MDV 2012: Lions tagen in Duisburg - Lions Club Garching Campus

TITELTHEMA MDV – 60 JAHRE LIONS DEUTSCHLAND
Wir dürfen uns nicht in ein Schneckenhaus
der Bequemlichkeit zurückziehen!
Von Klaus Tang – Internationaler Direktor zu den Zielen und ethischen Grundsätzen der Lions
Jeder Lion – weiblich oder männlich – hat
bei der Aufnahme in seinen Lions Club die
Ziele unserer Internationalen Vereinigung
und die ethischen Grundsätze für Sie/ Ihn als
gültig und verbindlich anerkannt.
Diese Ziele und die ethischen Grundsätze
finden sich zu Anfang des jährlich erscheinenden
Mitgliederverzeichnisses und können
dort von jedem im Detail nachgelesen
werden. Daher werde ich hier nur auf diejenigen
Aussagen eingehen, die mir persönlich
besonders wichtig sind.
Es handelt sich um eine persönliche, sehr
subjektive Auswahl.
Hierbei habe ich den ethischen Grundsätzen
mehr Beachtung geschenkt als den
allgemeinen Zielen von Lions Clubs International.
Ziel und Zweck der Organisation ist es lt.
Satzung Freiwillige zu bewegen, der Gemeinschaft
zu dienen, menschliche Not zu lindern
sowie den Frieden, die internationale Verständigung
und die Völkerfreundschaft zu
fördern.
Der erste Satz unserer Ziele lautet wörtlich:
„Den Geist gegenseitiger Verständigung
unter den Völkern zu wecken und zu erhalten.“
Neben lokal, regional und national orientierter
Arbeit gibt es also auch einen weiteren-
einen internationalen Anspruch. Internationalität
ist ein zentrales Element. Dies
wird leider nicht von allen Clubs so gesehen.
Die Teilnahme der Clubs an internationalen
Veranstaltungen, wie dem Europa-Forum
oder der internationalen Convention ist
gering, was bedauerlich ist. Die internationale
Convention 2013 in Hamburg bietet hier
allen deutschen Lions die einmalige Gelegenheit
die Internationalität von Lions zu
erleben.
Etwas ausführlicher möchte ich auf unsere
ethischen Grundsätze, den Code of Ethics,
eingehen.
Die ersten beiden Abschnitte dieses
Codes müssen aus der besonderen Situation
56 LION Mai 2012
heraus verstanden werden, in der sich die
ersten amerikanischen Clubs seinerzeit
befanden.
Ihre Mitglieder waren überwiegend amerikanische
Geschäftsleute. Dementsprechend
spielten im Leben jener ersten Clubs
nicht nur humanitäre und gesellschaftliche
Beweggründe eine Rolle, sondern es ging
um handfeste geschäftliche Belange.
Deshalb findet die berufliche Leistung
eine besondere Betonung im ersten Absatz.
Absatz 2 spricht davon, dass man sich um
Erfolg und angemessenen Gewinn bemühen
soll als etwas das einem rechtmäßig zusteht.
Man soll aber keinen Erfolg um den Preis der
Selbstachtung akzeptieren. Diese gehe durch
Ausnutzen von unlauteren Vorteilen und
durch fragwürdige Handlungen verloren.
Überlegungen dieser Art finden ihre
Fortsetzung im 3. Abschnitt. Hier wird dazu
aufgefordert beim Aufbau des eigenen
Geschäfts die Existenz eines anderen nicht
zu gefährden.
Es gelte vielmehr sich Geschäftsfreunden
gegenüber loyal zu verhalten und sich selbst
treu zu bleiben.
Diese Überlegungen und Forderungen
waren eine Auseinandersetzung mit den
Tendenzen der damaligen Zeit und ihren teilweise
recht bedenklichen Praktiken.
Wir müssen uns daran erinnern, dass
Amerika sich in einem Übergangsstadium
befand: Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs hatten
die Nachkommen der Pioniere die
Schwerpunkte gesetzt. Es herrschte eine patriarchalisch-puritanische
Einstellung vor, die
der Gesellschaft ihren Stempel aufgedrückte.
Nun folgte der Aufbruch zum modernen
Industrie– und Massenstaat.
Die Wirtschaft entwickelte sich explosionsartig.
Wachstum und Wohlstand wurden
als Sinn der Arbeit proklamiert. Dieses Dogma
erhielt bei vielen Bürgern den Rang eines
Glaubenssatzes, das in vielen Bereichen
hemmungslos praktiziert wurde.
Das führte zu großen Gewinnern auf der
einen Seite, forderte aber auch Opfer auf der
anderen Seite.
Soziale Not kam auf und es gab kein soziales
Netz, das die „auf der Strecke gebliebenen“
hätte auffangen können.
Diese bedenkliche Situation, das wurde
mehr und mehr in der Geschäftswelt erkannt,
erforderte Korrekturen, die ihren Niederschlag
nun in jenen ersten Abschnitten des
Lions Code of Ethics fanden.
Wir wollen nun aber nicht in den Fehler
verfallen und sagen: Nun das war damals so,
das war Amerika vor fast einem Jahrhundert.
Schauen wir heute genauer hin, und das
gilt selbstverständlich auch für Deutschland,
so müssen wir uns ehrlicherweise eingestehen,
dass in steigendem Maße ein
Denken und Handeln vorherrscht, das von
einem Übermaß an Materialismus geprägt
ist.
Über 100 000 Menschen auf dieser Erde
sterben täglich an Hunger oder vermeidbaren
Krankheiten. Deshalb haben die von Melvin
Jones aufgestellten Forderungen auch
heute noch ihre volle Gültigkeit.
In diesem Zusammenhang ist auf
Abschnitt 5 des Codes zu verweisen.
Demnach soll man Freundschaft um
ihrer selbst willen pflegen und nicht als Mittel
zum Zweck. Wahre Freundschaft entsteht
nicht wegen erwiesener Dienste.
Hier wird der Wert der Freundschaft
deutlich, die im und durch den Lionismus
gepflegt werden soll.
Sie gehört zu den Grundwerten, ohne
die keine Gesellschaft auskommen kann.
Überlegungen dieser Art werden in den
beiden weiteren Abschnitten weitergeführt,
die der „Activity“ gewidmet sind und die
heute im Leben unserer Clubs Vorrang
haben.
So heißt es hier unter anderem:
„Ich werde meinen Mitmenschen helfen,
indem ich Unglücklichen mit Trost, den