Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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ELISABETH<br />
WEDENIG<br />
Himmelszelt, 2019,<br />
Öl und Acryl auf<br />
Leinen,<br />
140 x 140 cm<br />
Bilder<br />
aus und in<br />
eine Welt<br />
ELISABETH WEDENIG<br />
Text: ULLI STURM<br />
F<br />
Fantastisch und eigenwillig sind die<br />
Bilder der Künstlerin und sie erzählt<br />
mit ihnen unzählige Geschichten<br />
rund um die menschliche Figur, um Wirklichkeit,<br />
Traum und Erinnerung. Immer gelingt es<br />
ihr, einen unvergleichlichen Kosmos auf die<br />
Leinwand zu zau<strong>be</strong>rn, der die üblichen Sehgewohnheiten<br />
herausfordert und den Betrachter<br />
mitnimmt auf eine Reise voller Illusion, Imagination<br />
und Reminiszenz.<br />
Wedenig geht es nicht darum, die Wirklichkeit<br />
abzubilden, sondern ihr etwas hinzuzufügen,<br />
sie um Facetten ihrer Gedankenwelt zu <strong>be</strong>reichern.<br />
Ihre Kompositionen setzen sich meist<br />
aus unterschiedlichen Teilen, aus Zitaten, Fotografien,<br />
Traumsequenzen und ihren eigenen<br />
Erinnerungen und Wahrnehmungen zusammen.<br />
Die einzelnen Bildelemente ordnet sie<br />
neu verzerrt und ü<strong>be</strong>rlagert sie verdeckt oder<br />
entwickelt sie weiter und lässt daraus eine<br />
enorme bildnerische Vielfalt entstehen. Sie<br />
zeigt, was ihre subjektive Bildwelt ausmacht<br />
und wie sie sie in Malerei ü<strong>be</strong>rsetzt, indem<br />
sie Altes durch Neues ergänzt und Realem Erträumtes<br />
gegenü<strong>be</strong>r stellt.<br />
Sie hält in Reise- und Traumtagebüchern mit<br />
dem Bleistift fest, was sie an inneren und äußeren<br />
Momenten <strong>be</strong>rührt und in ihren klein- und<br />
großformatigen Bildern <strong>be</strong>haupten sich die gezeichneten<br />
Passagen selbst<strong>be</strong>wusst ne<strong>be</strong>n dominanteren<br />
malerischen Bildelementen. Der Strich<br />
definiert das Motiv, gibt der Idee und dem Gedanken<br />
die Form und strukturiert gleichzeitig<br />
die Bildfläche. Wedenig verzichtet da<strong>be</strong>i <strong>be</strong>wusst<br />
auf eine zentrale Perspektive, vielmehr<br />
entstehen ihre narrativen Bilder aus dem Bauch<br />
heraus. In einem langen Malprozess lässt sie<br />
sich trei<strong>be</strong>n und nimmt sich die Freiheit der Geschichte<br />
ihren Lauf zu lassen. Die Hand folgt<br />
dem Kopf und Schritt für Schritt, Schicht für<br />
Schicht wachsen die unterschiedlichen Motive<br />
auf der Leinwand zu einem großen Ganzen zusammen.<br />
Es ist nicht leicht festzumachen, welche<br />
Motivik eigentlich im Mittelpunkt ihrer Ar<strong>be</strong>iten<br />
steht. Gefühlsmäßig würde man vielleicht dazu<br />
tendieren, der menschlichen Figur eine zentrale<br />
Rolle zuzusprechen, a<strong>be</strong>r angesichts der Vielfalt<br />
an Tierdarstellungen, der Opulenz einer üppigen<br />
Pflanzenwelt und dem unvermittelten Auftauchen<br />
von fantastischen Mischwesen fällt eine<br />
Entscheidung letztlich schwer.<br />
Vielleicht auch deshalb, weil Elisa<strong>be</strong>th Wedenig<br />
Reales, Erfundenes und Allegorisches ineinander<br />
verschwimmen lässt und abstrakte und<br />
gegenständliche Motive sich frei auf der Malfläche<br />
<strong>be</strong>wegen dürfen. Durch einen ständigen<br />
Wechsel der Perspektive macht sie die Leinwand<br />
zu einer unendlichen Projektionsfläche.<br />
Augenscheinlich ist auch immer wieder das<br />
Konzept und der Mut der Künstlerin zum Unvollendeten,<br />
zum explizit Fragmentarischen.<br />
80 AQ FRÜHJAHR/SOMMER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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FRÜHJAHR/SOMMER 2021 AQ 81