AUTOINSIDE Ausgabe 2 – Februar 2024
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TAG DER SCHWEIZER GARAGEN<br />
Out of the Box<br />
Von Inspiration bis Verantwortung <strong>–</strong><br />
fünf Tipps von Benjamin Huggel<br />
Der ehemalige Fussballprofi Benjamin Huggel gab fünf Erkenntnisse aus seiner aktiven Karriere weiter,<br />
die auch den Führungspersonen in Garagenbetrieben hilfreich sind. Sascha Rhyner<br />
Als Fussballer spielte Beni Huggel auf der<br />
eher unscheinbaren Position im defensiven<br />
Mittelfeld. Im Kursaal Bern zeigte sich der<br />
41-fache Nationalspieler von seiner humorvollen<br />
Seite und gab den Gästen wertvolle Tipps<br />
zum Thema Führen. Der erste Tipp geht indes<br />
noch auf seine Schulzeit zurück. Seine fussballerische<br />
Karriere startete er im Team der<br />
Primarschule in Münchenstein BL, allerdings<br />
sei die Stimmung im Team nicht so gut gewesen.<br />
Grund sei ein Spieler gewesen, der sich<br />
laut und negativ über seine Mitspieler äusserte.<br />
«Dieser Spieler war ich», sagte er. Seine<br />
Mutter habe ihn dann zur Seite genommen.<br />
«Du machst die anderen schlecht; sag ihnen<br />
stattdessen, was sie gut machen», habe sie ihm<br />
mit auf den Weg gegeben <strong>–</strong> «inspirieren statt<br />
kritisieren». Das habe auch funktioniert: Sie<br />
seien bis in den Final vorgestossen und hätten<br />
diesen dann auch gewonnen. «Im anderen<br />
Team spielte Hakan Yakin», erinnert er sich.<br />
«Ich war also nicht einmal der zweitberühmteste<br />
Münchensteiner», witzelte er, weil auch<br />
Roger Federer in dieser Gemeinde aufwuchs.<br />
Für den zweiten Tipp holte Huggel etwas weiter<br />
aus und erzählte eine Geschichte von der<br />
WM 1966. Köbi Kuhn war als Spieler dort und<br />
kam nach einem unerlaubten Ausflug zu spät<br />
zurück ins Hotel. Den Nationalspielern späterer<br />
Generationen war diese Episode natürlich<br />
bekannt. Als nach dem 2:0-Sieg gegen die<br />
Türkei im Hinspiel der Barrage zur WM 2006<br />
im Bus von Bern Richtung Hotel grossartige<br />
Stimmung geherrscht habe, hätten die Spieler<br />
spekuliert, eventuell noch auszugehen. Aber<br />
Nationaltrainer Köbi Kuhn habe sie mit den<br />
richtigen Worten davon abgehalten: «Er bat<br />
uns, das Hotel nicht mehr zu verlassen <strong>–</strong> oder<br />
uns mindestens nicht erwischen zu lassen.»<br />
Das Learning für Huggel: «Authentizität<br />
vor Autorität». Kein Spieler hätte übrigens<br />
an diesem Abend das Hotel verlassen.<br />
Von Ottmar Hitzfeld lernte er, wie schlechte<br />
Nachrichten respektvoll vermittelt werden. In<br />
einem ersten Einzelgespräch habe ihm Hitzfeld<br />
vermittelt, wie wichtig er sei. «Ich bin<br />
1,90 m gross, aber nach dem Gespräch verliess<br />
ich das Zimmer mit 2,00 m», erzählte er. Als<br />
sich aber vor der WM 2010 Captain Alex Frei<br />
verletzt und Huggel spekulierte hatte, gegen<br />
Spanien das Team als Captain aufs Feld zu<br />
führen, erklärte ihm Hitzfeld in einem Vier-<br />
Augen-Gespräch, dass er nicht auf ihn als<br />
Captain setzen will. So wurde Huggel in der<br />
Teamsitzung nicht von der schlechten Nachricht<br />
überrascht.<br />
Ebenso wichtig seien Freunde, die einem die<br />
Meinung sagen. Nach der Sperre als Folge der<br />
Ereignisse im WM-Barragespiel 2005 in der<br />
Türkei habe er die Opferrolle eingenommen<br />
und sich ungerecht behandelt gefühlt. «Der<br />
Freund gab mir schliesslich einen Tritt in den<br />
Hintern und sagte mir, ich solle aufhören zu<br />
jammern», erzählte Huggel. Oder kurz: «Klartext<br />
statt Kuschelkurs.»<br />
Der fünfte Tipp Huggels lautet<br />
«Verantwortung statt<br />
Neid». Es brauche Leute im<br />
Team, die Verantwortung<br />
übernehmen. «Wir hatten<br />
mit Alex Frei und Hakan Yakin<br />
zwei Spieler, die nicht die trainingsfleissigsten<br />
waren, aber in den<br />
entscheidenden Momenten lieferten sie ihre<br />
Leistung ab», so Huggel. Ein anderer Spieler<br />
habe dies bemängelt; er habe dies dann mit<br />
dem Spieler besprochen. «Es ist wichtig, dass<br />
man seine Rolle akzeptiert, denn Neid bringt<br />
niemandem etwas.»<br />
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<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>