AUTOINSIDE Ausgabe 2 – Februar 2024
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BILDUNG<br />
Bildungsserie: Strategien gegen den Arbeitskräftemangel<br />
Erfolgreich in<br />
dem, was man tut<br />
Chiara Affolter erzielte im AGVS-Eignungstest ein sehr gutes<br />
Ergebnis. Dieser gibt Hinweise darauf, ob die eigenen Fähigkeiten für<br />
einen Beruf in der Autowelt ausreichen. Und dennoch brauchte es in<br />
ihrem Fall mehrere Anläufe, bis sie eine Lehre in einer mittelgrossen<br />
Garage absolvieren konnte. Das sind die Gründe. Cynthia Mira<br />
Wenn sie nicht in der<br />
Werkstatt ist, spielt Chiara<br />
Affolter fürs Leben gerne<br />
Fussball. Mit dem erfolgreichen<br />
Lehrabschluss stehen ihr nun<br />
vielfältige Weiterbildungen<br />
offen. Foto: AGVS-Medien<br />
Steht ein Reifenwechsel an oder leuchtet<br />
beim Auto ein Warnsignal auf, dann fragen<br />
ihre Bekannten sie gerne um Rat: Chiara<br />
Affolter hatte ihre Lehre zur Automobil-Mechatronikerin<br />
in der Garage Auto Studer AG<br />
in Langenthal im letzten Sommer erfolgreich<br />
abgeschlossen. Eine Ausbildung, die sie jederzeit<br />
wieder machen würde, wie sie sagt.<br />
Und eine Ausbildung, bei der sie sich wünschen<br />
würde, dass mehr Frauen den Weg<br />
einschlagen würden. Denn: «Es gibt absolut<br />
nichts, was dagegenspricht.» Auch sämtliche<br />
Vorurteile, wonach man als Frau gewisse Tätigkeiten<br />
kaum ausführen könne, habe sie<br />
widerlegen können. «Ich kam von der Kraft<br />
her bei denselben Arbeiten an meine Grenzen<br />
wie meine männlichen Kollegen.» Dennoch<br />
war genau das Kraftthema ein Grund für Absagen,<br />
als sie sich nach der Schule bei verschiedenen<br />
Garagen für eine Lehrstelle beworben<br />
hatte: «Einmal erhielt ich unterschwellig<br />
die Rückmeldung, dass sie mir die Stelle nicht<br />
geben können, weil sie befürchten, dass es<br />
körperlich zu anstrengend für mich wird.»<br />
Dabei gebe es für jegliche Arbeiten auch genügend<br />
Hilfsmittel.<br />
Eine lustige Anekdote zu diesem Thema kann<br />
die 20-Jährige auch über einen Austausch mit<br />
einem Kunden erzählen: «Ein Mann sagte<br />
mir einmal, dass er nicht glaubt, dass ich das<br />
kann, geschweige denn wisse, wie das geht.<br />
Er hat vergeblich versucht, die Antenne vom<br />
Auto zu schrauben.» Sie habe dies dann ohne<br />
Weiteres geschafft. Verblüffte Blicke erntet sie<br />
gelegentlich auch, wenn sie sich mit Gleichaltrigen<br />
im Privaten über den Beruf unterhält.<br />
«Es kommt eigentlich immer zuerst das KV<br />
und dann etwas in der Gesundheitsbranche.»<br />
Wenn sie dann auf ihren Beruf angesprochen<br />
werde, erhalte sie in der Regel die überraschte<br />
Rückfrage: «Wirklich?»<br />
Für sie aber stand ein Beruf in der vielfältigen<br />
Welt der Autoberufe rasch fest. Dies, obwohl<br />
ihre Eltern zunächst Bedenken äusserten.<br />
«Wenn man selbst noch unsicher ist und die<br />
Eltern dann eher dagegen sind, ist die Chance<br />
vielleicht grösser, dass man es nicht macht»,<br />
sagt sie. Für sie sei das aber kein Thema gewesen.<br />
«Meine Mutter hat schnell eingelenkt,<br />
weil sie gemerkt hat, dass ich das wirklich<br />
will.» Als eine der besten Lehrabgänger:innen<br />
hat Affolter letztes Jahr auch an der Qualifikationsrunde<br />
für die Schweizermeisterschaften<br />
teilgenommen. Eine spannende Erfahrung, die<br />
sie nicht missen möchte, wie sie sagt. Nun sei<br />
sie drauf und dran, die Berufsmaturität zu absolvieren,<br />
damit sie mit einem technischen<br />
Studium im September fortfahren könne.<br />
•<br />
66<br />
<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>