Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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ART INTERVIEW<br />
Hat es dich von Anfang an immer schon zum Film gezogen?<br />
Nein, ü<strong>be</strong>rhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, mir war das alles zu<br />
wenig künstlerisch, ich wollte damals die ganz neuen Wege des<br />
Theaters <strong>be</strong>schreiten und da war wirklich alles da<strong>be</strong>i, von Ausdruckstanz<br />
bis hin zu Fäkalientheater, ein erklärtes Vorbild zu<br />
jener Zeit war der österreichische Tänzer, Choreograf und Theaterregisseur<br />
Johann Kresnik, der einfach Theater wieder zurück<br />
zur Provokation brachte. Denn Hand aufs Herz, das Theater,<br />
wie wir es heute kennen, oder <strong>be</strong>sser noch gesagt, konsumieren,<br />
ist ja in seinen Grundzügen stinklangweilig und ent<strong>be</strong>hrt<br />
jeglicher experimentellen Entwicklungsar<strong>be</strong>it. Ich glau<strong>be</strong>, dass<br />
das größte Problem des aktuellen Theaters darin <strong>be</strong>steht, dass es<br />
sich untrennbar an die sogenannte Hochkultur ketten lässt. Und<br />
das klassische Bildungsbürgertum ist ja nicht un<strong>be</strong>dingt als Vorreiter<br />
exzessiver Entwicklungen <strong>be</strong>kannt. (Lacht)<br />
Wir ha<strong>be</strong>n uns ja zu Beginn des Interviews darauf<br />
geeinigt, dass alle Fragen erlaubt sind (lacht). Daher<br />
meine Frage, wird man mit einem so einem eher<br />
gemütlichen und lustigem Gesicht nicht automatisch <strong>be</strong>i<br />
der Rollenverteilung in eine ganz <strong>be</strong>stimmte Schublade<br />
gesteckt; ich denke da mal an Johann Nestroy?<br />
Tatsächlich ha<strong>be</strong> ich in meinem Le<strong>be</strong>n noch nie einen Nestroy<br />
gespielt, ich wurde zwar schon öfters dafür angefragt, ha<strong>be</strong><br />
a<strong>be</strong>r immer dankbar abgelehnt. Dadurch, dass ich die meiste<br />
Zeit meiner Schauspielkarriere in der Schweiz und in Deutschland<br />
verbrachte, hatte ich den Vorteil, dort als „klassischer Österreicher“<br />
ganz anders <strong>be</strong>wertet zu werden und somit nahezu<br />
für „exotische“ Rollen Angebote erhielt. In Wien ist es klar,<br />
dass du wienerisch sprichst, in Deutschland ist das ein gewisses<br />
Extra. Außerdem bin ich auch sehr spät zur Komödie gekommen.<br />
Der Erste, der tatsächlich komödiantisches Potenzial<br />
in mir gesehen hat, war der grandiose Wolfgang Murn<strong>be</strong>rger.<br />
Auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig komisch klingt,<br />
ha<strong>be</strong> ich mich dich immer sehr gut in Tschechows „Drei<br />
Schwestern“ in Rolle des Werschinin vorstellen können.<br />
Was sagst Du dazu?<br />
Also im deutschsprachigen Raum wäre das wahrscheinlich<br />
auch eine durchaus plausible Besetzung gewesen, und so war<br />
es auch zum Beginn meiner schauspielerischen Laufbahn, dass<br />
man mir immer nur Dramen, Dramen und nochmals Dramen<br />
angeboten hat. Und das, obwohl ich mich eigentlich immer für<br />
einen recht lustigen Typen gehalten ha<strong>be</strong>, zumindest nach außen,<br />
denn privat halte ich mich ehrlich gesagt für keinen sehr<br />
lustigen Typen. (Lacht) Und danach kam dann auch schon das<br />
Fernsehen mit ins Spiel und dort war ich komischer Weise sehr<br />
schnell für Verrückte und Psychopathen abonniert.<br />
A<strong>be</strong>r am Anfang war es tatsächlich eine Mischung aus<br />
dem Ferdinand aus Schillers Kabale und Lie<strong>be</strong> oder<br />
den Offizier aus Don Carlos mit seinem populärem<br />
Auftrittsschnaufer: Ganz Madrid in Waffen! Zu Tausenden<br />
umringt der wütende Soldat, der Pö<strong>be</strong>l den Palast. Prinz<br />
Carlos verbreitet, man sei in Haft genommen, sein Le<strong>be</strong>n<br />
in Gefahr. Das Volk will ihn le<strong>be</strong>ndig sehen oder ganz<br />
Madrid in Flammen aufgehen lassen?<br />
68 AQ FRÜHJAHR/SOMMER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
FRÜHJAHR/SOMMER 2021 AQ 69