<br />
flächendeckenden Struktur, die mit offenen<br />
Stellen in Kontrast steht. 1928 wurde Kolig an<br />
die Württem<strong>be</strong>rgische Akademie in Stuttgart<br />
<strong>be</strong>rufen, wo er bis 1943 lehrte. Nach seiner<br />
Pensionierung kehrte er nach Nötsch zurück.<br />
2<br />
1<br />
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3<br />
HANS BÖHLER<br />
Spanierin, 1919,<br />
Öl auf Leinwand,<br />
79,5 × 70 cm<br />
JOSEF<br />
DOBROWSKY<br />
Dame im Pelz (Gattin<br />
des Künstlers), 1922,<br />
Öl auf Holz,<br />
62,7 × 47,2 cm<br />
ANTON KOLIG<br />
Sitzender Jüngling<br />
(„Am Morgen“), 1919,<br />
Öl auf Leinwand,<br />
152 × 93,1 cm<br />
DIE AUSSTELLUNG<br />
MENSCHHEITSDÄMMERUNG<br />
ZWISCHEN LYRISCHER EMPFINDSAMKEIT<br />
UND SACHLICHER WELTAUFFASSUNG<br />
LAUFZEIT: 10.02.2021 – 24.05.2021<br />
ORT:Leopold Museum-Privatstiftung,<br />
MuseumsQuartier Wien,<br />
Museumsplatz 1, 1070 Wien<br />
INFORMATIONEN<br />
Tel. +43 1 525 70-0<br />
Mail: office@leopoldmuseum.org<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mittwoch bis Sonntag:<br />
10:00 bis 18:00 Uhr<br />
Feiertags ge öffne t !<br />
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114 AQ FRÜHJAHR/SOMMER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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FRÜHJAHR/SOMMER 2021 AQ 115