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MDV 2012: Lions tagen in Duisburg - Lions Club Garching Campus

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TITELTHEMA <strong>MDV</strong> – 60 JAHRE LIONS DEUTSCHLAND<br />

Statements zur Podiumsdiskussion<br />

Leyla Özmal – Referat Integration der Stadt <strong>Duisburg</strong><br />

Trotz kontroverser und emotionaler Diskussionen über „Migranten“<br />

und <strong>in</strong> der Gesellschaft weit verbreiteter e<strong>in</strong>seitiger Bilder über<br />

diese Bevölkerungsgruppen gibt es an e<strong>in</strong>er Tatsache nichts zu rütteln:<br />

Deutschland ist e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wanderungsland.<br />

In unseren Städten sehen und erleben wir die Vielfalt von Menschen<br />

verschiedenster Herkunft tagtäglich. Diese Vielfalt und Heterogenität<br />

prägt unser Stadtbild. Erst <strong>in</strong> den letzten Jahren nehmen wir<br />

dies bewusst wahr und entwickeln Instrumente zur Steuerung der<br />

Integrations- und Veränderungsprozesse. Unter der Federführung<br />

des Referats für Integration hat die Stadt <strong>Duisburg</strong> z.B. geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den Wohlfahrtsverbänden <strong>in</strong>terkulturelle Standards entwickelt. In<br />

der Stadtverwaltung wurden Prozesse zur <strong>in</strong>terkulturellen Ausrichtung<br />

e<strong>in</strong>geleitet. Es gibt nicht „die Migranten“ als homogene Gruppe<br />

– wie es auch nicht die homogene deutsche Bevölkerung gibt. Offenheit,<br />

Dialog auf Augenhöhe und die gesellschaftliche Partizipation<br />

von Migranten s<strong>in</strong>d die Herausforderungen der nächsten Zeit.<br />

Thomas Krützberg – Leiter des<br />

Jugendamts der Stadt <strong>Duisburg</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong> – Westfalen ist das ausländerreichste Bundesland <strong>in</strong><br />

Deutschland. Die Vielfalt der Nationen spiegelt sich auch und gerade<br />

<strong>in</strong> <strong>Duisburg</strong> wider. Der Wert dieses Reichtums und dieser Vielfalt wird<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht immer positiv wahrgenommen: Der Faktor „ausländische<br />

Wohnbevölkerung“ wird <strong>in</strong> vielen Statistiken immer noch als<br />

Belastungsmoment gerechnet. Dabei kann die bee<strong>in</strong>druckende Kulturenvielfalt<br />

doch als „Kapital“ für die Zukunft e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die<br />

Toleranz, die allerd<strong>in</strong>gs dafür Voraussetzung ist und die sowohl von<br />

der kulturellen Mehrheit wie den kulturellen M<strong>in</strong>derheiten geleistet<br />

werden muss, reicht jedoch noch nicht aus. Auch die Jugendhilfe<br />

muss sich dieser Debatte stellen: <strong>Duisburg</strong> ist die „jüngste“ Großstadt<br />

<strong>in</strong> Deutschland: 22% der E<strong>in</strong>wohner, also rd. 110.000 Menschen, s<strong>in</strong>d<br />

im Alter bis zu 21 Jahren. Wichtig auch: Während bei der „erwachsenen“<br />

Bevölkerung der Anteil der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

bei 33% liegt, liegt er bei der Bevölkerungsgruppe der Menschen<br />

bis zu 21 Jahren <strong>in</strong>zwischen bei 45%, bei der Bevölkerungsgruppe<br />

0 – 9 bei 57%: Tendenz weiter steigend. Neben der Akzeptanz<br />

der kulturellen Vielfalt unserer Gesellschaft gehen die aktuellen Fragen<br />

schnell auf die praktischen Umsetzungsebenen: Was brauchen<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, um sich <strong>in</strong> unsere<br />

Gesellschaft <strong>in</strong>tegrieren zu können? Wie kann die K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhilfe dies unterstützen? Diese Aufgaben können die kommunale<br />

Jugendhilfe und die hier angesiedelten Freien Träger der Wohlfahrtspflege<br />

nicht alle<strong>in</strong>e lösen. Wichtig ist es, auch zivilgesellschaftlich<br />

aktive Organisationen an diesem Prozess zu beteiligen. Und hier<br />

haben gerade die <strong>Lions</strong> <strong>in</strong> den vergangenen Jahren durch herausragendes<br />

Engagement zur Unterstützung von Angeboten der K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendhilfe e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Beitrag zur Integration geleistet.<br />

46 LION Mai <strong>2012</strong><br />

Karl-August Schwarthans – Geschäftsführer<br />

AWO-Integrations gGmbH<br />

Integration ist e<strong>in</strong> oft benutzter, auch durch se<strong>in</strong>e Beliebigkeit<br />

e<strong>in</strong> leider bereits abgenutzter Begriff. Wen wollten wir nicht<br />

schon alles <strong>in</strong>tegrieren: Strafgefangene, Beh<strong>in</strong>derte, M<strong>in</strong>derheiten,<br />

Ausländer, Arbeitslose…… Integration – das war gestern!<br />

Heute wäre Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe des Individuums<br />

an den gesellschaftlichen Möglichkeiten, sicherlich die treffendere<br />

Bezeichnung. Ist es nicht an der Zeit, dass wir uns von lieb<br />

gewonnenen Bildern und Vorstellungen trennen und uns der Zukunft,<br />

der Normalität der Vielfalt anerkennend zuwenden? Diese Gesellschaft<br />

hat sich längst unwiderruflich und unbestritten verändert. Die<br />

Jugend besitzt vielfach e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und dies ist<br />

längst nicht mehr die Ausnahme, sondern unsere Lebenswirklichkeit<br />

und unsere geme<strong>in</strong>same Normalität. Längst wächst e<strong>in</strong>e neue Mehrheit<br />

heran. Junge Menschen, auch mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, das ist<br />

unsere aktuelle Zukunft, <strong>in</strong> die wir <strong>in</strong>vestieren müssen. Wir verfügen<br />

nur über diese e<strong>in</strong>e Jugend und über ke<strong>in</strong>e andere. E<strong>in</strong>e neue Generation,<br />

e<strong>in</strong>e neue Gesellschaft, anders als die Eltern und doch gibt es<br />

viele Geme<strong>in</strong>samkeiten. Gleich und doch anders, ob Deutsch mit und<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder wie lange ist der Zuwanderer e<strong>in</strong><br />

Migrant, wir werden geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> aller <strong>in</strong>dividueller Vielfalt lernen<br />

müssen Ambivalenzen auszuhalten. Damit ist biologisch und demografisch<br />

jede Integrationsdebatte längst überholt. Wir müssen die<br />

Zukunft nicht morgen, sondern schon jetzt, hier und heute gestalten.<br />

Die Gegenwart bef<strong>in</strong>det sich längst auf der Überholspur. Was bedeutet<br />

dies für uns? Die Jugend wird bunter und vielfältiger se<strong>in</strong> und<br />

muss die alternde, noch überwiegend deutsche, Gesellschaft tragen.<br />

Haben wir tatsächlich dieses Bild vor Augen? Wir müssen uns auf<br />

geme<strong>in</strong>same Regeln des Zusammenlebens <strong>in</strong> aller Vielfalt verständigen,<br />

dies kann nur auf Augenhöhe, hier vor Ort, <strong>in</strong> dieser Stadt<br />

geschehen. Dazu benötigen wir aber e<strong>in</strong>e echte und ehrliche politische<br />

Partizipation, ke<strong>in</strong>e permanenten Übergangsregelungen, egal<br />

ob sie gestern noch „Ausländerbeirat“ hießen oder heute „Integrationsrat“.<br />

Dies s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e auf Dauer angelegten Alternativen zur gleichberechtigten<br />

politischen Teilhabe. Wie viel E<strong>in</strong>fluss gestatten wir den<br />

Religionen künftig im öffentlichen Leben? Wie halten wir es wirklich<br />

mit der <strong>in</strong>terkulturellen Öffnung? Spiegelt sich <strong>in</strong> der Jugendhilfe diese<br />

vielfältige Gesellschaft wider? Wie sieht die Zukunft des kommunalen<br />

Wahlrechtes aus? Viele dieser unbequemen Fragen s<strong>in</strong>d längst<br />

gestellt und immer noch unbeantwortet. Was machen wir mit den<br />

vielen Leerformeln im gesellschaftlichen Zusammenleben? Ist Sprache<br />

tatsächlich der Schlüssel zur Integration, wenn sich die Benachteiligung<br />

von Akademikern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im E<strong>in</strong>stellungsverfahren<br />

und bei den künftigen beruflichen Aufstiegschancen<br />

weiterh<strong>in</strong> nachweisen lässt? Auch Rassismus stellt ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bahnstraße<br />

oder deutsches Privileg dar, wie uns die Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

um die EU-Neuzuwanderer zeigen. Wie f<strong>in</strong>den wir e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Weg, brisante Themen wie z.B. die Zwangsehe angemessen und<br />

respektvoll mite<strong>in</strong>ander im Dialog zu erörtern? Migration und Zuwanderung,<br />

e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Dauerzustand, wird nie abgeschlossen<br />

se<strong>in</strong> und stellt e<strong>in</strong>e stetige Normalität dar. Dieser Umstand wird uns<br />

immer neue Herausforderungen präsentieren.

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