Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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ART ESTATE<br />
EIN ORT MIT GESCHICHTE: Wo früher das Palais Erzherzog Friedrichs untergebracht war, findet man bald Weltkunst ersten Ranges.<br />
ARCHITEKTUR – CHRONOLOGIE EINER FINDUNG<br />
TRADITION TRIFFT AUF MODERNE: So wird der neue Kunst-Hotspot Wiens, gestaltet von the<br />
next ENTERprise Architects architects, aussehen.<br />
Erzherzog Albrechts Adoptivsohn und Er<strong>be</strong> war sein Neffe<br />
Erzherzog Friedrich (1856-1936), der mit Kriegsausbruch 1914 von<br />
Kaiser Franz Joseph zum O<strong>be</strong>rkommandierenden ernannt wurde<br />
und durch seine nunmehr vermehrte Anwesenheit in Wien<br />
andere Mobilitäts<strong>be</strong>dürfnisse hatte als seine Vorfahren. Er ließ<br />
die 50 Jahre alte Reithalle seines Onkels abreißen. Dann folgte<br />
der Entwurf eines vorerst nur als trockener Zweckbau angedachten<br />
„Kanzleigebäudes“. Dessen im Herbst 1914 schließlich ausgeführte<br />
Version nach Planung des Baumeisters Hugo Schuster wurde a<strong>be</strong>r<br />
schließlich doch noch mit repräsentativen Elementen wie Eckrustika,<br />
Gaupen und Ovalfenstern, sogenannten Ochsenaugen, versehen.<br />
Im Erdgeschoß <strong>be</strong>her<strong>be</strong>rgte es keine Pferde mehr, sondern<br />
<strong>be</strong>reits Automobile. Die drei O<strong>be</strong>rgeschoße boten Raum für Dienstbotenwohnungen,<br />
die ü<strong>be</strong>r einen gedeckten Gang mit den Straßentrakten<br />
des Baukomplexes verbunden waren. Der Bedarf für diese<br />
spezielle Bauaufga<strong>be</strong> eines Wohnpalais-Ne<strong>be</strong>ngebäudes mit Autogarage<br />
im Erdgeschoss sowie oft auch Dienstwohnungen darü<strong>be</strong>r<br />
hatte sich seit der Erfindung des Automobils und der Ausstattung<br />
erster vermögender Haushalte damit <strong>be</strong>reits des Öfteren erge<strong>be</strong>n.<br />
Nach der Enteignung des Wiener Besitzes von Erzherzog Friedrich<br />
(inklusive Al<strong>be</strong>rtina und Grafiksammlung) durch die Habsburgergesetze<br />
1919 ging das Kanzleigebäude, der gebaute Nachfahre<br />
der fürstlichen Reithallen, in den Besitz der Republik ü<strong>be</strong>r, die den<br />
Bestand im nunmehrigen „Hanuschhof“ für Zwecke der Bundestheater<br />
nutzte. Jüngst wurde das ehemalige Kanzleigebäude an Heidi<br />
Goëss-Horten verkauft, die dort in einem Umbau der Wiener<br />
Architekten von the next ENTERprise bis 2022 ihr Privatmuseum<br />
erbauen lässt.<br />
Für dieses Museum und seine spektakuläre Sammlung, die erstmals<br />
2018 von Agnes Husslein im Leopold Museum der Öffentlichkeit<br />
präsentiert wurde, konnte ein idealer Standort zwischen<br />
der Wiener Oper und der Al<strong>be</strong>rtina gefunden werden: Im Innenhof<br />
der großen gründerzeitlichen Blockrand<strong>be</strong>bauung des Hanuschhofes,<br />
dem Sitz der österreichischen Bundestheaterverwaltung,<br />
wurde um 1900 ein Verwaltungsgebäude in einem historisierenden<br />
Pariser Stil mit Mansardendach errichtet. Zuletzt war dort das<br />
Opernmuseum untergebracht. Im Jahr 2019 hat Heidi Goëss-Horten<br />
das Haus erwor<strong>be</strong>n und mit dem Architektenwett<strong>be</strong>werb den<br />
Startschuss für die Realisierung des Privatmuseums gege<strong>be</strong>n. Die<br />
drei Projekte interpretierten den Umbau des charmanten, nunmehr<br />
Palais Goëss-Horten genannten Stöcklgebäudes auf sehr<br />
unterschiedliche Weise. Der Entwurf des Wiener Büros the next<br />
ENTERprise architetcs (Ernst J. Fuchs & Marie-Therese Harnoncourt)<br />
wurde prämiert, der Bau sollte Anfang 2020 <strong>be</strong>ginnen.<br />
Im Siegerprojekt von the next ENTERprise präsentiert sich das Museum<br />
dem Besucher, der die Tordurchfahrt des Hanuschhofes ne<strong>be</strong>n<br />
der Staatsoper passiert, in einer stimmungsvollen Hofsituation:<br />
Mit Kletterpflanzen an den Fassaden des Hofgebäudes und einem<br />
kleinen, von Sitzmöglichkeiten gesäumten Vorplatz mit mittelgroßem<br />
Baum erinnert sie etwa an alte Pariser Innenhöfe. Der Haupteingang<br />
liegt direkt gegenü<strong>be</strong>r der Tordurchfahrt an der Nordwestecke<br />
des Gebäudes, aus der im Erdgeschoss ein ü<strong>be</strong>rdeckter<br />
Vor<strong>be</strong>reich als Zugang „herausgeschnitten“ ist. Weitere Öffnungen<br />
liegen an der Westfassade zum Vorplatz und einer Eventfläche sowie<br />
an der Südseite für Anlieferung und Ne<strong>be</strong>ntreppenhaus.<br />
"Durch die Museumsgründung lässt Heidi Goëss-Horten die Welt<br />
an ihrer herausragenden und vielseitigen Sammlung teilha<strong>be</strong>n und<br />
ermöglicht allen Interessierten ein privates Kunsterlebnis exklusiver<br />
Natur. Für diesen Mut, unkonventionell und frei von politischer<br />
Einflussnahme zu handeln, gebührt ihr großer Respekt."<br />
– Agnes Husslein-Arco<br />
96 AQ FRÜHJAHR/SOMMER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
FRÜHJAHR/SOMMER 2021 AQ 97