„Austro-Amerikaner” Roman Jäger - E&W

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HINTERGRUND E&W 11/08
AUSTRO MECHANA MACHT MIT URA FÜR USB-STICKS ERNST
USB-Sticks …? Werden hier
bald nicht mehr verkauft …
Die Verhandlungen und Gespräche mit der Austro Mechana erweisen sich als überaus zäh – die Verwertungsgesellschaft
fordert nun auch eine Urheberrechtsabgabe für USB-Sticks, die über dem Verkaufspreis liegen kann. Damit
würde sich der Kaufpreis des beliebten Speichermediums verdoppeln. Die Folgen sind absehbar: Konsumenten werden
sich die USB-Sticks über das Internet bestellen. Dann hat keiner etwas davon, weder der Fachhandel noch die von der
Austro Mechana vertretenen Künstler.
SELTEN IST SICH DIE BRANCHE derart
einig und derart geschlossen:
Die Austro Mechana hat sich
wieder einmal zum Feindbild des
Elektrofachhandels gemacht. Relativ
spät wurden die neuen Tarife
für 2009 auf der Homepage
veröffentlicht.
Die wesentlichste Änderung:
Demnach sollen nun auch USB-
Sticks und – mögliche Folge eines
Gerichtsstreits – auch Speicherkarten
unter die Regelung fallen
und somit abgabenpflichtig werden
– und dies nicht zu knapp.
Bis zu 22,50 Euro zusätzlich soll
der Händler dem Konsumenten
für USB-Sticks weiterverrechnen.
Für Robert Hartlauer ein nicht
nachvollziehbarer Schritt: „USB-
Sticks werden als Transportmittel
für Daten benützt, so wie früher
die Diskette. Diese Abgabe übersteigt
ja zum Teil die Verkaufspreise
– wie soll man das gegenüber
dem Kunden argumentieren?”,
fragt sich Hartlauer.
Unverkäuflich
Die logische Konsequenz: Kunden
werden es sich zwei Mal
überlegen, ob sie die Speichermedien
in Österreich kaufen oder
einfach über das Internet bestellen.
Bundesgremialobmann Wolfgang
Krejcik stuft die Situation
ähnlich ein und versucht, mit
Austro Mechana auf einen Nenner
zu kommen. Vorerst laufen
Kammer-interne Besprechungen
zu diesem Thema, um geschlossen
gegenüber der Verwertungsgesellschaft
auftreten zu können.
„Die Urheberrechtsabgabe müsste
europaweit vereinheitlicht
werden”, ist Krejcik überzeugt,
„um für fairen Wettbewerb zu
sorgen.”
Teures Pflaster Österreich
Derzeit sticht Österreich in diesem
Punkt unter den EU-Staaten
hervor. „Es gibt zwar in südlichen
Ländern bisweilen höhere Abgabensätze
– aber die werden nicht
exekutiert. Was übrig bleibt, ist der
KURZ UND BÜNDIG:
Tarife für USB-Sticks:
bis 256 MB 2 Euro
bis 512 MB 3 Euro
bis 1GB 3,50 Euro
bis 4 GB 6 Euro
bis 30 GB 9 Euro
bis 60 GB 10,50 Euro
bis 90 GB 12 Euro
bis 120 GB 13,50 Euro
über 120 GB 15 Euro
Es handelt sich um Vertrags -
tarife. Autonome Tarife außerhalb
des Gruppenvertrages sind
um 50 Prozent höher.
Für beide Tarife gilt: Ab 4 GB
gibt es ein Drittel Reduktion,
wenn die USB-Sticks auch für eigene
Aufnahmen verwendet
werden können.
österreichische Handel, der hier
wieder einmal nicht mehr wettbewerbsfähig
ist.”
Der Fachverband der Elektround
Elektronikindustrie schätzt
die Situation ähnlich ein – nur ist
man hier mit Aussagen vorsichtiger.
Branchengerüchte besagen,
dass zwei Hersteller erwägen, die
Austro Mechana zu klagen.
Diese wiederum soll namhafte
Handy-Hersteller, die MP3-Handys
auf den Markt bringen, vor
den Kadi zerren. Schließlich sei
für MP3-Player schon seit längerem
ein Obolus fällig. Nun werden
aber die meisten Handys mit
Speicherkarten aufgerüstet – daher
will die Austro Mechana auch
hier zulangen.
Die Vertragsverhandlungen mit
der Austro Mechana, die auch die
anderen Verwertungsgesellschaften
vertritt, führt aber nicht die Industrie.
Derzeit sitzen die
Bundesgremien des Radio- und
Elektrohandels; des Handels mit
USB-Sticks erfreuen
sich stark
steigender Beliebtheit.
Jetzt hat sie
auch die Austro
Mechana für sich
entdeckt und will
hier ebenfalls
abkassieren – und
das nicht zu knapp.
Maschinen, Computersystemen,
technischem und industriellem
Bedarf; der Warenhäuser und des
Versandhandels sowie der Fachverband
der Audiovisions- und
Filmindustrie am Verhandlungstisch.
Alles nur ein Poker-Spiel?
Bei der Austro Mechana sieht
man die Diskussion gelassen: Man
habe die Tarife verlautbart, „jetzt
gibt es halt Gespräche”, sagt Peter
Dienstl, bei der Austro Mechana
für die URA zuständig. „Ob die
Tarife in diesem Umfang bestehen
bleiben, ist noch offen”,
meint Dienstl – was ein bisschen
nach Kollektivvertragsverhandlungen
riecht. Können sich Wirtschaftskammer
und Austro Mechana
nicht einigen, bleibt noch
der Weg zum Urheberrechtssenat
offen – oder es wird daraus ein
langwieriger Rechtsstreit. ■
INFO: www.aume.at