MDV 2012: Lions tagen in Duisburg - Lions Club Garching Campus

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TITELTHEMA MDV – 60 JAHRE LIONS DEUTSCHLAND Zukunftsforum Lions Integration – Gesellschaft in Bewegung Multidistrikt-Versammlung MD 111 in Duisburg 2012 – Mercatorhalle – 18. Mai 2012 Vorwort Nunmehr im zweiten Jahr führen wir anlässlich der MDV ein Symposium zu aktuellen gesellschaftlichen Themen durch. Dieses Jahr soll unser Thema Integration sein. Nach allem, was zu Integration gesagt, geschrieben, geforscht und getan wurde und wird, kann es kaum gelingen, innerhalb 2 Stunden alle Facetten dieses Thema sichtbar zu machen. Dennoch kann eine Lions-MDV gerade in Duisburg nicht an diesem Thema vorbeigehen. Wir haben es also gewagt und für unser 2. MDV- Zukunftsforum eine Gruppe von Referenten aus der Region eingeladen, das Thema Integration aus der Sicht der Forschung und aus der Sicht einer großen Stifterorganisation darzustellen. In der anschließenden Diskussion lassen wir auch die „Praktiker“ aus der Stadt Duisburg zu Wort kommen, denen die Lebenswelten der Migranten aus der unmittelbaren Anschauung geläufig sind und die täglich mit ihrer Arbeit und ihren Programmen versuchen hier steuernd einzugreifen. So können wir uns einen kurzen Überblick über Theorie und Praxis der Integration verschaffen und erhalten Anregungen, wie und mit welchen Mitteln unsere Clubs an das Thema Integration herangehen können, soweit sie nicht schon auf diesem Gebiet starke Aktivitäten entfalten. Wir freuen uns ganz besonders, dass die Staatssekretärin für Integration, Frau Zülfiye Kaykin, sich bereitgefunden hat, ein Grußwort zu sprechen. Sie konnte bereits an einem Beispiel der Sprachförderung in Kin- dergärten unsere Lionsarbeit kennenlernen. Wir möchten daher alle Lions und auch Gäste aus der Stadt Duisburg zu diesem Symposium einladen und wünschen uns eine rege Teilnahme und fruchtbare Diskussionen zu diesem wichtigen Zukunftsthema. �L Dr. Peter Kriependorf Governor 111R 2012-2013 Prof. Dr. Bernhard Höltmann Immediate Past-Distrikt-Governor 111R Dr. Wolf Rieh MD-Beauftragter für Integration Ingrid Brommundt Kabinettbeauftragte für Integration Integration – Gesellschaft in Bewegung Zukunftsforum anlässlich der Lions MDV Duisburg Ort: Mercatorhalle Raum TG 6 Zeit: 10.00–12.30 Uhr Moderation: Prof. Dr. Bernhard Höltmann (IPDG 111-R) Grußwort Frau Zülfiye Kaykin Staatssekretärin für Integration des Landes NRW Geladene Referate 10.15-10.45 Chancen und Hemmnisse der Integration von Migranten (aus psychologischer Sicht) Herr Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, Universität Duisburg Essen 10.45-11.15 Situation der Migranten und ihrer Kinder aus soziologischer Sicht (Empirische Befunde ) Frau Prof. Dr. Anja Weiß, Universität Duisburg Essen 11.15-11.45 Öffnung für Vielfalt Frau Claudia Walther, Bertelsmann-Stiftung Gütersloh 44 LION Mai 2012 Podiumsdiskussion 11.45-12.30 Wissenschaftler und Praktiker diskutieren über das Thema Integration und beantworten Fragen Zur Diskussion aufgefordert: Leyla Özmal Leiterin Referat für Integration der Stadt Duisburg Thomas Krützberg Leiter des Jugendamtes der Stadt Duisburg Karl-August Schwarthans Geschäftsführer AWO-Integrations gGmbH Erkan Üstünany 1. Vorsitzender Genc Osman Moscheeverein Sportverein „SV Genc Osman Duisburg e.V“
Kurzfassungen der Referate Chancen und Hemmnisse der Integration von Migranten (aus psychologischer Sicht) Referent: Prof. Haci-Halil Uslucan In den sozialwissenschaftlichen Diskursen um Migranten wird oft der Begriff der Parallelgesellschaft als ein Erklärungskonstrukt verwendet: Damit werden symbolisch migrantische Gegenwelten errichtet, die angeblich der Mehrheitsgesellschaft entgegenstehen. Bei diesen Konstrukten werden jedoch nicht selten lediglich zwischenmenschliche Unterschiede zu Unrecht kulturalisiert. Alternativ hierzu werden im Vortrag interaktive Akkulturationsmodelle vorgestellt, die die unterschiedlichen Akkulturationsorientierungen von Migranten und Einheimischen aufeinander beziehen und dadurch von einer dynamischen Sichtweise ausgehen. Dabei wird verdeutlicht, dass gelungene Integration von Familien mit Migrationshintergrund nicht nur von ihrem eigenen Verhalten, sondern zugleich auch von dominanten Haltungen und institutionellen Vorgaben der Mehrheitsgesellschaft abhängt. Zuletzt werden Bedingungen genannt, welche Chancen sich mit einer gelungenen Integration für Zuwanderer, aber auch für Einheimische bieten. Situation der Migranten und ihrer Kind (aus soziologischer Sicht) Referentin: Prof. Anja Weiß Menschen, die im Laufe ihres Lebens Ländergrenzen überschreiten, wurden lange mit besonderem Misstrauen beobachtet, mindestens als „fremd“ und „exotisch“, oft auch als Problem angesehen. In den letzten Jahren hat sich hier einiges getan. Zum Beispiel ermöglicht es der Mikrozensus – also die größte regelmäßige amtliche Erhebung der gesamten Wohnbevölkerung Deutschlands – Migranten sehr viel differenzierter zu beschreiben als bisher. Jetzt beschränkt sich der Blick nicht mehr nur auf Ausländer (also Menschen ohne deutschen Pass), sondern wir können das Fünftel der Bevölkerung genauer beschreiben, das entweder selbst gewandert ist oder bei dem mindestens ein Elternteil im Ausland geboren ist. Damit verschwinden die Kinder aus binationalen Ehen oder die Eingebürgerten nicht mehr aus der Statistik und wir können sehen, dass sich Migration ganz unterschiedlich auf die Chancen der Nachgeborenen auswirkt. Unter den Menschen mit Migrationshintergrund sind 22 Prozent Deutsche, die in Deutschland geboren sind. Mindestens 43% sind sogenannte Bildungsinländer, d.h. sie haben den größeren Teil ihrer Schullaufbahn in Deutschland absolviert. Unter allen Menschen mit Migrationshintergrund verfügt jeder Zehnte über einen Hochschulabschluss und im Erwerbsalter hat fast ein Drittel eine Hochschulzugangs-berechtigung. Der Vortrag gibt einen Überblick über empirische Befunde zur Situation von Migranten und ihren Kindern in Deutschland. Zum einen sollen Ressourcen hervorgehoben werden, die unter Menschen MDV – 60 JAHRE LIONS DEUTSCHLAND TITELTHEMA mit Migrationshintergrund häufiger anzutreffen sind als unter Sesshaften. Das betrifft zum Beispiel Mehrsprachigkeit und den damit verbundenen Zugang zu verschiedenen Ländern, der sich nicht zuletzt in entsprechenden ökonomischen Aktivitäten niederschlägt. Typisch ist aber auch eine hohe Aufstiegsorientierung, die Kinder ermutigt, es zu „schaffen“, auch wenn ihren Eltern viele Wege versperrt blieben. Zum anderen sollen Hürden angesprochen werden, die Migranten und Migrantinnen auf ihrem Lebensweg belasten. Das beginnt mit rechtlichen Einschränkungen, die einen Teil der Migranten vom Arbeitsmarkt fernhalten und endet mit öffentlichen Diskursen, die von sehr einseitigen Bildern dominiert werden. Hinzu kommt die relative Armut vieler Migranten. Sie kamen mit geringen Ressourcen ins Land und die Qualifikationen, über die sie verfügten, wurden entwertet. In wirtschaftlich guten Zeiten waren sie überdurchschnittlich oft erwerbstätig, aber heute sind sie überdurchschnittlich oft von Armut betroffen – Armut, die auch den Aufstieg auch der Kinder nachhaltig erschweren kann. Außerdem ist das Bildungswesen bis heute nicht gut auf Kinder eingestellt, die während der Schullaufbahn das Land wechseln. An vielen dieser Hürden können sinnvolle Aktivitäten des Lionsclubs ansetzen. Der Vortrag schließt mit einigen Vorschlägen für mögliche Aktivitäten. Vortrag: Öffnung für Vielfalt Referentin: Claudia Walther, Bertelsmann Stiftung Das Bild von „den Migranten“ in Deutschland ist häufig geprägt von Puzzleteilen, angefangen von „Integrationsunwilligkeit von Muslimen“ bis hin zu „jugendlichen Schulabbrechern“. Aber wer sind eigentlich „die“ Migranten? Anhand der Erkenntnisse der Milieustudie sowie weiterer wissenschaftlicher Erkenntnisse soll hier eine Differenzierung verschiedener Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund vorgenommen werden. In einem zweiten Schritt werden die Rahmenbedingungen skizziert, die eine Öffnung unserer Gesellschaft für Vielfalt für sinnvoll und notwendig erscheinen lassen. Lernen können wir dabei von Ländern wie Kanada, wo einerseits die bereichernden Seiten von Vielfalt wertgeschätzt werden und andererseits gezielt die interkulturelle Orientierung und Steuerung von allen gesellschaftlichen Bereichen erfolgreich angegangen wird. Welche Chancen dies bietet und was all dies für eine interkulturelle Öffnung von Verbänden (z.B. Lions) und der verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche bedeutet, soll schließlich herausgearbeitet werden. LION Mai 2012 45
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