Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ART INTERVIEW<br />
Ja, so ungefähr ein Ferdinand, ein Offizier und mit viel Glück<br />
einen Romeo in der Provinz. Viele schöne Erinnerungen, a<strong>be</strong>r<br />
leider nix, wovon man gut le<strong>be</strong>n kann, schon gar nicht ab dem<br />
Zeitpunkt, wo man eine eigene Familie gründet. Da stellt sich<br />
dann e<strong>be</strong>n die Frage: Willst Du als Schauspieler ar<strong>be</strong>iten und<br />
e<strong>be</strong>n auch manchmal spielen, was kommt, oder willst Du als<br />
Schauspieler „Sein“ und Ar<strong>be</strong>itslosengeld <strong>be</strong>ziehen. Und ich<br />
persönlich war immer ein Gegner von der Idee: in Schönheit<br />
zu ster<strong>be</strong>n, also sich für alles zu gut zu sein.<br />
Ha<strong>be</strong>n Deiner Meinung nach unsere heimischen Bühnen<br />
tatsächlich noch das hohe Niveau, für das sie vor <strong>be</strong>ispielsweise<br />
zehn bis fünfzehn Jahren noch im gesamten<br />
deutschsprachigen Raum <strong>be</strong>kannt waren?<br />
Nein, das ha<strong>be</strong>n sie leider tatsächlich nicht mehr. Meiner Meinung<br />
nach ist das Theater in Österreich zu einer <strong>Art</strong> von Museumsprodukt<br />
geworden, wodurch auch der Anschluss zum jungen<br />
Publikum nahezu gänzlich verloren gegangen ist. Und auch<br />
seine unter Peymann noch wahrnehmbare politische Relevanz<br />
hat es in den vergangenen Jahren verspielt. Dennoch sehe ich im<br />
Wiener Volkstheater eigentlich ein sehr großes Potenzial, da das<br />
Haus mit seinen Ne<strong>be</strong>nbühnen eine Vielzahl von Möglichkeiten<br />
bietet, ü<strong>be</strong>r die andere Bühnen gar nicht verfügen. Also da<br />
bin ich wirklich gespannt, ob man es an diesem Standort schafft,<br />
auch das junge Publikum wieder an Bord zu holen.<br />
Wie stehst Du zur heimischen Kulturförderung?<br />
Das ist so eine Sache. Ich vertrete ja die Meinung, dass sehr<br />
vieles, was unter dem Deckmäntelchen der Kulturförderung<br />
passiert, in Wahrheit Schlichtwegs eine <strong>Art</strong> von erweiterter<br />
Tourismusförderung ist. E<strong>be</strong>nso zu hinterfragen wäre meiner<br />
Ansicht nach die teilweise unglaubliche Aufgeblähtheit der<br />
einzelnen Kultur<strong>be</strong>trie<strong>be</strong>.<br />
Was denkst Du macht Deinen Typus als Schauspieler so<br />
<strong>be</strong>liebt?<br />
So etwas <strong>be</strong>antwortet man sel<strong>be</strong>r immer ein wenig ungern, weil<br />
immer so etwas wie Eitelkeit mitschwingt. Ich kann a<strong>be</strong>r nur sagen,<br />
dass gemessen an den Aufträgen, die ich ha<strong>be</strong>, mich das Kinound<br />
Fernsehpublikum scheinbar doch recht gerne sieht. (Lacht)<br />
Ist es a<strong>be</strong>r nicht vor allem auch dieses extreme Gefühl<br />
von Authentizität, das Du in deinen Rollen vermittelst.<br />
Sodass man sich immer wieder denkt: Der spielt ja gar<br />
nicht, der ist einfach so klass?<br />
Ich weiß nicht, ob man das als Authentizität <strong>be</strong>zeichnen kann,<br />
ich denke, es ist einfach zum einen meine <strong>Art</strong>, mich grundsätzlich<br />
auf alles einzulassen und zum anderen, dass ich Schauspielen<br />
immer als Mannschaftssport gesehen ha<strong>be</strong>. Ein Film<br />
wird ja nicht zuletzt dadurch gut, dass man untereinander<br />
auf wertschätzender Augenhöhe agiert hat. Das führt zu einer<br />
guten Stimmung am Dreh und das kommt dann wahrscheinlich<br />
auch <strong>be</strong>im Zuseher so an. Und was jetzt die Qualität des<br />
eigenen Schauspiels <strong>be</strong>trifft, vertrete ich die Meinung, dass,<br />
wenn Du <strong>be</strong>ginnst, Dich für zu gut zu halten, Du eigentlich<br />
schon verloren hast, dann <strong>be</strong>ginnt <strong>be</strong>reits das Egomanische<br />
und das ist ein sehr dünnes Eis. Ich versuche mich ganz einfach<br />
ständig zu hinterfragen, zu reflektieren und meinen Rollen<br />
den größtmöglichen Raum zu ge<strong>be</strong>n.<br />
Abgesehen von deinen unglaublich erfolgreichen E<strong>be</strong>rhoferkrimis,<br />
wie <strong>be</strong>ispielsweise Sauerkrautkoma,<br />
Griessnockerlaffäre und Le<strong>be</strong>rkäsjunkie bist du dem<br />
österreichischen Publikum natürlich auch immer noch<br />
als der „Burschi“ aus der Krimiserie Trautmann und als<br />
der Inkassoheinzi, der vielleicht einzige schwule Zuhälter<br />
der Filmgeschichte aus den heimischen Tatortfolgen<br />
<strong>be</strong>kannt. Würdest Du dich aufgrund dieser Charaktere<br />
als Volksschauspieler <strong>be</strong>titeln lassen?<br />
Ich glau<strong>be</strong> jetzt nicht un<strong>be</strong>dingt, dass ich ein Volksschauspieler<br />
bin, a<strong>be</strong>r ich hätte durchaus nichts dagegen, als einer gesehen<br />
zu werden. Auf alle Fälle ist es mir wichtiger, dem Volk<br />
zu gefallen, als einzelne Hochkulturkritiker zu <strong>be</strong>eindrucken.<br />
Mir ist ganz einfach wichtig, dass mich die Leute gerne<br />
sehen und mir meine Rollen voll und ganz abnehmen, denn<br />
wenn das gelingt, dann hast Du als Schauspieler eigentlich eh<br />
schon alles richtig gemacht.<br />
Apropos richtig gemacht. Du bist ja vor Kurzem zum<br />
dritten Mal Vater geworden und das mit einem doch erheblichen<br />
Abstand zu deinen <strong>be</strong>iden anderen Kindern.<br />
Machst Du jetzt, wo Du ja genau wie ich seit Kurzem<br />
zum Klub 50-Plus zählst, <strong>be</strong>i der Erziehung etwas gravierend<br />
anders?<br />
Ich bin in Erziehungsfragen einfach un<strong>be</strong>lehrbar. (Lacht)<br />
Und natürlich bin auch ich älter geworden, da mischt sich<br />
die sprichwörtliche Altersmilde mit der Altersmüdigkeit und<br />
versucht vieles ein wenig ruhiger anzugehen. Bei meinem<br />
ersten Sohn war ich dreiundzwanzig und ich werde nie vergessen,<br />
dass die Hebamme, als ich ihm zum ersten Mal im<br />
Arm hatte, zu mir gesagt hat: „Sie können auch ruhig mit ihm<br />
reden, der versteht Sie!“ Damals war ich halt wirklich jung<br />
und mit den Jahren verändert man sich und damit auch die<br />
Perspektive auf die Welt um einen herum.<br />
Letzte Frage: Lie<strong>be</strong>r Le<strong>be</strong>rkas oder Kaiserschmarrn?<br />
Wenn Du es ehrlich wissen willst, wenn es ned sein muss, am<br />
Liebsten keines von <strong>be</strong>iden. (Lacht)<br />
70 AQ FRÜHJAHR/SOMMER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
FRÜHJAHR/SOMMER 2021 AQ 71