MDV 2012: Lions tagen in Duisburg - Lions Club Garching Campus

INTERNATIONAL ISRAEL-BESUCH
Freunde im Nahen Osten: Ein weiter
Weg zum Frieden im „Heiligen Land“
Von Detlev Geissler | Bericht über den Besuch der DV 128 Israel und des LC Bethlehem
Eine Reise nach Israel ist immer spannend, hat das Land doch so
viele historische Stätten und ist zugleich in einer rasanten Entwicklung.
Man spürt trotz der Hektik des Alltages doch ein wenig die
großen Spannungen in der Gesellschaft. So stehen Hightech-Firmen
und modernste Infrastruktur neben den nach traditionellen Glaubensregeln
lebenden orthodoxen Juden und sehr unterschiedlich
ethnisch verwurzelten Gruppen von Einwanderern.
Ganz anders das Bild in der West Bank, also dem zwischen Jerusalem
und der jordanischen Grenze liegenden größeren Teil des Palästinensischen
Autonomiegebietes. Hier herrscht hohe Arbeitslosigkeit
und das Leben ist eher auf dem Stand eines Entwicklungslandes.
Immer geht es auch um Heimat, historisch hergeleitete Gebietsansprüche
und den seit Jahrzehnten unerfüllten Wunsch der Palästinenser
nach einem eigenen und lebensfähigen Staat. Diese latente Spannung
wird verschärft durch Terrorattacken und darauf folgende Militärschläge
– kein Frieden also außgerechnet im „Heiligen Land“.
Im Mittelpunkt meines Besuches stand die Teilnahme an der Frühjahrsconvention
der iraelischen Lions, die mit rund 950 Lions in 35
Clubs einen eigenen Distrikt bilden. Außerdem hatte ich gleich am
ersten Tag Gelegenheit den einzigen Lions Club in Palästina Bethlehem
– City of Peace zu besuchen.
Distriktsekretärin Manuela Lott begleitete mich und hatte alles
bestens vorbereitet: Sie pflegt mit dem LC Bitterfeld seit Jahren intensive
Kontakte und freundschaftliche Beziehungen zu den dortigen
und den iraelischen Lions.
Nach einer einstündigen Fahrt von Tel Aviv nach Jerusalem mussten
wir vor der Grenzmauer zwischen Jerusalem und Bethlehem den
ID Joaquim Cardoso Borralho, KS 111-OM Manuela Lott, DG 128 Israel Yaron Goldman,
die Beauftragte für Internationale Beziehungen D 128 Israel Hani Ron und DG 111-OM
Detlev Geissler pflanzten im norden Israel Bäume. Als Zeichen des Distrikt-Twinnings mit
Israel hatte 111-OM bereits 100 Bäume für den dortigen Lions-Wald finanziert. Die 100
Urkunden dazu wurden bei der Pflanzung überreicht.
58 LION Mai 2012
Die Geburtstkirche in Bethlehem.
Mietwagen parken und dann zu Fuß die sehr bedrückenden tunnelartigen
Wege durch die Grenzstation passieren. Dies erinnert uns Deutsche
doch ungemein an die Situation bis 1989 in Berlin, auch wenn
man hier natürlich viel leichter passieren kann.
Wie sich auch später bei einem Gespräch mit der stellvertretenden
Direktorin der örtlichen Handelskammer in Bethlehem (www.
bethlehem-chamber.org) zeigte, werden durch die totale Kontrolle
aller Grenzen – also auch nach Jordanien – die entstandenen kleinen
Betriebe „klein gehalten“. Immerhin ist Bethlehem mit knapp 30.000
Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Palästina. So ist es nicht verwunderlich,
dass die Arbeitslosigkeit faktisch bei 60 Prozent liegt – ein idealer
Nährboden für radikale Gruppen.
Gleich zu Beginn trefen wir Dr. Mitri Raheb, der als evangelischer
Geistlicher der einzigen Fachhochschule für kreative Berufe (www.
diyar.ps oder www.daralkalima.de) vorsteht. Er hat vor wenigen
Wochen für sein Engagement für Toleranz und Verständigung den
deutschen Medienpreis erhalten (vgl. LION-Ausgabe März 2012, die
Red.). Auch wenn es zu dieser Preisverleihung Kritik gab, steht sein
Engagement für die Bildung und Zukunft der Kinder außer Zweifel.
Dr. Raheb schilderte in unserem Gespräch die Lage der Palästinenser
bezüglich einer wirtschaftlichen und staatlichen Entwicklung
aktuell als nahezu aussichtslos. Die Ursachen hierfür sind gewiss vielfältig
und nicht etwa nur einer Seite anzulasten.
Dr. Raheb gehört, wie nahezu alle 21 Lionsfreunde des gemischten
Clubs in Bethlehem, der rund achtprozentigen Minderheit der
Christen in der West Bank (Bethlehem rund 80 Prozent) an. Leider verblieb
nur eine kurze Zeit für unser Gespräch, da die Freunde des Lions
Clubs viel für uns vorbereitet hatten. Ein Besuch in einem Heim für
Kinder aus sozial schwachen und gewalttätigen Familien und der
Besuch der regionalen Handelskammer schlossen sich an.