AUTOINSIDE Ausgabe 2 – Februar 2024
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POLITIK & RECHT<br />
Andreas Burgener, abtretender Direktor Auto-Schweiz<br />
20 Jahre Vollgas für die Mobilität<br />
Andreas Burgener, Direktor der Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure Auto-Schweiz, macht bald<br />
einem Nachfolger Platz. Mit den AGVS-Medien blickt der 65-Jährige Bellacher, der seine berufliche Karriere<br />
einst als Lastwagenmechaniker und -chauffeur startete, auf zwei Jahrzehnte im Dienste des MIV zurück.<br />
Jürg A. Stettler<br />
Herr Burgener, Sie haben sich während<br />
20 Jahren als Direktor von Auto-Schweiz<br />
mit viel Herzblut für die Mobilität und<br />
den MIV eingesetzt, was hat sich in dieser<br />
Zeit alles verändert?<br />
Andreas Burgener, Direktor Auto-Schweiz:<br />
Natürlich ist vieles anders als vor 20 Jahren.<br />
Was mir aber besonders auffällt, ist die Beschleunigung<br />
der Veränderung in vielen Themengebieten<br />
in diesen zwei Jahrzehnten: besonders<br />
beim Wachstum von Verkehr, von<br />
Vorschriften und bei der Verwaltung. Hier<br />
dreht sich alles immer noch schneller. Positiv<br />
ist dies aber etwa bei technischen Entwicklungen<br />
aus unserer Branche. Ich denke da an<br />
alternative Antriebssysteme, Abgasreinigung,<br />
Batterietechnik oder Fahrassistenzsysteme<br />
bis hin zum hochautomatisierten Fahren <strong>–</strong><br />
auch hier hat die Entwicklungsgeschwindigkeit<br />
deutlich zugenommen.<br />
Was waren Ihre grössten <strong>–</strong> auch<br />
politischen <strong>–</strong> Erfolge in dieser Zeit?<br />
Politisch waren das sicher die Ausbremsung<br />
der Stopp-Offroader-Initiative und die Einführungsmodalitäten<br />
zu den CO 2 -Zielwerten<br />
für Neufahrzeuge ab 2020, wo wir den Bundesrat<br />
von den speziellen Marktbedingungen<br />
in der Schweiz überzeugen konnten. Auch auf<br />
die Erfolge bei den grossen Abstimmungsvorlagen<br />
wie dem Nationalstrassenfonds NAF<br />
oder der zweiten Gotthard-Röhre blicke ich<br />
mit Genugtuung zurück, eine Team-Leistung<br />
vieler politischer Partner und Verbände. Sehr<br />
stolz bin ich auch auf das Team von Auto-<br />
Schweiz, das im Kern seit vielen Jahren zusammenarbeitet,<br />
und dies sehr erfolgreich.<br />
Und die herbsten Niederlagen?<br />
Die Zustimmung von weniger als 30 Prozent<br />
zur «Milchkuh-Initiative» für eine faire Verkehrsfinanzierung,<br />
die Auto-Schweiz massgeblich<br />
geprägt hat, war sicher eine Enttäuschung.<br />
Doch die Initiative hat dafür gesorgt,<br />
dass der NAF heute finanziell gut dasteht,<br />
ohne grosse Mehrbelastung für uns alle. Wir<br />
werden ihn noch brauchen, auch und gerade<br />
beim anstehenden Abstimmungskampf zum<br />
Autobahn-Ausbau. Ärgerlich finde ich Entscheide<br />
der Politik, die die CO 2 -Vorschriften<br />
der EU nicht nur übernehmen, sondern<br />
diese teilweise noch mit einem «Swiss Finish»<br />
versehen will. In diesen Bereich fällt<br />
auch die Streichung der Spezialzielwerte<br />
für Kleinserien- und Nischenhersteller, die<br />
in der EU noch bis 2028 gelten <strong>–</strong> und in der<br />
Schweiz per 2022 gestrichen wurden. Das<br />
kostet unsere Volkswirtschaft unnötig Geld<br />
und bringt ansonsten rein gar nichts.<br />
Was werden Sie am meisten vermissen?<br />
Den Drive des Arbeitstages, die Geschäftspartner,<br />
das Netzwerk und die Diskussionen.<br />
Und natürlich Auto-Schweiz mit seinen Mitgliedern<br />
und dem Team.<br />
Wir haben 20 Jahre zurückgeblickt,<br />
wagen Sie auch einen Ausblick auf 2044?<br />
Wie mobil sind wir dann?<br />
Der Mensch hat das Rad erfunden, um vorwärtszukommen.<br />
Wir wollen mobil sein, Mobilität<br />
ist ein Grundbedürfnis. Die technischen<br />
Lösungen für umweltschonenden Individualverkehr<br />
stehen bereit und müssen jetzt ohne<br />
technologische Scheuklappen ausgerollt werden<br />
<strong>–</strong> vom Elektroauto über Wasserstofflastwagen<br />
bis hin zu synthetischen Treibstoffen.<br />
Mit welchem Antrieb fahren Sie in den<br />
Ruhestand und warum?<br />
Völlig technologieoffen: Ich übernehme mein<br />
letztes Geschäftsfahrzeug, ein Elektroauto,<br />
meine älteren Fahrzeuge verfügen aber über<br />
Verbrennungsmotoren.<br />
Sie hatten als Direktor von Auto-Schweiz<br />
stets einen vollen Terminkalender,<br />
wie nutzen Sie die neu gewonnene Zeit?<br />
Alle meine Sportgeräte werden nun zu einer<br />
besseren Auslastung kommen, ebenso mein<br />
Reisekoffer. Ich werde auch mehr Zeit in Andalusien<br />
bei meiner Partnerin verbringen.<br />
Was ist der erste Gipfel, den Sie als<br />
passionierter Bergsteiger erklimmen<br />
wollen?<br />
Kalkulierbares Bergsteigen ist abhängig von<br />
den Verhältnissen, aber ich habe noch Pläne<br />
im Berner Oberland, am Matterhorn und im<br />
französischen Chamonix, am Mont Blanc.<br />
Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger<br />
mit auf den Weg?<br />
Ich bin vorsichtig mit Ratschlägen, aber es<br />
braucht Herzblut und Engagement für die Mobilität.<br />
Das bringt mein Nachfolger definitiv<br />
mit. Seinen Namen wird Auto-Schweiz bald<br />
bekanntgeben. •<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong> 63