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Art Quarterly - Luxury can be Art

Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.

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ART INTERVIEW<br />

Verehrte Heidi Goëss-Horten, das zurzeit<br />

entstehende Museum, welches Ihre<br />

hochkarätige und vielseitige Kunstsammlung<br />

der Öffentlichkeit permanent<br />

zugänglich machen soll, wird ja<br />

auch von einem Skulpturengarten eingesäumt<br />

sein. Erlau<strong>be</strong>n Sie mir also<br />

bitte die Frage, wenn Sie eine Skulptur<br />

wären, wie würde diese wohl aussehen?<br />

HGH: Das ist in der Tat eine sehr interessante<br />

Frage, die sich auch gar nicht<br />

so einfach <strong>be</strong>antworten lässt. In<br />

meinem Alter wurde man von sehr<br />

vielen Einflüssen geprägt. Daher<br />

sollte eine solche Skulptur jedenfalls<br />

die Vielfalt meiner Persönlichkeit<br />

widerspiegeln und sollte daher<br />

bunt und le<strong>be</strong>ns<strong>be</strong>jahend sein.<br />

Sie sollte die Menschen zum Nachdenken<br />

darü<strong>be</strong>r anregen, dass<br />

das Le<strong>be</strong>n eigentlich immer seine<br />

schönen Seiten hat, man darf nur<br />

niemals damit aufhören, sie im Alltäglichen<br />

zu entdecken und dann<br />

auch voll und ganz zelebrieren.<br />

denn die Kunst, mit der ich le<strong>be</strong>, lie<strong>be</strong> ich<br />

von ganzem Herzen – sie löst Emotionen<br />

in einer großen Bandbreite aus. Diese<br />

müssen nicht nur lieblich und fröhlich<br />

sein, sondern mich interessieren auch die<br />

hintergründigen Gefühle, die einer tiefergehenden<br />

Rezeption <strong>be</strong>dürfen. Auf meine<br />

Kunstsammlung reflektierend gesprochen,<br />

würde ich gerne sagen: „Mein Ziel<br />

ist es, die Schrecken der Welt mit den Wundern<br />

des Le<strong>be</strong>ns in Einklang zu bringen“<br />

tise von Agnes Husslein-Arco verlassen<br />

– wir waren und sind ein tolles Team,<br />

was die Kunst <strong>be</strong>trifft!<br />

A<strong>be</strong>r zurück zum Kunstmarkt: Gänzlich<br />

losgelöst vom Marktgeschehen<br />

ist man natürlich nie, wenn man nicht<br />

ausschließlich auf junge, un<strong>be</strong>kannte<br />

Künstler setzt. Ich denke, man darf nicht<br />

den Fehler <strong>be</strong>gehen, sein Geld nur in sogenannter<br />

Blue-Chip-Kunst zu parken,<br />

ne in einer großen Bandbreite. Ich ha<strong>be</strong><br />

ja zeit meines Le<strong>be</strong>ns mit Tieren gelebt,<br />

auch an ihnen fasziniert mich ihr ungemein<br />

eigenständiges Wesen.<br />

Im neuen Museum wird es Themenausstellungen<br />

ge<strong>be</strong>n, worauf möchten Sie<br />

in speziellen Schauen den Fokus legen?<br />

HGH: Die Ausstellungen werden sich<br />

aus den Themenschwerpunkten der<br />

Sammlung erge<strong>be</strong>n. Hier ha<strong>be</strong> ich ein<br />

kompetentes Team um Agnes Husslein-<br />

Arco, das <strong>be</strong>sondere Schwerpunkte herausar<strong>be</strong>iten<br />

wird. Es gibt noch viel zu<br />

entdecken…<br />

Wird es einen Schwerpunkt auf zeitgenössische<br />

Kunst made in Austria mit le<strong>be</strong>nden<br />

Künstlern ge<strong>be</strong>n?<br />

HGH: Es sind Interventionen mit zeitgenössischen<br />

Künstlern geplant, auf die<br />

ich mich sehr freue! Grundsätzlich ist<br />

die Sammlung a<strong>be</strong>r auf internationalen<br />

Positionen aufgebaut.<br />

Sammlung und dem Bau des Museums<br />

etwas geschaffen ha<strong>be</strong>n werde, das blei<strong>be</strong>nd<br />

ist, etwas, das nachfolgende Generationen<br />

auch noch erle<strong>be</strong>n werden,<br />

wenn sie mein Museum <strong>be</strong>suchen und<br />

sich an der Kunst erfreuen, die mich<br />

lange glücklich gemacht hat.<br />

Was macht den Reichtum eines Le<strong>be</strong>ns<br />

für Sie persönlich aus?<br />

HGH: Wenn man so wie ich in einer<br />

privilegierten Lage ist, glau<strong>be</strong> ich, dass<br />

man sich für Anliegen einsetzen sollte,<br />

die einem am Herzen liegen. Daher unterstütze<br />

ich ne<strong>be</strong>n der medizinischen Forschung<br />

den Tierschutz, das Eishockey,<br />

Sie le<strong>be</strong>n auch umge<strong>be</strong>n von<br />

Kunstwerken der Moderne, die<br />

mitunter alles andere als lieblich<br />

und gefällig sind. Ist es Ihnen<br />

wichtig, auch Ausdruck der Verzweiflung<br />

oder des Schreckens<br />

um sich zu ha<strong>be</strong>n?<br />

HGH: Die US-Amerikanische Autorin<br />

Anaïs Nin sagte einmal so ungemein<br />

treffend: „Große Kunst wurde<br />

aus großem Schrecken geboren,<br />

aus großer Einsamkeit, großer Unterdrückung<br />

und innerer Spannung und wirkt<br />

dennoch immer als Gegengewicht.“ Dieses<br />

Zitat hat mich immer zutiefst <strong>be</strong>rührt,<br />

MOPSFIGUR AUS<br />

MEISSEN-PORZELLAN,<br />

aus der Zeit des<br />

Louis XV.<br />

MIMMO PALADINO, Cavallo, 2005, im Skulpturengarten von Heidi Goëss-Horten<br />

Sie sammeln jenseits der Trends und<br />

Konventionen, heißt es. Geht das ü<strong>be</strong>rhaupt,<br />

der Kunstmarkt wird auch von<br />

Angebot und Nachfrage <strong>be</strong>herrscht?<br />

HGH: Der Kunstmarkt ist natürlich sehr<br />

komplex und undurchsichtig. Beim Aufbau<br />

meiner Sammlung ha<strong>be</strong> ich mich in<br />

dem Sinne keinem Trend unterworfen,<br />

da mich die Werke in erster Linie persönlich<br />

ansprechen sollten. Außerdem<br />

ha<strong>be</strong> ich versucht, Meisterwerke aus<br />

dem Oeuvre einzelner Künstler zu erwer<strong>be</strong>n.<br />

Ich ha<strong>be</strong> schon recht früh gemerkt,<br />

dass ein geschultes Auge <strong>be</strong>im<br />

Kauf von guter Kunst Gold wert ist –<br />

daher ha<strong>be</strong> ich mich oft auf die Exper-<br />

wenngleich das auch ein hohes Maß an<br />

finanzieller Sicherheit <strong>be</strong>deuten würde,<br />

doch dann könnte ich ja e<strong>be</strong>nso gut<br />

Aktien kaufen und sie mir an die Wand<br />

hängen, nein, das wäre absolut nicht ich.<br />

Gibt es Werke, zu denen Sie eine <strong>be</strong>sondere<br />

persönliche Verbindung und Beziehung<br />

ha<strong>be</strong>n, also Herzensstücke sind?<br />

HGH: Ja, die gibt es – vor allem meine<br />

Tierskulpturen liegen mir sehr am<br />

Herzen. Hier sammle ich von ikonischen<br />

Fa<strong>be</strong>rgé-Objekten ü<strong>be</strong>r Meissen<br />

Porzellanfiguren bis zu größeren Skulpturen<br />

von Rembrandt Bugatti, Mimmo<br />

Paladino oder dem Künstlerpaar Lalan-<br />

Erst im 20. Jahrhundert wurden bildende<br />

Künstlerinnen anerkannt, heute<br />

sind sie gleich<strong>be</strong>rechtigt am Kunstmarkt<br />

vorhanden, trotzdem verkaufen<br />

sich ihre Werke weniger gut (Ausnahmen<br />

sind Blockbuster wie z. B.<br />

Frida Kahlo). Was sind Ihrer Meinung<br />

nach die Gründe dafür?<br />

HGH: Ich bin ü<strong>be</strong>rzeugt, dass sich Frauen<br />

vor allem in den letzten Jahren sehr eigenständig<br />

eine großartige Präsenz auf<br />

dem Kunstmarkt erar<strong>be</strong>itet ha<strong>be</strong>n. Natürlich<br />

versuche auch ich immer wieder,<br />

weibliche Positionen in meine Sammlung<br />

zu integrieren. Da gibt es wunderbare<br />

Werke von starken Künstlerinnen<br />

wie Silvie Fleury, Niki de Saint Phalle,<br />

Birgit Jürgenssen, Claude Lalanne, oder<br />

Brigitte Kowanz.<br />

Sie ha<strong>be</strong>n e<strong>be</strong>n erst einen runden<br />

Geburtstag <strong>be</strong>gangen, worauf sind<br />

Sie stolz, wenn Sie auf Ihr Le<strong>be</strong>n<br />

zurückblicken?<br />

HGH: Ich bin stolz, in einem Land wie<br />

Österreich zu le<strong>be</strong>n, das die Kultur<br />

hochhält – und dass ich mit meiner<br />

Ein Le<strong>be</strong>n ohne<br />

Tiere wäre für mich<br />

wie ein Le<strong>be</strong>n ohne<br />

Kunst, es wäre wie<br />

eine Speise ohne<br />

Salz, es wäre ganz<br />

einfach kein Le<strong>be</strong>n<br />

für mich!<br />

HEIDI GOËSS-HORTEN entdeckte <strong>be</strong>reits als Kind ihre<br />

Lie<strong>be</strong> zu den Papageien in ihren Bildern finden sie sich<br />

auch heute noch wieder: (OBEN DARGESTELLT) Heidi<br />

Goess-Horten, Komposition mit Papageien, 2019, Öl<br />

auf Leinwand<br />

ins<strong>be</strong>sondere den KAC, und die Kultur.<br />

Persönlich sind es Dinge wie Gesundheit,<br />

gute Beziehungen und Leidenschaften,<br />

die das Le<strong>be</strong>n <strong>be</strong>reichern.<br />

Sie malen selbst, woher kommt die<br />

Inspiration, was sind Ihre Motive,<br />

werden die Bilder zu sehen sein?<br />

HGH: Ja, ich ha<strong>be</strong> schon als junges Mädchen<br />

gemalt und heute ist die Malerei<br />

für mich wieder wichtig geworden,<br />

wenn ich male, gehe ich vollkommen<br />

▶<br />

58 AQ FRÜHJAHR/SOMMER 2021 www.art-quarterly.com<br />

www.art-quarterly.com<br />

FRÜHJAHR/SOMMER 2021 AQ 59

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